Aachen feuert Buchwald

SID
Buchwald, Guido, Aachen
© Getty

Aachen - Der in Japan als "Guido-San" verehrte Weltmeister Guido Buchwald ist beim Zweitligisten Alemannia Aachen gescheitert und nach enttäuschendem Saisonverlauf entlassen worden.

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Am Montag gab der Bundesliga-Absteiger die Trennung vom 46-Jährigen bekannt. Buchwald hatte erst vor knapp fünf Monaten als japanischer Meister und Pokalsieger mit den Urawa Red Diamonds sowie Trainer des Jahres in Japan am Tivoli angeheuert.

Buchwald selbst zeigte sich von der Trennung "total überrascht". "Es gab einen Zwei-Jahres-Plan und die Absprache, dass wir uns im Winter zusammensetzen. Erst dann sollte eine erste Zwischenbilanz gezogen werden. Von einem sofortigen Wiederaufstieg war nie die Rede", sagte Buchwald in einem Interview mit der Tageszeitung "Die Welt". 

"Ich habe nur einen Kopf und zwei Arme"

Dem "Reutlinger General-Anzeiger" sagte Buchwald, in Aachen gebe es "viele Träumer". Der Verein sei noch lange nicht  soweit, ständig erstklassig zu sein. Er sei am Montagmorgen von der Freistellung "völlig überrascht" worden.

Als Interimscoach fungiert zunächst Sportdirektor Jörg Schmadtke, der allerdings ganz offensichtlich wenig Lust auf den Job als Fußballlehrer hat. Er erklärte auf der Pressekonferenz am Montagnachmittag ironisch: "Ich bin völlig begeistert. Das war ganz genau die Situation, weshalb ich zur Alemannia gekommen bin."

Es sei kompliziert, sich um die Mannschaft zu kümmern und einen neuen Trainer zu suchen. Schmadtke: "Ich habe nur einen Kopf und zwei Arme."

Laut Aachens Oberbürgermeister Jürgen Linden, gleichzeitig Aufsichtsrats-Chef des Klubs, werde Schmadtke aber mindestens bis zur Winterpause als Interimstrainer bei der Alemannia fungieren.

Keine Perspektive

Nach der 0:1-Niederlage am Sonntag beim FC Augsburg und einem mäßigen neunten Tabellenplatz nach 14 Spieltagen sah sich die Alemannia zum Handeln gezwungen.

Der Abstand zum dritten Aufstiegsrang betrug vor dem Montagsspiel Kaiserslautern - Mainz fünf Punkte. Die Entscheidung über die Entlassung Buchwalds trafen nach Klubangaben übereinstimmend Schmadtke und Geschäftsführer Frithjof Kraemer.

Der Klubs habe die Perspektive vermisst, begründete Linden die Entlassung. Buchwald unterschrieb eine Auflösungsvereinbarung bei den Aachenern, habe laut Kraemer "professionell reagiert und sich von der Mannschaft bereits verabschiedet".

Zusammen mit dem 90er WM-Champion Buchwald musste auch dessen Co-Trainer Jürgen Hartmann gehen. Buchwald wollte sich eigentlich auf dem deutschen Trainermarkt einen Namen machen und begann als erster Weltmeister der Vereinsgeschichte in Aachen.

Unstimmigkeiten mit Schmadtke

Schmadtke will die Trainerverpflichtung indes nicht übers Knie brechen. "Ich kann keinen Trainer aus dem Hut zaubern. Im Schweinsgalopp und ohne Sorgfalt geht das nicht", so der Sportdirektor und Interimscoach.

In Aachen war es kein Geheimnis, dass es schon im Verlaufe der Saison zu Unstimmigkeiten und Differenzen zwischen Schmadtke und Buchwald gekommen war. Zuletzt hatte der langjährige Kapitän des VfB Stuttgart zwar betont, er arbeite sehr gut und konstruktiv mit dem Sportdirektor zusammen, aber das Verhältnis der beiden leitenden Angestellten war offenbar nicht ungetrübt.

Zwischenzeitlich hatte Buchwald sogar selbst von einem "Missverständnis" gesprochen, was seine Arbeit bei der Alemannia anbelangt.

Schmadtke hatte nach dem 0:3 Mitte September beim Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden moniert, man habe "weder ein fixes System, noch eine fixe Formation", wollte dies aber ausdrücklich nicht als Kritik am Coach verstanden wissen....

Fünfter Trainerwechsel der Saison

Auf einem Forum hatte Buchwald zudem erklärt, dass die Unruhe im Umfeld "durch die eine oder andere unglückliche Äußerung auch von mir entstanden ist" und bezeichnete Schmadtke und sich selbst als zwei "Sturköpfe". Buchwald sprach stets in Aachen davon, einen Zweijahresplan in die Tat umsetzen zu wollen. Der Klub hatte aber nicht mehr die nötige Geduld und sah das Saisonziel, um den direkten Wiederaufstieg mitzuspielen, als gefährdet an.

Eine große Diskrepanz herrschte bei der Alemannia zwischen den Leistungen in den Heimspielen (noch ungeschlagen) und den Auftritten in der Fremde. Ausgerechnet beim Erzrivalen 1. FC Köln gelang in dieser Spielzeit der einzige Auswärtssieg.

Dies war den Verantwortlichen der Alemannia aber zu wenig. In der 2. Liga ist es bereits der fünfte Trainerwechsel in der laufenden Saison. Zuvor hatten sich Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden von Djuradj Vasic und der FC Carl Zeiss Jena von Frank Neubarth getrennt, Rainer Hörgl war zudem beim FC Augsburg und zuletzt Wolfgang Frank bei Kickers Offenbach zurückgetreten.