WM

Alter schützt vor Torwart nicht

Von Marco Nehmer
Faryd Mondragon wurde gegen Japan in der 85. Minute eingewechselt
© getty

Faryd Mondragon trägt sich in die Geschichtsbücher ein, während die Super-Subs weiter Tor um Tor erzielen. Griechenland feiert gleich in mehrfacher Hinsicht, Italien erleidet Schiffbruch. Derweil sammelt Costa Rica so viele Punkte wie drei Ex-Weltmeister zusammen. Der 12. Spieltag der WM in Zahlen - mit Unterstützung von OPTA.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Der ewige Faryd: Trainer Jose Pekerman machte das für die bereits qualifizierten Kolumbianer eher unbedeutende letzte Gruppenspiel gegen Japan am Ende doch noch zu einem historischen. In der 85. Minute brachte er Torhüter Faryd Mondragon, der sich mit stolzen 43 Jahren und drei Tagen nun ältester WM-Spieler aller Zeiten nennen darf. Der Ex-Kölner löste den Kameruner Roger Milla (42 Jahre, 39 Tage) ab, der 1994 als Fußball-Methusalem noch einmal für Furore sorgte und sogar ein Tor erzielte. Damals in den USA im zarten Alter von 23 Jahren auf Kolumbiens Ersatzbank: Faryd Mondragon.

Gefahr von der Bank: Es regnet weiter fleißig Jokertore bei dieser WM. Andreas Samaris (Griechenland), Wilfried Bony (Elfenbeinküste) und James Rodriguez (Kolumbien) erzielten die WM-Treffer 22, 23 und 24, die von Bankangestellten beigesteuert wurden. Damit überflügelten die Einwechselspieler in Sachen Torgefahr schon jetzt ihre Kollegen von 2006, die mit 23 Buden den Rekord hielten. Der Grieche Samaris ist übrigens der erste, dem dieses Kunststück in Brasilien bereits in der ersten Hälfte gelang.

Im Olymp: Überhaupt war es ein Freudenfest für die Griechen an diesem dritten Gruppenspieltag. Samaris trug sich gegen die Elfenbeinküste als erster Joker der hellenischen WM-Historie in die Geschichtsbücher ein - zuvor gab es bei zwei Teilnahmen überhaupt erst zwei Tore für die Südeuropäer. Da auch noch Georgios Samaras in der Nachspielzeit zum Sieg vom Punkt traf, verdoppelte Hellas prompt in einem Spiel seine Gesamtausbeute. Das Tor des Celtic-Angreifers beendete zudem dessen 1478 Minuten währende Torflaute.

Mamma mia! Die Griechen stehen damit erstmals im Achtelfinale - zehn Jahre nach dem EM-Triumph und weitere zehn Jahre nach der ersten WM-Teilnahme. Historisch war das abschließende Spiel auch für die Italiener. Allerdings im Schlechten. Der Weltmeister von 2006 scheidet nach dem 0:1 gegen Uruguay wie schon 2010 nach der Vorrunde aus, verliert zudem erstmals seit 1978 wieder zwei WM-Spiele in Folge. Zwei aufeinanderfolgende Spiele ohne eigenen Treffer hatte es zudem zuletzt 1970 gegeben.

Pirlo schnappt sich Zoff: Da dürfte es für den Altmeister auch kein Trost sein, mit seinem wohl letzten Auftritt bei einer Weltmeisterschaft mit einer Ikone des italienischen Fußballs gleichgezogen zu sein. Andrea Pirlos 112. Länderspiel hievte den Juve-Regisseur auf eine Stufe mit dem legendären Dino Zoff. Beide teilen sich nun Rang vier der italienischen Rekordspieler. Der Torhüter trat nach 112 Einsätzen mit 40 Jahren aus der Squadra Azzurra zurück. Sein letztes Spiel, ein 3:1 gegen Deutschland 1982, verlief dabei etwas glücklicher als das von Pirlo: Nach Abpfiff war Zoff Weltmeister.

Der ruhende Ball: Will Italien beim nächsten Mal in Russland wieder ein Spiel in der K.o.-Phase bestreiten, wäre im Training ein verstärktes Augenmerk auf das Defensivverhalten bei Standardsituationen des Gegners ratsam. Die Azzurri kassierten sieben ihrer letzten zehn WM-Gegentore nach ruhenden Bällen. Grund zur Freude auf der anderen Seite: Diego Godins Schultertor bescherte den Südamerikanern im 50. WM-Spiel ein standesgemäßes Jubiläum.

Zahnlose Löwen: Die Three Lions kehren einmal mehr mit langen Gesichtern auf die Insel zurück. Drei Spiele, ein mageres Pünktchen, 2:4 Tore - England verabschiedet sich aus Brasilien mit einer katastrophalen Bilanz. Das erste Ausscheiden einer englischen Elf bei einer Endrunde seit 1958 stand schon vor dem letzten Spiel gegen Costa Rica fest, das 0:0 - das elfte in der WM-Historie Englands und damit Rekord - offenbarte aber noch einmal die Probleme der Inselkicker. In den letzten acht WM-Spielen trafen die Erben von Geoff Hurst, Gary Lineker und Co. nur fünf Mal ins Tor.

Pura vida: Wer vor Wochen ein paar Euro übrig hatte und in einer Bierlaune auf Costa Rica setzte, dürfte sich nun fast eine Reise ins Land des triumphalen Underdogs leisten können. Die Lateinamerikaner setzten sich mit sieben Punkten in der Todesgruppe durch und holten damit so viele Zähler wie England, Italien und Spanien zusammen. Einziges Manko: Costa Rica blieb beim 0:0 gegen die Three Lions im achten WM-Spiel gegen europäische Teams zum ersten Mal torlos - und nun kommen die Betonmischer aus Griechenland.