WM

Brasilien hat nichts aus Fehlern gelernt

SID
Das übliche Bild in Brasilien: Das Stadion ist eine große Baustelle
© getty

Bis zur WM in Brasilien sind es noch 100 Tage. Doch die Problemberge werden nicht kleiner. Angefangen bei den Stadien über die Infrastruktur bis zu den Bauten für Medien und Sponsoren: Nichts ist fertig.

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Einen Tritt in den Allerwertesten, wie er vor zwei Jahren gefordert hatte, wollte Jerome Valcke dem WM-Gastgeber Brasilien nicht geben. "Fragen Sie mich nach der Weltmeisterschaft noch einmal", sagte der FIFA-Generalsekretär vieldeutig.

Der Fußball-Weltverband kann 100 Tage vor dem Eröffnungsspiel am 12. Juni zwischen Brasilien und Kroatien seine Verärgerung über den schleppenden Gang der Vorbereitungen kaum verbergen. Was beim Confed Cup vor einem Jahr duldbar und lehrreich war, sollte diesmal besser laufen.

"Es ist eine Herausforderung. Wir müssen Lösungen finden", gestand der "WM-General". Die Brasilianer, die am Dienstag das symbolische Datum mit gelbgrünem Lichtspiel an Stadien und Wahrzeichen der zwölf WM-Städte feiern, kämpfen mit den gleichen Problemfeldern wie beim "Festival der Champions".

Nur zwei Arenen halten Frist ein

Angefangen bei den Stadien. Bei der WM-Generalprobe hatten nur zwei der sechs Arenen die Fertigstellungsfrist eingehalten. Das Maracanã wurde gar erst 13 Tage vor Turnierstart eröffnet. Für die übrigen sechs WM-Stadien galt das Datum 31. Dezember 2013. Doch nur in der Arena das Dunas (Natal) und im Beira-Rio (Porto Alegre) rollt der Ball.

Die Arena da Amazônia in Manaus, deren Bau von drei tödlichen Unfällen überschattet wurde, öffnet am Sonntag ihre Tore. In der Arena Pantanal von Cuiabá müssen noch Sitzschalen montiert werden, ehe am 2. April Stadtklub Mixto den berühmten FC Santos zum Pokalduell empfängt.

Curitiba hätte um ein Haar die Rote Karte von der FIFA bekommen. Die Sicherung der weiteren Finanzierung sowie die Aufstockung des Arbeitspersonals von 980 auf 1500 rettete die Arena da Baixada. Neue Frist ist der 15. Mai.

In der Arena São Paulo sind die Schäden eines Baukran-Einsturzes im vergangenen November, der zwei Tote forderte, noch nicht behoben. Zudem läuft die Montierung der Sitze auf Hochtouren. Valcke gab am Samstag eine Fristverschiebung auf den 15. Mai für den Schauplatz des WM-Auftakts bekannt. Vom Baukonzern Odebrecht kam postwendend ein Dementi: Der 15. April als Fertigstellungstermin werde eingehalten.

Sorgenkind: Medien- und Sponsorenbauten

Nächstes Sorgenkind: die temporären Bauten für Medien und Sponsoren. Das Internetportal UOL berichtete, dass zwei Drittel der WM-Städte nicht einmal die öffentlichen Ausschreibungen dafür gemacht hätten.

Bei der Verkehrsinfrastruktur haben die Brasilianer den Kampf gegen die Uhr schon verloren. Was für den urbanen Transport noch fertig wird, geht ohne große Testphase in den Betrieb, wie die modernisierte Metrostation am Maracanã-Stadion. Und auch der Ausbau der Flughäfen wird über das Endturnier hinaus andauern.

Die Uhr tickt

"Die Verbesserungen an den Flughäfen sind wichtig für Brasilien, nicht für die FIFA", relativierte Sportminister Aldo Rebelo und ergänzte: "Wenn sie nicht bis zur WM fertig werden, werden sie halt danach fertig."

Die FIFA legt ihr Augenmerk eh auf die Stadien. Und da machen auch die IT-Systeme für Medien Sorgen. Valcke: "Ohne IT und ohne Telefonkommunikation in den Stadien werden alle sagen, wir sind die schlechtesten Organisatoren, und es war das schlechteste Event."

Die Countdown-Uhr tickt. Der WM-Gastgeber bräuchte wirklich den "Tritt in den Hintern", wie Valcke vor zwei Jahren gefordert hatte. Nach dem Turnier macht es keinen Sinn mehr.

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