WM

Deutschland führt Australien vor

Von Andreas Lehner / Stefan Rommel
Klarer Auftaktsieg! Deutschland bezwingt Australien mit 4:0
© Getty

Die deutsche Nationalmannschaft hat ihr erstes Spiel bei der Weltmeisterschaft gegen Australien mit 4:0 (2:0) gewonnen. Lukas Podolski (8.), Miroslav Klose (27.), Thomas Müller (68.) und Cacau (70.) erzielten die Tore.

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Vor 62.660 Zuschauern im Moses-Mabhida-Stadion in Durban lieferte das Team von Joachim Löw eine sehr starke Leistung ab und gewann auch in dieser Höhe verdient.

So diskutierten die mySPOX-User während des Spiels

Nachbetrachtung:

Viel wurde in den letzten Wochen darüber diskutiert, ob es richtig sei, dass Joachim Löw an Miroslav Klose und Lukas Podolski festhalte, obwohl beide keine gute Saison gespielt hatten. Die WM war noch keine halbe Stunde alt und die Spieler seines Vertrauens hatten schon alle Fragen mit Toren beantwortet. Tor Podolski! Tor Klose!

Ebenfalls richtig war die Entscheidung für Thomas Müller anstelle von Piotr Trochowski. Es war ein Abend des Triumphes für Löw. Zumal das Team seine Art von Fußball in begeisternder Weise umsetzte und das vor der Partie gefürchtete Abwehrbollwerk der Australier regelrecht zerschoss.

Auch wenn es nach einem Spiel zu früh ist, das Team in den Stand der Favoriten zu heben, war die Partie doch eine Ansage an die restlichen Nationen. Der Auftritt war neben Argentiniens Beitrag gegen Nigeria die bisher beste Leistung einer Mannschaft bei dieser WM. Und ein Zeichen an die Welt, dass die deutschen Panzer mittlerweile auch Fußball spielen können.

Reaktionen:

Joachim Löw (Bundestranier): "Die Anspannung war groß. Der Sieg gibt Selbstbewusstsein. Mit einem weiteren Sieg können wir ins Achtelfinale einziehen. Ich weiß, was Podolski und Klose bei der Nationalmannschaft leisten. Ich kenne ihre Stärken. Bei Müller wundere ich mich immer wieder, mit welcher Frechheit und Lockerheit er spielt. Gegen so einen defensiven Gegner konnte man nicht immer nur Tempo spielen. Es war wichtig, dass wir flach in die Tiefe gespielt haben. Die Kombinationen waren schon so vorgesehen. Wir haben gut umgeschaltet. Es sind mir aber auch kleine Fehler aufgefallen. Die Abwehr hätte noch ein bisschen weiter nach vorne rücken können."

Pim Verbeek (Trainer Australien): "Nach zehn Minuten ein Gegentor zu bekommen, war nicht geplant. Dann kam der zweite Treffer hinterher und dann kommst du nicht mehr ins Spiel. Diese Niederlage müssen wir erstmal verdauen. Wir haben jetzt zwei Endspiele."

Philipp Lahm (Kapitän Deutschland): "Man darf nicht vergessen, dass Australien in den ersten Minuten Chancen hatte. Wir hätten früher, höher in Führung gehen müssen. Es war wichtig, dass wird zum Auftakt gewonnen haben. Dass einiges drin ist, wussten wir schon vor dem Turnier. Aber es wird ein langer Weg."

Thomas Müller (Deutschland): "Wenn ich schon dabei bin, will ich gute Leistungen zeigen. Wir waren gut organisiert, haben konzentriert agiert und sind in die Zweikämpfe gegangen. Dass wir kombinieren können, weiß man jetzt. Bei 4:0 kann man nur rundum zufrieden sein."

Miroslav Klose (Deutschland): "Ich weiß, was ich kann. Ich habe mich super gefühlt und konnte meinen Teil dazu beitragen, dass Mannschaft gut gespielt hat. Beim Tor hat alles gepasst. Wir haben das so oft einstudiert, dass Philipp die Flanke bringt und ich im richtigen Moment hochgehen kann. Wir haben uns Respekt verschafft. Der Sieg war unheimlich wichtig. Jetzt haben wir drei Punkte, aber müssen uns auf das zweite Spiel konzentrieren. Noch ist nichts gewonnen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Löw vertraut seinem 4-2-3-1-System mit Klose als einziger Spitze. Auf dem rechten Flügel bekommt Müller den Vorzug vor Trochowski. Sonst alles wie erwartet.

Die Aufstellung der Australier klingt nach Beton. Verbeek verzichtet gänzlich auf einen echten Stürmer. Kennedy sitzt genauso auf der Bank wie Superstar Kewell.

8., 1:0, Podolski: Özil lässt auf rechts Culina aussteigen und steckt in den Strafraum zu Müller durch. Der spielt den Ball in den Rücken der Abwehr. Da steht Podolski halblinks völlig frei und hämmert das Ding aus zwölf Metern ins Netz. Schwarzer ist zwar noch dran, aber ohne Chance.

27., 2:0, Klose: Lahm mit der Flanke aus dem rechten Halbfeld. Schwarzer kommt aus seinem Kasten, aber Klose geht mit viel Dampf in den Luftzweikampf, springt höher und wuchtet die Kugel aus neun Metern per Kopf ins linke Eck. Sein 11. WM-Tor!

56.: Rote Karte für Cahill: Australien verliert in der Vorwärtsbewegung den Ball. Cahill setzt nach und grätscht Schweinsteiger von schräg hinten in die Beine, zieht aber noch zurück. Rot ist zu hart.

68., 3:0, Müller: Podolski zieht in der Mitte an und spielt dann in den Lauf von Müller. Der lässt die Innenverteidigung ins Leere laufen, schlägt noch einen Haken und setzt den Ball aus 16 Metern genau neben den linken Pfosten. 1. Länderspieltor!

70., 4:0, Cacau: Badstuber schickt Özil auf links. Der ist frei im Strafraum und legt quer in den Lauf von Cacau. Der muss aus sechs Metern nur noch einschieben.

Fazit: Eine beeindruckende Leistung zum Auftakt. Bei besserer Chancenverwertung wäre sogar ein höherer Sieg möglich gewesen.

Der Star des Spiels: Mesut Özil. Philipp Lahm hat vor der WM gesagt, das Team sei nicht mehr typisch deutsch. Özil ist ein Hauptgrund für diese Entwicklung. Sein Spiel wirkt so leicht und überlegen. Von seiner Kreativität profitiert das ganze Team. Leitete das 1:0 mit einem starken Pass auf Müller ein und bereitete das 4:0 direkt vor. SKY-Experte Franz Beckenbauer verlieh ihm schon zur Halbzeit das Prädikat "weltklasse". Und wenn er jetzt noch Tore schießen würde... Ach ja: Thomas Müller hätte es auch verdient.

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Die Gurke des Spiels: Scott Chipperfield. Stellvertretend für die schwache Abwehrleistung der Australier. Sah gegen Müller überhaupt kein Land und war wie seine Kollegen total überfordert.

Die Pfeife des Spiels: Marco Rodriguez. Der Mexikaner lag in der Zweikampfbewertung meist richtig, hatte bei den persönlichen Strafen aber etwas Probleme. Ließ den Australiern zunächst einiges durchgehen, um dann Cahill zu hart mit Rot zu bestrafen. Gelb gegen Özil wegen Schwalbe war dagegen in Ordnung, die gegen Cacau nicht.

Analyse: Das Spiel begann mit einer Schrecksekunde, die einzige richtige für den Rest der Partie. Die Deutschen beherrschten Ball, Gegner und das Spiel.

Die Aufstellung der Australier deutete auf ein Geduldsspiel hin. Aber die Socceroos schafften es nicht, die Räume wirklich eng zu machen. Weil Deutschland das Spiel mit präzisem Passspiel und schneller Spielverlagerung kontrollierte und so für Unordnung in der australischen Defensive sorgte.

Das deutsche Mittelfeld war sehr beweglich und fand in Person von Müller und Özil immer wieder die freien Räume. Müllers Aufstellung anstatt Trochowski machte sich sehr positiv bemerkbar und schon früh bezahlt. Mit seinen Schleicherqualitäten zwischen den Linien war er schwer zu greifen und bereitete so das 1:0 vor.

Wie der FC Bayern unter Louis van Gaal dominierte das DFB-Team die Partie mit hoher Ballkontrolle und starkem Positions- und Passspiel. War der Ball auf Außen, vor allem auf rechts bei Müller und Lahm, oder im Zentrum bei Özil, wurde das Tempo erhöht. Mit dieser Variabilität und Geschwindigkeit war Australien deutlich überfordert.

Die Socceroos kamen nie richtig in die Zweikämpfe, liefen zumeist hinterher und ließen sich zu einigen harten Fouls hinreißen. Nach dem Platzverweis zerfielen sie in ihre Einzelteile und wurden von den Deutschen am Ende - um in Jürgen Klinsmanns Worten von vor vier Jahren zu sprechen - durch die Wand geknallt..

Deutschland - Australien: Daten zum Spiel