WM

Beckenbauer beantwortet Fragen

SID
Franz Beckenbauer wurde zuletzt mit einer 90-Tage-Sperre der FIFA belegt
© getty

Das ehemalige FIFA-Exekutiv-Mitglied Franz Beckenbauer wird bis zum 27. Juni die Fragen des Chefermittlers der Ethik-Kommission des Weltverbandes, Michael J. Garcia, beantworten. Dies gab das Management des 68-Jährigen am Sonntag bekannt.

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Der "Kaiser" ist aus seinem Reich geworfen worden, lenkt nun aber ein und hofft auf eine schnelle Begnadigung: Bis zum 27. Juni will Franz Beckenbauer in schriftlicher Form und auf Deutsch den Fragenkatalog des FIFA-Chefermittlers Michael J. Garcia beantworten und damit eine Aufhebung seiner 90-Tage-Sperre erwirken.

Damit liegt "für unser Verständnis kein Verdacht für einen mutmaßlichen Verstoß" gegen das FIFA-Ethikreglement mehr vor, sodass wir davon ausgehen, dass die provisorisch verhängte Sanktion gegen ihn umgehend aufgehoben wird", hieß es in einer am Sonntag verbreiteten Erklärung des Beckenbauer-Managements MHM von Berater Marcus Höfl.

Beckenbauer darf nach der Sanktion durch den Weltverband FIFA vorerst allerdings keine Fußballspiele besuchen. "Franz Beckenbauer kann an keiner Aktivität im Zusammenhang mit dem Fußball teilnehmen.

Auch keine "privaten" Besuche

Das schließt, neben anderen Dingen, eine Einladung zum Besuch eines Fußballspiels oder den Besuch auf privater Basis eines Fußballspiels jeglicher Art ein", sagte der stellvertretende Chef des unabhängigen FIFA-Ethik-Komitees, Alan Sullivan.

Über die verhängte Sperre sei der Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannnschaft sehr überrascht gewesen, schrieb MHM. Ihm sei keine Gelegenheit gegeben worden, sich vorab zu dem "Verdacht eines mutmaßlichen Verstoßes" zu äußern.

Beckenbauer: "Es war das erste Mal, dass sie bei der FIFA nicht gewusst haben, wie sie mich telefonisch erreichen können. Im Übrigen war ich immer davon ausgegangen, dass ich die Fragen nicht beantworten muss, da ich bei der FIFA keine offizielle Funktion mehr bekleide. Aber das ist ja nun auch geklärt."

Provisorische Strafe

Beckenbauers Management betonte nochmals, dass die Sanktion der FIFA eine provisorische Maßnahme gewesen sei. Damit sei kein Verstoß festgestellt, sondern nach dem Ethikreglement lediglich angenommen worden, "dass der Verdacht eines Verstoßes vorliegen könnte, sollte er die Fragen nicht beantworten. Franz Beckenbauer hat jedoch zu keinem Zeitpunkt gegenüber der FIFA ausgeschlossen, die Fragen zu beantworten", schrieb MHM.

Damit dürften die Chancen, dass Beckenbauer nun doch zur WM nach Brasilien reist, deutlich gestiegen sein. Beckenbauer wollte erst zum Halbfinale ins Land des fünfmaligen WM-Champions reisen.

Allerdings dürfte die Sperre frühestens nach Eintreffen der Beckenbauer-Antworten bei der FIFA aufgehoben werden - aber damit immer noch rechtzeitig, denn die WM-Halbfinals werden erst am 8./9. Juli ausgetragen.

Beckenbauer hatte laut Darstellung der FIFA die Kooperation mit Chefermittler Garcia verweigert und war deshalb sanktioniert worden.

Katar im Fokus

Beckenbauer bestritt dies und wies darauf hin, dass er die in Englisch abgefassten Fragen juristischen Inhalts nur in Deutsch habe beantworten wollen. Diesem Wunsch war Garcia allerdings angeblich nicht nachgekommen. Die FIFA schrieb jedoch, Beckenbauer sei auch ein in Deutsch verfasster Fragebogen zugekommen.

Es geht um Garcias Ermittlungen im Zusammenhang mit der WM-Vergabe 2022 an Katar. Zunächst hatte Beckenbauer noch flapsig reagiert ("Ich habe erst einmal auf das Datum heute geschaut. Ich dachte, es wäre der erste April und damit ein Aprilscherz"), doch inzwischen hatte er den Ernst der Lage erkannt. Das Einlenken kam am Sonntag.

Der "Kaiser" war zum Zeitpunkt der umstrittenen Vergabe der Endrunden an Russland und Katar Mitglied im Exekutivkomitee der FIFA, der "Regierung des Weltfußballs", deren Vertreter die WM-Gastgeber im Alleingang auswählen.

Niersbach verteidigt Beckenbauer

"Die Sperre durch die FIFA hat mich überrascht, ändert aber nichts an meiner Einschätzung. Franz Beckenbauer ist für mich ein Ehrenmann, der nichts zu verbergen hat. Ich gehe davon aus, dass er zur Aufklärung der offenen Fragen beitragen wird", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach dem SID.

Beckenbauer, der lediglich noch als Ehrenpräsident von Bayern München ein Amt im Fußball bekleidet, war bis März 2011 Exko-Mitglied der FIFA. Bei den WM-Vergaben für 2018 (Russland) und 2022 (Katar) hatte er am 2. Dezember 2010 nach Angaben der Bild für die russische beziehungsweise die US-amerikanische Bewerbung gestimmt.

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