WM

Ergebnisse statt Visionen: Klinsmann unter Druck

SID
2011 übernahm Jürgen Klinsmann den Posten als US-Nationaltrainer
© Getty

Jürgen Klinsmann spricht gerne von Projekten, von Visionen und von Ideen über pro-aktiven Fußball. Wenn der Weltmeister von 1990 aber am Freitag im Cricket-Stadion Sir Vivian Richards auf der Trainerbank der US-Nationalmannschaft Platz nimmt, verkommt all dies zur Nebensache.

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Für den Baumeister des Sommermärchens 2006 geht es um das nackte Ergebnis. Denn vor dem Auswärtsspiel gegen Fußballzwerg Antigua und Barbuda ist der Druck immens. Eine Niederlage beim 106. der Weltrangliste könnte in der WM-Qualifikation fatale Folgen haben.

Die USA liegen in der Gruppenphase der dritten Runde zwei Spieltage vor Schluss mit sieben Punkten gleichauf mit Jamaika und Guatemala. Nur die beiden Besten dürfen den Weg in Richtung Brasilien 2014 fortsetzen. Druck sei vorhanden, sagt Klinsmann. Aber das sei nicht das Problem. "Du musst diese Spiele durchstehen und hinter dich bringen, gerade diese verrückten Spiele. Es ist kein Selbstläufer", sagte Klinsmann im Interview bei Fifa.com.

Der frühere Bundestrainer ist angetreten, um den amerikanischen Fußball auf eine Stufe mit den Großen der Welt zu führen. Nun könnte ein Inselstaat mit rund 85.000 Einwohnern zum großen Stolperstein werden. Klinsmann ist der Ernst der Lage bewusst: "Für Antigua ist es das Spiel ihres Lebens. Sie werden rennen und kämpfen, bis ihre Lungen platzen. Ich sage meinen Spielern: 'Versetzt euch in ihre Situation.' Wenn sie gewinnen, schreiben sie ein großartiges Kapitel in ihrer Geschichte, viel größer als das, was wir in dem Freundschaftsspiel gegen Mexiko getan haben."

Kritik an Klinsmann wächst

Damit meint Klinsmann den ersten Sieg gegen den großen Rivalen im Azteken-Stadion im August dieses Jahres. Es war eines von wenigen Highlights in der nun gut 14-monatigen Ära Klinsmann. Und allmählich wird Kritik am früheren Ausnahmestürmer laut. "Seine Rhetorik hat mehr Probleme verursacht als gelöst", war jüngst bei Sporting News zu lesen.

Was nützen die besten Pläne für Systeme und Strukturen, wenn die Ergebnisse nicht stimmen. Und die stimmten in der Vergangenheit allzu oft nicht. Eine Niederlage auf Jamaika und ein Unentschieden gegen Guatemala brachte die US-Kicker in die Bredouille. In 15 der 18 Länderspiele unter Klinsmann vermochten die US-Kicker nicht mehr als ein Tor zu erzielen. Der Schnitt von 1,17 Toren pro Spiel liegt dabei deutlich unter dem von Vorgänger Bob Bradley.

Donovan fällt aus

Umso mehr verwundert es die Experten, dass Klinsmann für die nächsten beiden Spiele - am Dienstag geht es zum Abschluss gegen Guatemala in Kansas City - auf die beiden Stürmer Chris Wondolowski und Jozy Altidore verzichtet.

Wondolowski führt im Trikot von San Jose Earthquakes mit 25 Treffern deutlich die Torschützenliste in der Major League Soccer (MLS) an. Gleiches gilt für Altidore, der in dieser Saison bereits achtmal für den niederländischen Erstligisten AZ Alkmaar traf. Bei Altidore sei es eine Entscheidung mit Blick auf dessen Leistungen in den zurückliegenden 14 Monaten.

Vor den so wichtigen Spielen kommt nun auch noch Verletzungspech hinzu. So muss Führungsspieler Landon Donovan mit einer Knieverletzung passen, auch Break Shea (Bauchmuskelzerrung) fällt aus. Trotzdem gibt es für Klinsmann keine Ausreden: "Wir wollen sechs Punkte und die Gruppe als Erster abschließen."

Er wolle weiterhin, dass sich die gegnerischen Mannschaften an das US-Team anpassen und nicht umgekehrt. Eine Defensivtaktik mit langen Bällen führe gegen die Top-Teams der Welt vielleicht in einem von zehn Spielen zum Erfolg, umgekehrt stünden die Chancen bei 30 oder 40 Prozent. Bleibt für Klinsmann zu hoffen, dass Antigua und Barbuda am Freitag nicht diesen einen von zehn Tagen erwischt.

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