WM

Brasilien will zum Hexa fliegen

SID
Die Brasilianer gewannen ihr letzte Testspiel mit 5:1 gegen Tansania
© Getty

Die neutrale Spielweise der Brasilianer kommt in der Heimat nicht gut an.Trotzdem hält Dunga an seinem System fest und bekommt Unterstützung innerhalb seines Teams. Nordkorea ist absoluter Außenseiter, strotzt allerdings vor Selbstvertrauen. Wir werden gewinnen", sagte Superstar Jong Tae-Se.

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Stress im Team, Ärger mit den Medien und Skepsis in der fußballverrückten Heimat - doch der brasilianische Nationaltrainer Dunga peilt mit dem Rekord-Weltmeister in Südafrika unbeirrt die "Hexacampeonato" an. Auftaktgegner Nordkorea soll auf dem Weg zum sechsten Titel das erste "Opfer" sein.

"Wir wissen, dass wir in der Verantwortung stehen, ein gutes Turnier zu spielen. Wir sind hochmotiviert, gut abzuschneiden und unsere Ziele zu erreichen", sagte Dunga vor der Begegnung mit den politisch geächteten und fußballerisch beinahe unbekannten Asiaten am Dienstag im Ellis Park von Johannesburg (20.15 Uhr im LIVE-TICKER und auf SKY). Und Angreifer Luis Fabiano ergänzte: "Brasilien ist ein Düsenjet im Landeanflug, der alle überraschen wird."

Doch die Vorzeichen scheinen nicht allzu günstig. Argentinien und Spanien sind die Top-Favoriten dieses Turniers - Brasilien? Von der Selecao redet kaum ein Experte. Und wenn doch, dann immer öfter schlecht.

"Wir spielen wie die Deutschen"

Das liegt vor allem an Dunga, der mit ergebnisorientiertem Spiel zahllose Kritiker auf den Plan gerufen hat. "Wir spielen nicht typisch brasilianisch, wir spielen wie die Deutschen", lästerte der bekannte Radiojournalist Osvaldo Pascoal.

An der Spitze der Zweifler steht die Legende Socrates. "Der brasilianische Stil ist ein Angriff auf unsere Fußball-Kultur. Es geht nurmehr ums nackte Ergebnis. Mir macht es keinen Spaß mehr, Brasilien zuzuschauen", sagte er vor einigen Tagen. Socrates hat die Fußball-Welt 1982 und 1986 mit schönem Spiel begeistert - aber nichts gewonnen.

Dunga dagegen, darauf legt er Wert, hat Brasilien 1994 als Kapitän zum vierten WM-Titel geführt und als Trainer die Copa America, Olympia-Bronze und den Confed-Cup gewonnen.

Rangelei zwischen Alves und Baptista bedeutungslos

"Die Zahlen lügen nicht, seine Bilanz ist gut", kommentierte die Tageszeitung "O Globo". Dungas Maßnahme, die 300 brasilianischen Journalisten vom Training auszusperren, sorgte jedoch für weiteren Ärger, das Blatt diagnostizierte "Arroganz als Zeichen der Angst".

Eine Rangelei zwischen Dani Alves und Julio Baptista im Training war für die skeptischen Fans nurmehr der Beweis dafür, dass es im Team nicht stimmt.

Augenzeuge Felipe Melo spielte den Vorfall herunter. "Wir haben eine große Harmonie hier, es ist lächerlich zu behaupten, es sei ein Kampf gewesen", sagte der Mittelfeldspieler.

Brasilianisches Gerüst steht

Über Dungas Linie ist aus der Mannschaft ohnehin kein schlechtes Wort zu hören. "Ich will Weltmeister werden. Ob mit schönem Spiel oder nicht, ist mir egal", sagte Abwehrspieler Maicon. Socrates hat aber auch dazu eine ganz eigene Meinung. Dunga, so mutmaßte er, habe nur Kicker nominiert, die er "leichter beeinflussen und manipulieren kann".

Tatsächlich hat Dunga am Kap sehr viel Qualität beisammen. Torwart Julio Cesar und die Abwehrspieler Lucio sowie Maicon sind Säulen bei Champions-League-Sieger Inter Mailand. Regisseur Kaka ist trotz seiner schwachen Saison bei Real Madrid über jeden Zweifel erhaben.

Und Fabiano hat trotz Oberschenkelproblemen für Sevilla in 23 Spielen 15 Tore erzielt. "Ich bin bereit zu treffen", sagte der Stürmer, beim Condfed-Cup 2009 mit fünf Treffern bester Schütze.

Jong: "Wir werden gewinnen"

Brasilien hat seit dem 1:2 1934 gegen Spanien kein Auftaktspiel mehr verloren, die letzten sieben Male gab es Siege - doch Nordkorea beeindruckt das nicht. "Unsere Herzen sind tapfer, unser Geist ist stark. Wir werden gewinnen", sagte Jong Tae-Se, angeblich der Wayne Rooney Asiens.

Der Sensationssieg gegen Italien 1966 (1:0) durch ein Tor von Pak Do-Ik soll Nordkorea, das dem demokratischen Nachbarn im Süden derzeit mit einem "Flammenmeer" und "unbegrenzten Militärschlägen" droht, beflügeln.

"Wir sind für viele ein Mysterium, aber wir haben den deutschen Geist. Ich bin mit den Bildern von 1966 aufgewachsen. Ich möchte genauso sein", sagte Angreifer Jong Tae-Se, der als einer von wenigen Spielern zugänglich ist: Er verdient sein Geld in Japan.

Teamporträt Nordkorea: Beton und Jong