WM

Ibrahimovic coacht Schweden zum "Sieg"

SID
Zlatan Ibrahimovic soll in der Halbzeitpause eine "sehr gute" Ansprache gehalten haben
© Getty

Einmal nicht herauszuragen, fällt Zlatan Ibrahimovic grundsätzlich schwer. Er genießt es, dass er geliebt oder gehasst wird, er ist ein Flegel, der als Engel seine Heimat in Freude versetzt und schon im nächsten Moment als Teufel alles Leid über seine Landsleute bringen kann.

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Doch in der dritten Minute der Nachspielzeit dieses schon jetzt legendären Fußballspiels gegen Deutschland war auch Ibrahimovic aus Herzenslust gerne einmal: nur einer von vielen. Einer inmitten des Getümmels schwedischer Fußballer in gelben Hemden und blauen Hosen, die das Glück ihres späten Ausgleichstreffers zum Endstand von 4:4 (0:3) kaum fassen konnten.

Freilich war von herausragender Bedeutung für dieses Ergebnis Ibrahimovic, der sechsmalige "Fußballer des Jahres" von Schweden. Nach zwischenzeitlichem Vier-Tore-Rückstand "war es quasi ein Sieg für uns", sagte der 30-Jährige und ordnete den Spielverlauf entsprechend ein: "In der zweiten Halbzeit ist ein Wunder geschehen."

Eines, an dessen Entstehung "Ibrakadabra" in den 15 Minuten Pause zuvor kräftig mitgewirkt haben muss. So jedenfalls erzählte es Erik Hamren ("Ein Punkt in Deutschland gegen eine der besten Mannschaften der Welt zu holen, ist grandios"), Schwedens Trainer, in dessen ureigensten Tätigkeitsbereich Ibrahimovic offensichtlich ungestört hatte eingreifen dürfen. "Er hat sehr gut gesprochen in der Halbzeitpause, er hat die anderen Spieler sehr gut gecoacht", erzählte Coach Hamren.

Auch den späten Ausgleich machte Ibrahimovic mit einem wenigstens als robust zu bezeichnenden Körpereinsatz gegen Deutschlands Abwehrspieler Per Mertesacker erst möglich. Doch da war es längst das Spiel der Schweden. "Irgendetwas passierte mit dem Tor zum 2:4", sagte Hamren: "Deutschland hörte das Fußballspielen auf und wurde nervös. Selbst Weltklassespieler können irritiert sein. Sie waren so gut, dann steht es 4:4, das muss furchtbar für sie sein."

"Aufgabe war 'heavy'"

Als diese deutschen Weltklassefußballer zur Pause 3:0 führten, wechselte Hamren - oder war es Ibrahimovic? - zwei Offensivkräfte ein. "In der ersten Halbzeit hat Deutschland fantastisch Fußball gespielt. Wir hatten vielleicht nicht Angst, aber wir waren zu vorsichtig", sagte Ibrahimovic, ehe er den aus seiner Sicht weitaus erfreulicheren Teil des Geschehens so schilderte.

"Die Aufgabe in der zweiten Halbzeit war 'heavy', aber nach dem 1:4 begannen wir an uns zu glauben." Unnötig zu erwähnen, dass Ibrahimovic höchstpersönlich es war, der nach 62 Minuten dieses erste schwedische Tor im Spiel erzielte - und es bejubelte, als sei Schweden soeben Weltmeister geworden.

Aber er vergaß bei aller Freude auch nicht die Botschaft an seine Mitspieler. Er holte den Ball aus dem Netz und legte ihn zielgenau auf dem Anstoßpunkt wieder ab - die Zeit drängte schließlich. Der Rest ist Geschichte, schwedische wie deutsche Länderspielgeschichte gleichermaßen.

Novum in 104 Jahren

Nie zuvor in über 104 Jahren hat eine deutsche Mannschaft noch vier Tore Führung hergeschenkt, wie sie es diesmal tat. "Wir haben das mehr als fantastisch hinbekommen", schwärmte Ibrahimovic, und sein Trainer schwärmte vor allem von ihm.

"Er ist unser Kapitän und bester Spieler. Als wir Probleme hatten, hat man gesehen, wie gut Zlatan wirklich ist", sagte Hamren. "Er hat ein fantastisches Tor geschossen, er hat mit seinem Kampf auch die Energie der Mitspieler freigesetzt."

Zuletzt mochte Hamren aber immerhin doch auch einen kleinen Anteil am schwedischen Gesamtkunstwerk für sich reklamieren. Auch er, sagte der Trainer, habe in der Pause durchaus das Wort ergriffen. "Ich habe gesagt: 'Die Qualifikation ist heute nicht zu Ende, wir wollen noch ein gutes Gefühl für die nächsten Spiele mitnehmen.'" Das Gefühl der Schweden muss nach dem 4:4 ziemlich gut sein.

Zlatan Ibrahimovic im Steckbrief

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