WM

Gott hat die Nummer 7

Mit vier Treffern in Hin- und Rückspiel hat Ronaldo Portugal zur WM geschossen
© getty

Im Alleingang hat Cristiano Ronaldo Portugal zur Weltmeisterschaft in Brasilien geschossen. In Portugal hat er nach dem Hattrick in Schweden Helden-Status und auch weltweit erreicht der Superstar von Real Madrid die nächste Stufe. Und plötzlich ist sogar die FIFA nett zu ihm.

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Am Ende applaudierte sogar Gott höchstpersönlich. Zlatan Ibrahimovic spendete Cristiano Ronaldo noch auf dem Platz Beifall. Nach dem 2:2 - da hatte Ronaldo sein drittes Tor noch gar nicht erzielt.

Kurze Zeit später machte der Angreifer seinen fünften Hattrick in der laufenden Saison perfekt. "Wie ein Gott", titelte die spanische "Marca" wenige Minuten nach dem 3:2 Portugals in Schweden in Anlehnung an Ibrahimovics Worte über seinen eigenen Status.

Aber: Gott hatte an diesem Abend in Solna die Rückennummer 7 und nicht die schwedische 10. Drei Tore erzielte Ronaldo und gewann nicht nur das direkte Duell mit seinem schwedischen Rivalen, sondern vollendete Portugals dritte WM-Teilnahme in Folge über die Playoffs.

Es war kein einfaches Unterfangen, zumal die Portugiesen wie schon im Hinspiel zunächst nicht wussten, wie sie die massiv stehenden Schweden anzufassen hatten und wie man sie knacken könnte. Die Lösung innerhalb von vier Tagen hieß zwei Mal: Ronaldo.

Ronaldo hat immer das letzte Wort

Er traf im Hinspiel aus heiterem Himmel zum 1:0-Sieg, er eröffnete im Rückspiel den Fünf-Tore-Wahnsinn und schloss drei Mal so eiskalt ab, dass der Schock jedes Einzelnen im Stadion förmlich zu spüren war. Nach dem 2:2-Ausgleichstreffer - so schien es - trauten sich die Schweden kaum, eine Schlussoffensive zu starten. Denn dieser Ronaldo hatte immer das letzte Wort.

Zum sechsten Mal wird Portugal an einer Weltmeisterschaft teilnehmen - und seit des großen Eusebio ist der Erfolg der Selecao nicht so eindeutig einem einzigen Mann zuzuschreiben wie heute. Luis Figo, Rui Costa und Co. waren große Namen einer großen Generation, doch so maßgeblich wie Ronaldo waren selbst sie nicht.

Mit seinen drei Toren in Schweden zog er mit Pauleta gleich und ist nun wie der ehemalige PSG-Stürmer mit 47 Treffern Portugals Rekordtorschütze. Dass er Pauleta bald überholen wird, ist Formsache. Dass er eigene Bestmarken aufstellen wird, wohl auch. "Rekorde sind da, um gebrochen zu werden, aber sie haben keine Priorität", sagt Ronaldo.

"Portugal hat mich gebraucht"

Ihm geht es um weit mehr. "Ich weiß, dass Portugal mich brauchte. Es ist schön, was wir als Mannschaft geschafft haben." Und sein Anteil? "Ich habe meinen Job getan und habe die Antwort auf dem Platz gegeben."

Wer noch Zweifel an diesem Erfolgsmodell hat, wer immer noch den Glauben hegt, Ronaldo taucht in den wichtigen Spielen ab, bekam nun die Antwort. "Ich habe niemanden etwas zu beweisen", sagte Ronaldo nach dem Sieg in Schweden bei seiner kleinen Abrechnung: "Es ist keine Selbstverständlichkeit, 40-50 Tore jedes Jahre zu erzielen."

Schon gar nicht, wenn er die Marke zuletzt deutlich übertraf. 66 Tore erzielte Ronaldo 2013 und noch ist es November. Im ganzen Jahr 2012 kam der Superstar von Real Madrid auf 63 Treffer. Kein Spieler traf in den letzten Monaten öfter als er.

Dass FIFA-Präsident Sepp Blatter just in den Minuten der Abrechnung via Medien seine Glückwünsche für die "großartige Leistung" des Portugiesen ausrichtete, wirkte dann doch wie ein kleiner Versuch der Versöhnung.

Dass die FIFA offenbar die Wahl des Weltfußballers kurzerhand bis zum 29. November 2013 verlängerte, sieht auch nach einem kleinen Geschenk aus. Nach der Darbietung in den Playoffs sind Ronaldos Chancen sicher nicht gesunken.

Zlatan gratuliert

Einer, der ebenfalls im Ballon-d'Or-Rennen ist, möchte zumindest mit der WM nichts mehr zu tun haben. "Eine WM ohne mich ist nicht sehenswert", ließ Zlatan Ibrahimovic kurz nach dem Playoff-Aus verlauten, gratulierte aber Portugal artig zur WM-Teilnahme.

Der, der ihm den Fußballgott-Status streitig macht, holte dagegen zum Ritterschlag aus. "Zlatan? Er ist fantastisch", sagte Ronaldo. "Ich stehe aber nicht im Wettbewerb mit ihm, sondern spiele für mein Team." Die Fortsetzung folgt bei der WM in Brasilien.

Schweden - Portugal: Die Statistik zum Spiel