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FIFA-Präsident Blatter plant vierte Amtszeit

SID
Sepp Blatter plant seine vierte Amtszeit als FIFA-Präsident
© Getty

Am Vortag des WM-Eröffnungsspiels hat FIFA-Präsident Joseph S. Blatter seine vierte Amtszeit angekündigt. Der 74-Jährige will sich im Juni 2011 in Zürich erneut zur Wahl stellen.

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Erst hatte Joseph S. Blatter die Spendierhosen an, dann kündigte der Präsident des Fußball-Weltverbandes FIFA eine vierte Amtszeit an: Am Vortag des WM-Eröffnungsspiels verkündete der 74-jährige Schweizer in Johannesburg, dass er sich im Juni 2011 in Zürich auf dem 61. Ordentlichen FIFA-Kongress erneut zur Wahl stellen wird.

"Ich habe meine Aufgabe noch nicht erfüllt. Ich werde meine ganze Kraft, Energie und Leidenschaft aufbringen und bin bereit für eine weitere Amtszeit", sagte Blatter den 206 stimmberechtigten Delegierten im Convention Center von Sandton. Der Walliser hatte zuvor bereits durchblicken lassen, dass er sich nach 1998, 2002 und 2007 zum vierten Mal um den Präsidentenposten bewerben werde.

Blatter: "Das sind wunderbare Zahlen"

Zuvor hatte Blatter den FIFA-Mitgliedsverbänden am Vortag des WM-Eröffnungsspiels in Südafrika die beeindruckendsten Zahlen in der 106-jährigen Geschichte des Weltverbandes vorgelegt: Die FIFA hat erstmals beim Eigenkapital die Schallmauer von einer Milliarde US-Dollar (1,061 Milliarden) durchbrochen, daraufhin verkündete Blatter seinen "Aktionären" die Auszahlung einer "Dividende" für 2009.

"Seid ihr jetzt nicht alle glücklich? Das sind wunderbare Zahlen", sagte Blatter am Donnerstag, nachdem die FIFA einen Gewinn von 196 Millionen US-Dollar bei Einnahmen von 1,059 Milliarden US-Dollar verbuchen konnte.

Jeder der 208 FIFA-Mitgliedsverbände erhält für 2009 zusätzlich eine Bonuszahlung von 250.000 US-Dollar (insgesamt 52 Millionen US-Dollar), jede der sechs Konföderationen bekommt 2,5 Millionen US-Dollar (insgesamt 15 Millionen US-Dollar). Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat der FIFA offensichtlich nichts anhaben können. Die 80 Millionen US-Dollar, die dem südafrikanischen OK als Gewinn garantiert wurden, schüttelt der Weltverband aufgrund dieser Summen ganz locker aus der Tasche.

Beckenbauer zeigt sich beeindruckt

"Ich bin ein glücklicher Präsident", hatte Blatter schon zu Beginn des 60. Ordentlichen Kongresses im Convention Center von Sandton vor den Toren Johannesburgs erklärt: "Und wir wollen dieses hervorragende Ergebnis mit euch teilen." Fast kam man sich vor wie auf einer Aktionärsversammlung eines Weltkonzerns, Blatter bezeichnete die Delegierten der Mitgliedsverbände auch gleich als "Shareholders".

Auch FIFA-Exekutivmitglied Franz Beckenbauer war angesichts der vorgelegten Zahlen beeindruckt: "Die Weltwirtschaft steckt in einer Krise, und die FIFA präsentiert Rekordzahlen. So etwas gibt es nur im Fußball. Das sind natürlich auch für die Mitgliedsverbände sehr erfreuliche Summen. Und man kann damit rechnen, dass - wenn es der Weltwirtschaft wieder besser geht - die Einnahmen noch höher werden."

Da lässt sich sogar verschmerzen, dass die FIFA-Agentur MATCH bei der WM 2010 in Südafrika ein dickes Minus gemacht hat, denn 38.000 der hochpreisigen Hospitality-Tickets konnten nicht abgesetzt werden. Und auch die Hotelbuchungen für die Endrunde erfüllten bei weitem nicht die Erwartungen. Beckenbauer: "MATCH geht es finanziell nicht gut, aber die FIFA wird MATCH nicht hängen lassen."

1,385 Milliarden US-Dollar Ausgaben für WM 2014

Zumal der Weltverband seine exponierte wirtschaftliche Position auch in Zunkunft wohl noch weiter ausbauen kann. Das Budget für 2011 bis 2014 erhöht sich von 3,2 Milliarden US-Dollar (2007 bis 2010) auf 3,8 Milliarden US-Dollar, dabei werden 2,2 Milliarden US-Dollar aus dem Verkauf der TV-Rechte generiert. Das Eigenkapital soll sich laut Planung bis zum 31. Dezember 2014 auf 1,340 Milliarden US-Dollar erhöhen.

Für die WM 2014 in Brasilien wurden als Ausgaben 1,385 Milliarden US-Dollar budgetiert. Davon sollen die 32 Endrundenteilnehmerländer insgesamt 454 Millionen US-Dollar kassieren, das lokale brasilianische Organisationskomitee wird 200 Millionen US-Dollar vom Weltverband einstreichen. Zum Vergleich: Bei der am Freitag beginnenden WM in Südafrika wurden für die 32 Starter 420 Millionen US-Dollar an Prämien ausgelobt.

Blatter stolz über jährliche Zuwachsraten

Bedenkt man, dass der Weltverband noch 2002 ein Eigenkapital von minus elf Millionen US-Dollar aufwies, sind die Entwicklungssprünge dank der explodierenden Einnahmen aus den TV- und Marketing-Rechten enorm. Immer wieder verwies Blatter stolz auf die jährlichen Zuwachsraten, wobei die Einnahmen auch zum großen Teil in Fußball-Projekte weltweit reinvestiert werden.

Die Einnahmen der FIFA haben sich seit dem Vierjahreszyklus 1995 bis 1998 von 257 Millionen US-Dollar um das Zwölffache auf 3,2 Milliarden US-Dollar in der Periode 2007 bis 2010 erhöht.

Die Investitionen in die Entwicklungsprogramme wuchsen in diesem Zeitraum von 14 Millionen US-Dollar (1995 bis 1998) auf 691 Millionen US-Dollar und steigerten sich damit um das 50-fache.

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