WM

Finke vor Abschiedsvorstellung

SID
Volker Finke verabschiedet sich mit Kamerun aus der WM
© getty

Volker Finke hat seine "unzähmbaren Löwen" nicht gebändigt. Der Auftritt gegen Gastgeber Brasilien dürfte daher die Abschiedsvorstellung des 66-Jährigen als Trainer Kameruns sein.

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Abschiedsvorstellung statt Achtelfinale: Nachdem Volker Finke die "unzähmbaren Löwen" nicht gebändigt hat, ist seine Ablösung als Nationaltrainer Kameruns nach dem letzten WM-Gruppenspiel gegen Gastgeber Brasilien wohl beschlossene Sache. Punktlos, torlos, chancenlos - der 66-Jährige hatte sich seine WM-Premiere ganz anders vorgestellt. "Wir sind alle sehr enttäuscht", räumte ein sichtlich deprimierter Finke ein.

Mit seiner Mannschaft will er am Montag (22.00 Uhr) in Brasília trotzdem zum Partyschreck werden und den Rekordweltmeister aus dem Turnier werfen. "Wir wollen uns anständig verabschieden - wenn möglich, mit einem Sieg. Ich werde dem Team ein anderes Gesicht geben", versprach Finke. Nach der Niederlage gegen Mexiko (0:1) und dem desaströsen Auftritt gegen Kroatien (0:4) glaubt Finke daran aber wohl selbst nicht mehr. Turnierübergreifend hat Kamerun sechs Spiele in Serie verloren.

Prämienstreit, Streikandrohung, Undiszipliniertheiten - der Mathematiklehrer hat nicht die richtige Erfolgsformel gefunden und ist an der eigenwilligen Mannschaft gescheitert. Daher scheint es unwahrscheinlich, dass er bis zu seinem Vertragsende 2015 im Amt bleiben wird. Finke selber wollte sich vor dem Spiel gegen Brasilien nicht weiter zu diesem Thema äußern. Man müsse alles "erst einmal aufarbeiten" und einen "kühlen Kopf" bekommen.

Milla übt Kritik

Dafür redeten andere. Kameruns Ikone Roger Milla kritisierte Finke, der seit Mai 2013 den Posten bekleidet, scharf. Der Trainer habe keine nachvollziehbare Strategie, er gebe der Mannschaft kein Gesicht, sagte Milla. Er kommt zu dem Ergebnis: "Er ist inkompetent."

Unterstützung erhielt Finke derweil von Winfried Schäfer, der Kamerun drei Jahre betreut und zur WM 2002 geführt hatte. "Die Spieler sind wie ein Löwenkäfig, sie brauchen einen Trainer als Dompteur", meinte Schäfer und fügte mit Blick auf den Prämienstreit an: "Immer das Geld. Arbeiten vier Jahre hart und zerstören dann alles wegen eines dummen Streits um Geld."

Kameruns Verband knöpfte sich nach dem peinlichen Auftritt gegen die Kroaten aber zunächst einmal die Spieler vor. "Die jüngsten Gewalthandlungen, die während des Spiels gegen Kroatien stattfanden, entsprechen nicht den Werten des Fair Play und des Respekts, die unser Verband, das Trainerteam und die Mannschaft fordern", schrieb der Verband Fecafoot auf seiner Internetseite und sprach von einem "schändlichen Verhalten".

Mannschaft nicht im Griff

Die Rote Karte gegen Alexandre Song nach einer Tätlichkeit gegen Bayern-Stürmer Mario Mandzukic sowie der Kopfstoß von Benoit Assou-Ekotto gegen seinen Teamkollegen Benjamin Moukandjo belegen aber auch: Finke hat die schwierige Mannschaft nicht im Griff.

Entsprechend angefressen ist der langjährige Freiburger Coach vor seinem wohl letzten Spiel als Nationaltrainer der Afrikaner: "Ich hasse es, so etwas zu sehen. Das ist nicht akzeptabel. Das war eine Schande und wird Konsequenzen haben." Wohl auch für ihn.

Die Nationalmannschaft Kameruns auf einen Blick

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