WM

Ghana und Portugal verabschieden sich

John Boye (2.v.r.) erzielte mit einem artistischen wie kuriosen Eigentor die Führung Portugals
© getty

Sowohl Ghana als auch Portugal müssen nach dem letzten Vorrundenspiel der Deutschland-Gruppe die vorzeitige Heimreise von der WM in Brasilien antreten. Die Iberer um Weltfußballer Cristiano Ronaldo gewannen gegen die Black Stars mit 2:1 (1:0), scheiden aber ob des schlechteren Torverhältnisses gegenüber den USA aus.

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Vor 67.540 Zuschauern im Estadio Nacional Mane Garrincha in Brasilia gingen die Portugiesen zunächst dank eines Eigentors von John Boye in Führung (31.), mussten aber nach einer knappen Stunde den Ausgleich durch Ghanas Kapitän Asamoah Gyan hinnehmen (56.).

Nach einem krassen Fehler des zuvor überragenden Keepers Fatau Dauda traf Cristiano Ronaldo mit seinem ersten Tor der Weltmeisterschaft kurz vor Schluss zum Sieg (80.).

Trotz der Niederlage der USA (4 Punkte/Torverhältnis 0) im Parallelspiel gegen Deutschland haben die Black Stars (2/-2) und auch das mit den Amerikanern punktgleiche Portugal (4/-3) das Nachsehen.

Reaktionen:

Paulo Bento (Trainer Portugal): "Die Bilanz ist negativ. Wir haben unser erstes Ziel nicht erreicht. Aufgrund der Art und Weise, wie die drei Spiele liefen, haben wir bekommen, was wir verdient haben. Deutschland und die USA stehen zu Recht im Achtelfinale."

Akwasi Appiah (Trainer Ghana): "Die Entscheidung, zwei Spieler zu suspendieren, erfolgte aus disziplinarischen Gründen. Und dies ist schon ein Tag her. Ich glaube, die Menschen in Ghana sind enttäuscht, aber ich glaube nicht, dass wir enttäuschend gespielt haben. Ich glaube an diese Spielergeneration. Ich werde weitermachen."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Portugal darf Pepe wieder ran, der nach seiner Rotsperre in der Innenverteidigung startet. Veloso rückt aus dem Mittelfeld links in die Viererkette, Costa und Almeida müssen dafür auf die Bank. Auch vorne wirbelt Coach Paulo Bento das Team kräftig durch. William, Amorim und Eder in der Sturmspitze sind im Gegensatz zum Remis gegen die USA neu in der Mannschaft

James Appiah sorgte mit der Suspendierung der Superstars Boateng und Muntari für großes Aufsehen. Badu im defensiven Mittelfeld und Waris auf der Zehn ersetzen die beiden, ansonsten bleibt Ghana unverändert.

5.: Erster Aufreger der Partie! Ronaldo wird rechts die Linie entlang geschickt, seine Flanke aus dem Halbfeld mutiert zum brandgefährlichen Torschuss. Dauda streckt sich vergebens, doch der Keeper hat Glück - der Ball geht an die Latte!

12.: Ronaldo bringt einen Freistoß aus 20 Metern zentral vor dem Tor mit Tempo auf den Kasten. Dauda ist auf dem Posten und faustet die Kugel zur Seite weg.

19.: Das muss es sein! Pereira geht mit Tempo rechts die Linie entlang und flankt an den Fünfer, wo Ronaldo zentral vor dem Tor völlig frei ist. Der Weltfußballer köpft mit Wucht - aber zu unplatziert. Dauda reagiert fantastisch und entschärt den Versuch aus fünf Metern.

20.: Im Gegenzug wird Dauda fast zum Assistgeber, da sein weiter Abschlag zu Gyan im Sechzehner durchrutscht. Der Stürmer wuselt sich zwischen Pepe und Alves durch, scheitert aber aus elf Metern an einer starken Fußabwehr von Beto.

31., 1:0, Boye (Eigentor): Veloso traut sich links mit nach vorne und bringt eine halbhohe Hereingabe an den Fünfer. Boye will unter Bedrängung klären, trifft die Kugel, die kurz davor noch einmal aufsetzt, ganz unglücklich mit dem Knie und verlängert den Ball hoch ins lange Eck. Keine Chance für den Keeper!

40.: Atsu wackelt am linken Strafraumeck Pereira aus, zieht nach innen und versucht den Schlenzer aus 14 Metern. Der Schuss geht einen halben Meter am langen Pfosten vorbei!

51.: Gyan geht von links parallel zum Sechzehner und wird von Nani nicht entscheidend gestört. Sein Abschluss aufs kurze Eck zischt haarscharf am Kasten vorbei!

56., 1:1, Gyan: Asamoah flankt von links sehenswert mit dem linken Außenrist an den zweiten Pfosten. Kapitän Gyan stiehlt sich davon, schüttelt Veloso ab und lässt Bento mit einem wuchtigen Kopfball aus wenigen Metern keine Chance!

61.: Wieder greift Ghana über links an, diesmal ist Gyan der Flankengeber. In der Mitte stimmt die Zuordnung nicht, Waris kommt aus fünf Metern vollkommen frei zum Kopfball - schafft aber das Kunststück, die Kugel daneben zu setzen!

80., 2:1, Ronaldo: 80 Minuten hält Dauda fantastisch, dann kommt eine Bogenlampe in den Fünfer, die der Keeper nicht fängt, sondern in den Strafraum zurück schubst. Da steht Ronaldo vollkommen blank und schießt den Ball cool in die rechte Ecke.

Fazit: Portugal fährt einen verdienten Dreier ein, hat aber Glück, dass der Leistungsabfall nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich und die Inkonsequenz vor dem Tor ohne Konsequenzen bleibt.

Der Star des Spiels: Cristiano Ronaldo (SPOX-Note 2). Der Weltfußballer zeigte nach zwei blassen Auftritten sein Können und machte von Anfang an enorm Betrieb. War der Fixpunkt im Angriff der Portugiesen und hatte bei den meisten gefährlichen Aktionen seine Füße im Spiel. Belohnte sich mit dem späten Treffer unter gütiger Mithilfe von Keeper Dauda und wurde so zum Matchwinner.

Der Flop des Spiels: Harrison Afful (SPOX-Note 5). Hatte mit der variablen Offensive Portugals zu jeder Zeit große Probleme und gewann gegen Nani und Co. nur die Hälfte seiner Zweikämpfe. Auch im Spiel nach vorne kein Faktor mit einer sehr bescheidenen Passquote von 65,8 Prozent und 23 Ballverlusten.

Der Schiedsrichter: Nawaf Shukralla (Bahrain) zeigte eine durchwachsene Leistung und machte hier und da eine unglückliche Figur. Hätte Badu und Boye nach deren überharten Einsteigen (11.) früh im Spiel verwarnen können. Vereitelte zudem einen guten Angriff Ghanas, als er bei einem Pass von Ayew im Weg stand und den Ball ungewollt abblockte (30.). Gyan (43.) und Ronaldo (73.) keine Elfmeter zu geben, war dagegen richtig.

Das fiel auf:

  • Portugal zeigte nach zwei enttäuschenden Vorstellungen einen engagierten Beginn und riss die Kontrolle über die Partie direkt an sich. Die Iberer waren präsenter in den Zweikämpfen und suchten immer wieder schnell den Weg in die Spitze, was den in allen Mannschaftsteilen hektisch agierenden Black Stars merklich zusetzte.
  • Im Spiel nach vorne agierte die portugiesische Offensive sehr variabel. Nani, Eder und Ronaldo tauschten ständig die Positionen. Dabei wurde natürlich vor allem der Weltfußballer von den Mitspielern gesucht, der sehr entschlossen auftrat und sich schon nach 19 Minuten drei aussichtsreiche Chancen erarbeitet hatte.
  • Bei den Portugiesen fielen vor allem die sehr offensiv agierenden Außenverteidiger auf, die immer wieder mit Tempo in die Tiefe gingen und die ghanaische Hintermannschaft in die Bredouille brachten.
  • Auf der anderen Seite agierten die Afrikaner zu unpräzise im Spiel nach vorne, als dass sie aus den sich so ergebenden Räumen Profit schlagen konnten. Ghana gelang wenig Konstruktives, auch wegen der vielen Ballverluste schon früh im Aufbauspiel.
  • Der Ausgleich Ghanas nach einer knappen Stunde war ein merklicher Schock für Portugal - und die Initialzündung für die Black Stars. Es ging jetzt schnell, präziser und gefährlicher nach vorne, während die Iberer nicht mehr so dominant auftraten und nur durch einen eklatanten Torwartfehler zum Sieg kamen.

Portugal - Ghana: Die Statistik zum Spiel