WM

Siegreicher Abschluss der Furia Roja

Von Daniel Reimann
Geniestreich: Das 1:0 erzielte David Villa (r.) per Hacke)
© getty

Die bereits ausgeschiedenen Spanier feiern einen halbwegs versöhnlichen Abschied von der WM 2014. Im letzten Gruppenspiel schlug die Furia Roja Australien mit 3:0 (1:0).

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Vor 39.000 Zuschauern in der Arena da Baixada in Curitiba sorgte David Villa per Hackentreffer für die sehenswerte Führung Spaniens (36.). Damit hat Villa nun neun WM-Tore auf dem Konto, von den aktiven Spielern hat nur Miroslav Klose (15) mehr. Zudem erzielte er sieben der letzten elf WM-Treffer der Seleccion.

In Durchgang zwei legten Fernando Torres (70.) und der eingewechselte Juan Mata (82.) nach. Andres Iniesta bestritt indes sein 100. Spiel für die spanische Nationalmannschaft.

Spanien verabschiedet sich mit drei Zählern aus der Gruppe B, Australien hingegen bleibt erstmals bei einer WM-Teilnahme komplett punktlos.

Reaktionen:

Ange Postecoglou (Trainer Australien): "Es ist natürlich enttäuschend, sich so aus dem Turnier zu verabschieden. Die ersten zehn Minuten waren gut, letztlich hat man dann aber die Müdigkeit gespürt."

Vicente del Bosque (Trainer Spanien): "Wir haben uns in Würde verabschiedet. Die Spieler haben heute ihr Bestes gegeben. Über meine Zukunft werde ich in den nächsten Tagen oder Wochen entscheiden."

David Villa (Spanien): "Ich würde liebend gerne eines Tages in die Nationalmannschaft zurückkehren, aber man muss realistisch sein. Ich habe mich entschieden, in die MLS zu gehen und werde deshalb einige Monate nicht spielen."

2 Jokertore! Dritter Sieg für gnadenlose Elftal

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Spanien beginnt runderneuert! Reina im Kasten, hinten dürften Albiol (innen) und Juanfran (rechts) ran. Im Mittelfeld kommen Koke und Cazorla zum Startelf-Debüt bei dieser WM, im Sturm beginnen Torres und Villa.

Bei Australien gibt es zwei Wechsel. Der gelb-gesperrte Top-Torjäger Cahill wird durch Taggart ersetzt, im Mittelfeld-Zentrum beginnt Bresciano statt Bozanic.

21.: Iniesta hat den Ball an der rechten Strafraumkante unter Kontrolle und sieht Villa am linken Fünfereck. Die Flanke von nimmt Villa volley - links am Kasten vorbei!

23.: Alba kommt im Strafraum an den Ball und geht über links aus spitzem Winkel auf den Keeper der Australier zu. Sein Schuss aus sieben Metern ist aber zu unplatziert. Ryan hat keinerlei Probleme.

34.: Mit zwei Übersteigern am linken Fünfmetereck lässt Villa Jedinak aussteigen und gibt den Ball scharf nach innen. Torres und Cazorla verpassen beide knapp.

36., 0:1, Villa: Iniesta spielt einen Traumpass auf den über rechts startenden Juanfran, der bis zur Grundlinie durchgeht. Von dort bedient er den am Fünfmeterraum freistehenden Villa mit einer flachen Hereingabe, die der Routinier per Hacke ins Tor verlängert.

41.: Koke versucht es aus gut 30 Metern mit einem Distanzschuss. Ryan lenkt den Ball links am Tor vorbei zur zweiten Ecke für die Spanier.

56.: Villa macht Platz für Mata - das dürfte es mit seiner Nationalmannschaftskarriere gewesen sein. Villa küsst das Trikot, auf der Bank lässt er seinen Emotionen freien Lauf.

70., 0:2, Torres: Der überragende Iniesta mit einem erneuten Zuckerpass in die Spitze auf Torres, der auf halblinker Position im Strafraum völlig frei vor Ryan steht und den Ball flach ins lange Eck schiebt.

82., 0:3, Mata: Iniesta leitet wieder mit einem Steilpass auf Fabregas ein. Der Neu-Londoner spielt vom linken Strafraumeck einen schönen hohen Querpass auf Mata, der am rechten Fünfereck alleine vor Ryan steht und den Keeper der Socceroos zum 3:0 tunnelt.

Fazit: Souveräner Sieg von frei aufspielenden Spaniern, die gegen nachlässige verteidigende Australier ihre Spielfreude wieder entdeckten.

Der Star des Spiels: Andres Iniesta. (SPOX-Note 1,5) In dem Spiel, in dem es um nichts geht, ist Iniesta plötzlich wieder der Alte. Der 30-Jährige präsentierte sich spielfreudig und ideenreich, wenn auch im eigenen Antritt nicht ganz so explosiv. War dafür an allen drei Toren mit fantastischen Pässen beteiligt.

Der Flop des Spiels: Matthew Leckie. (SPOX-Note 5) Nahm kaum am Spiel teil, sein einziger brauchbarer Arbeitsnachweis war ein Alibi-Schüsschen in der fünften Minute. Fiel sonst durch überschaubares Engagement, schwaches Zweikampfverhalten und Fehlpässe auf. Gilt allerdings für einige seiner Mitstreiter ebenso.

Der Schiedsrichter: Nawaf Shukralla (Bahrain). Ein wundervolles Spiel für einen Referee. Nahezu überhaupt keine Härte, kaum knifflige Zweikampfentscheidungen, lediglich ein paar relevante Abseitsstellungen. Die wurden von seinen Assistenten fehlerfrei identifiziert. Rundum souveräne Leitung eines dankbaren Spiels, einzig Torres' Einsatz gegen Spiranovic vor dem 3:0 hätte man auch als Unterlaufen werten können.

Das fiel auf:

  • Zunächst hatte Spanien einige Abstimmungsprobleme wegen der zahlreichen Neuerungen in der Startelf. Die vielen Positionswechsel schafften Räume, die zu selten genutzt wurden und teilweise ein überflüssiges Überangebot auf kleinem Raum im spanischen Mittelfeld. Dieses Manko der Anfangsminuten konnte die Furia Roja allerdings schnell abstimmen.
  • Nach einer kurzen Findungsphase entwickelte Spanien zum ersten Mal bei dieser WM ein Tiki-Taka, das seinem ursprünglichen Erfolgsfußball tatsächlich entsprach. Offensiv zeigte Del Bosques Elf mehr Varianz bei Laufwegen und Passspiel, dazu die bisher vermisste Zielstrebigkeit im Abschluss.
  • Zugegeben, Australien machte es Spanien auch nicht derart schwer wie Chile oder die Niederlande. Im Defensivzentrum versuchten sich die Socceroos nicht etwa durch kluges Stellungsspiel, sondern vielmehr durch ein schlichtes Zusammenziehen sämtlicher Spieler vor oder im eigenen Strafraum Spaniens Ballbesitzspiel zu erwehren. Bei schnellerem Umschalten, das Spanien bei dieser WM oft vermissen ließ, wurde dem Gegner vor allem in den Halbräumen viel Platz überlassen.
  • Nach Wiederanpfiff machte sich die mangelnde Relevanz des Spiels - oder nennen wir es freundlich: Müdigkeit - auf beiden Seiten bemerkbar. Spanien investierte deutlich weniger, weshalb das Kombinationsspiel ins Stocken geriet. Dafür kam Australien vor allem dank der spritzigen Einwechselspieler Halloran und Troisi zu kleineren Chancen, die jedoch nicht genutzt wurden.

Australien - Spanien: Die Statistik zum Spiel