WM

Das Barca-Sextett und die echte Neun

Diego Costa wird gegen die Niederlande aller Voraussicht nach starten
© getty

Spaniens Nationalcoach Vicente del Bosque hat bei der WM in Brasilien einen Kader zur Verfügung, der seinesgleichen sucht. Die Aufstellungs- und System-Varianten scheinen unendlich, vor dem Auftakt gegen die Niederlande (21 Uhr im LIVE-TICKER) hat der Trainer seine Ideallösung bereits gefunden.

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Francisco Roman Alarcon Suarez war den Königlichen aus Madrid vergangenes Jahr eine Ablöse von 30 Millionen Euro wert. Isco, wie sich der 22-Jährige nennt, gilt als eines der größten Talente im Weltfußball. Halb Europa soll hinter ihm her gewesen sein - auch Bayern und Dortmund. Bei der vergangenen U-21-WM wurde er zum besten Spieler des Turniers gewählt.

Am Abend des 24. Mai stand Isco am Rand des Spielfelds im Lissaboner Estadio da Luz. 59 Minuten waren da gespielt und Real sah sich im Endspiel der Champions League einem Rückstand gegen Stadtrivale Atletico gegenüber. Mit der Einwechslung des ehemaligen Malaguenos änderte sich jedoch das Spiel. Isco wirbelte, Real machte Druck. Isco brillierte, Real gewann La Decima.

An diesem Abend war bereits seit elf Tagen klar, dass der Spielmacher für seine Nationalauswahl bei der Weltmeisterschaft in Brasilien keine Rolle spielen wird. Isco hatte es nicht einmal in den vorläufigen 30er-Kader geschafft.

Vicentes Qual der Wahl

Isco nicht dabei - ein Schock? Keineswegs! Die Nichtnominierung des Riesen-Talents zeigt deutlich, was für eine irrwitzige Qualität der Kader des Titelverteidigers beherbergt. Coach Vicente del Bosque hat die Qual der Wahl, wenn er seine erste Elf aus einem wahnsinnigen Aufgebot zusammenstellen darf.

Die scheinbar endlosen Möglichkeiten der Furia Roja, vor allem in Mittelfeld und Angriff, warfen im Vorfeld des Turniers viele Fragen auf. Mit welchem System starten die Iberer ins Turnier? 4-2-3-1, 4-3-3 oder 4-6-0? Echter Stürmer oder falsche Neun? Wer besetzt das Mittelfeldzentrum?

Kurz vor dem Auftaktkracher gegen Arjen Robben und Co. scheint das Geheimnis gelüftet. Die "AS" veröffentlichte die erste Elf aus dem Abschlusstraining hinter verschlossenen Türen.

Sechs Katalanen müsst ihr sein

Im 4-2-3-1 bildeten Sergio Busquets und Xabi Alonso die Doppelsechs, die offensive Mittelfeldreihe bestand aus Andres Iniesta, Xavi und Pedro vom FC Barcelona. An vorderster Front soll wohl Diego Costa auf Torejagd gehen.

Außer Alonso, Keeper Iker Casillas und Innenverteidiger Sergio Ramos spielen die Akteure von Champions-League-Sieger Real keine Rolle in den Planungen del Bosques für Spiel eins. Stattdessen komplettieren Jordi Alba und Gerard Pique den sechs Spieler umfassenden Barca-Block. Chelseas Cesar Azpilicueta ist als Einziger im Ausland beschäftigt.

Der Trainer vertraut auf die eingespielten Katalanen und hat sich, wohl auch angesichts der starken und bissigen Defensivreihen der Niederländer und Chilenen, für einen Brecher entschieden.

Costa entthront El Nino

Angesichts des Spielermaterials verblüfft die Entscheidung für den echten Stürmer nicht, alleine die Wahl des Rojiblanco-Goalgetters überrascht ein wenig. So war nicht nur der 25-Jährige im Saisonendspurt lange angeschlagen und musste zuletzt im Endspiel um den Henkelpott nach neun Minuten vom Platz. Auch Fernando Torres blühte im Nationaldress regelmäßig auf und gehörte trotz der Ladehemmungen im Verein zum Stamminventar der Roten Furie.

Dabei ist der Stürmer von der Stamford Bridge bei weitem nicht der einzige Hochkaräter, der sich im Überkader hinten anstellen muss. Auch Costas Teamkamerad David Villa muss zunächst auf der Bank Platz nehmen - im besten Fall. Mit Chelseas Neuverpflichtung Cesc Fabregas ist auch die erste Alternative als falsche Neun zum Zuschauen verbannt.

Auch kein Platz für Mata und Javi

Im Mittelfeld nimmt das Ganze noch groteskere Züge an. Koke von CL-Finalist Atletico, Uniteds Rekord-Transfer Juan Mata, Arsenals Santi Cazorla oder Javi Martinez, der zuletzt im DFB-Pokal-Finale gegen den BVB wieder seine Weltklasse bewies - eine große Chance auf einen Platz in der Startelf haben sie alle nicht.

Dabei ruhen die Hoffnung der Edelreservisten auf den Stärken, die Spanien in den letzten großen Turnieren den ganz großen Erfolg sicherte: Flexibilität und Kaderbreite. Del Bosque stellt die Ausrichtung auch gerne während des Spiels um, und egal ob mit Stoß- oder falschem Stürmer - alle Spieler funktionieren in allen Systemen.

Neben dem wahnsinnigen Kader ein unschätzbarer Vorteil, der die Spanier erneut zum Topfavorit auf die Titelverteidigung macht.

Der spanische WM-Kader im Überblick

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