WM

Messis Geistesblitz sorgt für den Sieg

Im ersten WM-Spiel im Maracana fiel das schnellste Eigentor der WM-Geschichte
© getty

Argentinien ist mit einem 2:1 (1:0) gegen Bosnien-Herzegowina in die WM 2014 gestartet. Die Südamerikaner bekleckerten sich beim Erfolg gegen den WM-Debütanten aber nicht mit Ruhm.

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Schalkes Sead Kolasinac bugsierte nach drei Minuten den Ball ins eigene Tor und fabrizierte damit das schnellste Eigentor der WM-Geschichte.

Lionel Messi, der schon den Freistoß vor dem 1:0 trat, besorgte in der 65. Minute das 2:0. Für Messi war es erst das zweite Tor bei einer Weltmeisterschaft - seinen ersten WM-Treffer erzielte der Superstar des FC Barcelona 2006.

Der eingewechselte Vedad Ibisevic (84.) besorgte Bosniens erstes WM-Tor, welches aber nicht zu einem Punktgewinn genügte.

Die Reaktionen:

Alejandro Sabella (Trainer Argentinien): "Es waren zwei völlig verschiedene Halbzeiten. In der ersten haben wir Bosnien kontrolliert, aber hatten keine Durchschlagskraft. Das war nach dem Wechsel und unseren Umstellungen anders. Dann haben die anderen Lionel Messi auch mehr unterstützt, wenn er den Ball hatte. Ich würde uns sechs von zehn Punkten geben, aber wir müssen uns sicher verbessern."

Safet Susic (Trainer Bosnien-Herzegowina): "Wir sind realistische Leute. Wir wollten gegen einen der Titelkandidaten so zäh wie möglich sein, das ist uns gelungen. Ich bin zufrieden mit dem, was ich gesehen habe. Wir hatten Pech mit dem Eigentor, aber gegen Argentinien brauchst du Glück, wenn du was holen willst. Ich kann den Fans versprechen: sie haben noch nicht alles von uns gesehen!"

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Argentinien setzt auf den Trend der WM und spielt mit Dreierkette. Vorne bekommt Agüero den Vorzug vor Higuain. Bei Bosnien bleibt Salihovic, der zuletzt angeschlagen war, zunächst auf der Bank.

3, 1:0, Kolasinac (Eigentor): Nach einem Foul von Mujdza an Agüero am linken Flügel gibt es Freistoß für Argentinien. Messi schlägt die Flanke in den Sechzehner, Rojo verlängert im Fünfer vor die Füße von Kolasinac, der dann unglücklich aus fünf Metern rechts vorm Tor in den Kasten abfälscht.

14.: Misimovic spielt einen tollen Pass aus 35 Metern Torentfernung in den Lauf von Hajrovic, dem der Ball aber im Strafraum frei vor Romero verspringt. So kommt der Keeper in letzter Sekunde noch dran und rettet.

19.: Hektik im Strafraum Bosniens: Nach Vorlage von Rojo von der linken Seite versucht Agüero den Abschluss aus 14 Metern halblinker Position. Doch der Schuss wird frühzeitig abgeblockt und im Nachfassen geklärt.

33.: Dzeko kommt 17 Meter zentral vor dem Tor an den Ball, setzt sich gegen zwei Mann durch und versucht dann den Schuss aus der Drehung. Der Ball geht aber hoch übers Tor. Lulic wäre links vorm Strafraum im Übrigen frei gewesen.

41.: Ecke Bosnien. Von der rechten Seite hereingeschlagen kommt Lulic aus sieben Metern rechter Position zum Kopfball. Der Ball rauscht Richtung rechtes Eck, doch Romero taucht rechtzeitig ab und rettet die Führung seines Teams.

50.: Hajrovic führt einen Freistoß aus 24 Metern halbrechter Position direkt aus. Der Schuss geht über die Mauer, aber auch genau in die Arme von Romero.

60.: Messi dribbelt durch die Mitte, zieht gleich zwei Mann auf sich und passt dann nach rechts zu Agüero, der aus 20 Metern rechter Position abzieht. Sein Schuss ist aber kein Problem für Begovic.

65., 2:0, Messi: Messi schnappt sich den Ball im rechten Mittelfeld, trägt ihn zum Strafraum und spielt dann den Doppelpass mit Higuain, der ihn frei zum Schuss kommen lässt. Messi zieht dann ab aus 17 Metern zentraler Position, der Ball kracht unten links an den innenpfosten und von dort ins Netz.

76.: Agüero sprintet durch die Mitte bis kurz vor den Strafraum und schließt dann mit letzter Kraft aus 19 Metern halbrechter Position ab. Der Ball geht aber unten rechts vorbei. Immerhin aber mal wieder ein Abschluss.

84, 2:1, Ibisevic: Wie aus dem Nichts spielt Lulic einen starken Pass in den Lauf von Ibisevic, der sich links im Strafraum davon stiehlt und dann flach aus elf Metern linker Position unter Romero einschiebt. Der Keeper ist noch dran, kann den Ball aber nicht stoppen.

Fazit: Verdienter Argentinien-Sieg, auch wenn man die erste Halbzeit komplett verschenkte, weil Trainer Sabella auf das falsche Konzept setzte.

Der Star des Spiels: Lionel Messi (SPOX-Note 2). Er verlor vor der Pause viele Bälle, nach der Pause gelangen ihm einige Aktionen erneut nicht. Aber: Das erste Tor bereitet er vor, das 2:0 macht er selbst - und das auf eine überragende Art und Weise. An ihm führt daher kein Weg vorbei.

Der Flop des Spiels: Edin Dzeko (SPOX-Note 5). Sein erstes WM-Spiel absolvierte der Angreifer ohne Torschuss. Der Stürmer war zwar viel unterwegs und suchte viele Zweikämpfe, war aber als Abnehmer im Strafraum nicht zu gebrauchen und daher komplett ungefährlich.

Der Schiedsrichter: Joel Aguilar aus El Salvador ist ein Mann der Gesten. Er setzt sich gerne selbst in Szene, was nicht jedermanns Geschmack ist. Aber: Er hat einen guten Job gemacht, ohne größere Fehler. Auch schön: Irgendwann verzichtete er auf die Spraydose.

Das fiel auf:

  • Nicht nur ob des frühen Gegentores: Bosnien benötigte fast die Hälfte der ersten Halbzeit, um die greifbare Nervosität abzulegen. Überhastete Vorgehensweise, schlampiges Passspiel, zu dem sich selbst Torhüter Begovic mit zu schnellen - und ungenauen - Abstößen gesellte.
  • Argentiniens neukonzipiertes 3-1-5-1 funktionierte nicht, weil sich viele Einzelspieler schlecht bewegten: Zwar hatte Argentinien bei Ballbesitz nominelle Überlegenheit, der ballführende (meistens Mascherano) hatte aber oft nur eine Anspielstation. Einfach zu verteidigen.
  • Problem Lionel Messi: Der Angreifer ließ sich oft zurückfallen, wurde aber durch relativ einfache Mittel (Dopplung) zugestellt und produzierte Ballverluste en masse, weil er selten eine zweite Option bekam, als sich im Alleingang durchzusetzen.
  • Sabella reagierte nach der Pause auf die Problematik, brachte Higuain und Gago für Maxi und Campagnaro und stellte damit auf ein 4-4-2. Folge: Argentinien zwar nicht gefährlicher, aber deutlich aufgeräumter und sicherer im Passverkehr. Vor allem Gago sorgte für Stabilität.
  • Bosniens Aktivposten war Izet Hajrovic, der sich bewegte und selten die Position auf der rechten Seite hielt. Aber: Er war die große Ausnahme. Bosnien bemüht, aber zu durchsichtig im Offensivspiel - daher auch mit wenig Chancen. Mit etwas mehr Mut kann Bosnien die nächsten Spiele erfolgreich gestalten.

Argentinien - Bosnien-Herzegovina: Die Statistik zum Spiel