WM

Uruguays Präsident pestet gegen FIFA

SID
Jose Mujica (3.v.l.) ist wegen der Suarez-Sperre erbost - und lässt es die FIFA wissen
© getty

Die drakonische Strafe für Luis Suarez nach dessen Beißattacke gegen Italiens Giorgio Chiellini schlägt in Uruguay weiter hohe Wellen. Der Staatspräsident ist außer sich vor Wut.

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Die Sperre von Luis Suarez führt in Uruguay immer mehr zu einem Aufschrei der Entrüstung. Sogar Staatspräsident Jose Mujica meldete sich mit wüstesten Beschimpfungen in Richtung des Fußball-Weltverbandes FIFA zu Wort.

"Die FIFA ist ein Haufen alter Hurensöhne", wetterte Mujica in einem Interview bei einem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender in Uruguay.

Mujica war aber noch nicht fertig. Der Journalist fragte nach, ob er die Aussagen veröffentlichen dürfe. Mujica stimmte zu: "Von meiner Seite sicher."

Unterstützung bekam er von seiner Frau, Senatorin Lucia Topolansky: "Ich kann die Bemerkungen des Präsidenten nur befürworten." Mujica war kaum zu stoppen: "Sie können ihn sperren, aber nicht diese faschistische Sanktion aussprechen!"

Die FIFA reagierte am Montag gelassen auf die Entgleisungen. "Wir haben es in den Medien mitbekommen. Aber es gibt vonseiten der FIFA keinen Kommentar dazu", sagte FIFA-Sprecherin Delia Fischer.

Grundsätzliches Verständnis

Am Freitag hatte Mujica bereits in seiner wöchentlichen Radioansprache gesagt, dass der Vorgang "als einer der dunkelsten Momente in der Geschichte des Weltfußballs" in Erinnerung bleiben werde.

Der 27-jährige Suarez war von der Disziplinarkommission der FIFA für neun Spiele und vier Monate gesperrt worden. Der Torjäger des FC Liverpool musste seine WM-Akkreditierung abgeben und reiste inzwischen nach Hause.

Der 79 Jahre alte Mujica zeigte grundsätzlich Verständnis für eine Bestrafung von Suarez, das Strafmaß der FIFA hält er allerdings für völlig unangemessen. Der Staatspräsident hatte Suarez nach dessen Abreise aus Brasilien am Donnerstag am Flughafen in Montevideo begrüßt.

Kein Suarez, keine Chance

Suarez hatte im letzten Vorrundenspiel des Weltmeisters von 1930 und 1950 den Italiener Giorgio Chiellini in die Schulter gebissen. Aufgrund der TV-Bilder war er verurteilt worden, nachdem der Schiedsrichter die Szene nicht gesehen und nicht geahndet hatte.

Außer der Neun-Spiele-Sperre darf Wiederholungstäter Suarez zudem vier Monate lang an keinerlei Aktivitäten in Zusammenhang mit Fußball teilnehmen und muss eine Geldstrafe in Höhe von 100.000 Schweizer Franken (82.000 Euro) bezahlen. Uruguay war im Anschluss ohne Suarez im Achtelfinale gegen Kolumbien (0:2) am vergangenen Samstag ausgeschieden.

In seiner Stellungnahme an die Disziplinar-Kommission der FIFA hatte der Torschützenkönig der englischen Premier League einen Biss gegen Chiellini bestritten.

"Ich habe mein Gleichgewicht verloren und bin auf meinen Gegenspieler gefallen. In diesem Moment traf mein Gesicht den Spieler, was einen kleinen Erguss und scharfe Schmerzen in den Zähnen verursachte", hatte Suárez zu Protokoll gegeben. Es sei in keinem Fall "ein Biss oder der Versuch eines Bisses" gewesen.

Tabarez findet Strafe "maßlos"

Auch Uruguay-Trainer Oscar Tabarez hatte sich für seinen Starspieler eingesetzt. Tabarez hatte vor Achtelfinale eine Erklärung vorbereitet, er las sie zum Teil von einem mitgebrachten Schriftstück ab.

"Maßlos", nannte er die Strafe des Disziplinarkomitees der FIFA. Das Gremium habe seine Macht "auf diskriminierende Weise missbraucht und aus Suarez einen "Sündenbock" gemacht.

"Dabei wird vergessen, dass es sich hier um einen Menschen handelt." Aus Protest gegen das Urteil werde er aus der Strategiekommission der FIFA zurücktreten, hatte er angekündigt.

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