WM

Branimir Hrgota: The Time Is Now

Von Benjamin Wahlen
Branimir Hrgota sorgte mit seinem Dreierpack gegen Mainz erstmals für Aufsehen
© getty

Der Start in Gladbach war nicht leicht für Branimir Hrgota, auch weil er sich oft selbst Steine in den Weg legte. Am Ende der Rückrunde spielte sich der Schwede dann aber doch in den Fokus der Bundesliga und steht nun vor einem der größten und wichtigsten Schritte in seiner Karriere. Die nächste Saison ist dabei wegweisend für seine weitere Laufbahn.

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"Borussia Mönchengladbach hat trotz eines Dreierpacks von Branimir Hrgota kaum noch Chancen auf das Erreichen der Europa League." - So lautete der erste Satz des SPOX-Spielberichts des 33. Spieltags zum 4:2 Erfolg der Borussia in Mainz. "Schade für Gladbach", wird so mancher gedacht haben. "Branimir wer?", wird sich hingegen der Großteil von Fußball-Deutschland gefragt haben.

Die Rede ist von Mönchengladbachs Stürmer Branimir Hrgota, den vor der abgelaufenen Saison wohl die Wenigsten auf dem Zettel hatten.

Max Eberl lässt nicht locker

Auch das zähe Ringen um das schwedische Talent werden hauptsächlich Fans der Fohlen mitbekommen haben. Der Verein des 20-jährigen Schweden mit kroatischen Wurzeln hatte Hrgota zunächst nur die Freigabe für einen Transfer im Winter erteilt, ließ ihn nach zahlreichen Verhandlungsrunden aber doch schon im Sommer nach Gladbach ziehen.

Sein Start in Mönchengladbach war vielversprechend. Trainer Lucien Favre lobte ihn als "schnellen Mann mit Spielintelligenz, der auch in die Tiefe geht." Große Scheu im Zweikampf hatte er ebenfalls nicht. Martin Stranzl bescheinigte Hrogta den für die Bundesliga nötigen Biss: "Branimir tut uns Verteidigern im Training irrsinnig weh. Er ist ein sehr unangenehmer Spieler und geht dahin, wo es wehtut."

Vorschusslorbeeren folgt Fehlstart

Nach der guten Vorbereitung reichte es dann zwar nicht für die Startformation, Hrgota kam aber bei den ersten acht Bundesligapartien immer als Einwechselspieler zum Zuge.

Mit guten Leistungen konnte er seine Einsatzzeiten allerdings nicht rechtfertigen. Man merkte Hrgota die fehlende Erfahrung stellenweise zu sehr an. Leichtfertige Ballverluste, überhastete Abschlüsse und übermotiviertes Einsteigen waren die Folge. Zu oft rannte er sich auf seiner linken Seite fest, übersah die besser postierten Mitspieler und zog damit den Unmut der Zuschauer mehrfach auf sich. Angestachelt durch das Raunen im Stadion und die Pfiffe der Fans, ging Hrgota immer mehr mit dem Kopf durch die Wand.

Favre beorderte den jungen Schweden erst mal zurück in die zweite Mannschaft der Fohlen. Hrgota reagierte ohne Murren auf die Degradierung und bot sich stattdessen in der Regionalliga (8 Spiele/ 2 Tore) wieder an.

Bitteres Playoff-Aus gegen Italien

Ein fester Bestandteil der schwedischen Jugendauswahlen war er indes immer. Die U 18 übersprang er nach wenigen Einsätzen, um dann in der U 19 drei Treffer in neun Einsätzen zu erzielen.

Mit der U 21 schaffte er den Gruppensieg bei der EM-Qualifikation, schied dann aber in den Playoffs unglücklich gegen Italien aus und drückt nun seinen Teamkollegen Havard Nordveit und Luuk de Jong die Daumen bei der EM in Israel.

Erik Hamren, Trainer der A-Nationalmannschaft gab inzwischen an, Hrgota intensiv beobachtet zu haben und stellte ihm die Teilnahme an den WM-Qualifikationsspielen in Aussicht.

Hrgota kämpft sich zurück

Vor dem 30. Spieltag hatte sich Hrgota wieder in den Kader der ersten Mannschaft gespielt und wusste bei seinen knapp 20-minütigen Einsätzen gegen Augsburg, Wolfsburg und Schalke durchaus zu überzeugen. Favre reagierte abermals. "In den letzten Wochen hat er endlich gezeigt, was er kann". Die Belohnung: Ein Platz in der Startelf gegen Mainz 05. Der Ausgang des Spiels ist bekannt.

Bemerkenswert ist allerdings, wie Hrgotas drei Tore zu Stande kamen. Zunächst fiel Mike Hanke nach einem Hrgota-Pass im Strafraum, klarer Elfmeter. Als sich der vorgesehene Schütze Martin Stranzl das Leder schnappen wollte, drängelt sich Hrgota vor: "Ich wollte den Strafstoß unbedingt schießen", sagte er später vor den Fernsehkameras.

Stranzl ließ den Jungspund trotz der wiederholten Rufe seines Trainers, "Stranzl soll es machen, lasst Stranzl schießen", gewähren: "Er hat gesagt, er macht ihn rein. Da habe ich gesagt: Gut, mach ihn. Wenn sich ein Spieler so sicher ist, warum soll man ihm die Möglichkeit nicht geben?", erklärte der Österreicher.

Hrgota dankte es ihm, indem er den Elfer auf lässige Art und Weise in die Mitte chippte. Dass dazu eine gehörige Position Selbstbewusstsein nötig ist, bewies er dann erneut bei seinem dritten Tor, als er den Ball von der Strafraumkante über den herauseilenden Christian Wetklo lupfte.

Sein zweiter Treffer war zwar weniger spektakulär, dafür aber nicht weniger wichtig. Nachdem ein Hanke-Kopfball von der Latte abklatschte, ging Hrgota nach, blieb hellwach und konnte den Fehler der Mainzer Verteidigung so nutzen.

"Jetzt oder nie!"

Durch diese Leistungssteigerung konnte Branimir Hrgota der Saison der Borussia kurz vor Ende noch seinen Stempel aufdrücken und steht nun vor dem vielleicht wichtigsten Schritt seiner Karriere.

Nach seinem Dreierpack ist er in der Bundesliga kein unbeschriebenes Blatt mehr. In Gladbach ruhen bereits Hoffnungen und Erwartungen auf seinen Schultern. Wie im Vorjahr wird es der Schwede allerdings nicht leicht haben, sich einen der offensiven Startplätze zu ergattern. Mit Max Kruse wurde bereits ein neuer Spieler auf Hrgotas Position verpflichtet, mindestens ein weiterer wird noch folgen.

Dass er aber dennoch ein vielversprechender Kandidat für die Stammelf der nächsten Saison ist, hat Sportdirektor Marx Eberl bereits klar gemacht. "Wenn Branimir Konstanz in seine Leistungen bringt, hat er berechtigte Chancen auf einen Platz in der Startelf."

Branimir Hrgota hat das Talent, die Voraussetzungen und das benötigte Vertrauen der Gladbacher Verantwortlichen, um den entscheidenden Sprung in der kommenden Saison zu schaffen. Der 20-Jährige hat auch selbst erkannt, was dafür nötig ist: "Ich muss jetzt hart arbeiten, um es in der nächsten Saison noch besser zu machen. Auf mich wartet noch jede Menge Arbeit. Jetzt oder nie!"

Übrigens: Die letzten beiden Borussen, die ersten Duftnoten in der Rückrunde den Durchbruch in der Folge-Saison folgen ließen, waren Marco Reus und Patrick Herrmann.

Branimir Hrgota im Steckbrief