WM

Hitzfeld: Kein Dschungel-König

SID
Ottmar Hitzfeld steht mit der Schweiz vor dem wichtigsten Spiel seiner Karriere
© getty

Negative Presse und ein "Alles-oder-Nichts"-Spiel vor der Brust: Ausgerechnet vor seinem möglicherweise letzten Auftritt als Trainer am Mitwoch (22.00 Uhr im LIVE-TICKER) weht dem Schweizer Nationalcoach Ottmar Hitzfeld ein scharfer Wind ins Gesicht.

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Rein theoretisch könnte Ottmar Hitzfeld am Donnerstag bereits Rentner sein und gleich vor dem Hotel in Manaus einen der beliebten Dschungel-Trips buchen. Ohne Zeitlimit - befreit von allen Pflichten. Ottmar als Hobby-Tarzan sozusagen.

Doch an den drohenden Ruhestand verschwendet der 65-jährige Hitzfeld vor dem "Alles-oder-Nichts"-Spiel seiner Schweizer im brasilianischen Regenwald am Mittwoch gegen Honduras (22.00 Uhr im LIVE-TICKER) keinen Gedanken. "Ich habe noch gar nicht überlegt, dass es mein letztes Spiel sein könnte", sagte der Lörracher und gab sich zuversichtlich: "Ich gehe davon aus, dass es nicht mein letztes ist. Wir werden gewinnen."

Wiedergutmachung für Debakel

Ihr dritter Achtelfinal-Einzug bei einer WM seit 1994 ist allerdings nur bei einem deutlichen Sieg der Eidgenossen sicher. Ansonsten ist das Hitzfeld-Team auf gleichzeitige Schützenhilfe der Franzosen gegen Ecuador angewiesen.

Die "Nati" jedenfalls brennt nach dem 2:5-Debakel gegen "Les Bleus" am vergangenen Freitag auf Wiedergutmachung. "Jetzt müssen wir Charakter zeigen und ein großes Spiel zeigen. Es gilt, bei dem Klima dort den inneren Schweinehund zu überwinden", sagte Bayern Münchens Profi Xherdan Shaqiri, während sein Kollege Blerim Dzemaili versprach: "Unser Ziel ist es, Hitzfeld einen guten Abschluss zu bereiten."

"Sankt Gottmar", wie er einst in der Alpenrepublik voller Bewunderung genannt wurde, spürt derzeit allerdings mächtigen Gegenwind. Einige Schweizer Medien ("Das ist Fußball aus der Vergangenheit") lassen kein gutes Haar an den Entscheidungen von Hitzfeld, der mit sieben Bundesliga-Titeln und zwei Champions-League-Siegen hinter Udo Lattek der erfolgreichste deutsche Klubcoach ist.

"Frei von Tempo"

Die Aargauer Zeitung lästerte, die Mannschaft sei "das Abbild" ihres Trainers. Sie spiele "ohne Feuer und Leidenschaft. Ängstlich. Nervös. Nie überraschend, frei von Tempo." Hitzfeld wird vorgeworfen, stur auf das "4-2-3-1"-System zu setzen. Plan B? Fehlanzeige.

Auch die Formschwäche einiger Leistungsträger wird dem ehemaligen Münchner und Dortmunder Meistertrainer angelastet. "Warum spielt Shaqiri im Verein mit so viel Feuer und ist im Nationalteam nur noch ein Ärgernis?", fragte das Blatt. Mittelfeld-Dribbler Shaqiri wehrte sich gegen die Kritik an seiner Person. "Man darf nicht erwarten, dass ich die Spiele alleine entscheide", sagte der 22-Jährige.

Team näher zusammengerückt

Vielleicht bringt Shaqiri am Mittwoch die Tatsache Glück, dass er vor vier Jahren ausgerechnet gegen Honduras sein WM-Debüt gegeben hatte. Damals war die Schweiz gegen die Mittelamerikaner allerdings nicht über eine Nullnummer hinausgekommen - und verpasste in Südafrika letztlich den Sprung ins Achtelfinale.

Das soll diesmal besser werden. Auch, weil die Pleite gegen Frankreich offenbar einen positiven Effekt hatte. "Zwei Sachen hätten passieren können: Entweder die Spieler attackieren sich gegenseitig oder das Team rückt näher zusammen. Bei uns ist Letzteres passiert", behauptete Neapel-Legionär Valon Behrami.

Allerdings müssen die Eidgenossen (3 Punkte) auf ihren Abwehrchef Steve von Bergen (Bruch des Augenhöhlenbodens) verzichten. Der 31-Jährige ist bereits in die Schweiz zurückgekehrt und erholt sich. Ein Umstand, den Hitzfeld noch so lange wie möglich herauszögern will.

Der Kader der Schweiz im Überblick

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