WM

Schneider: "Noch einmal Finale mit Ballack"

Von Interview: Liane Killmann
Bernd Schneider (r.) nimmt im WM-Finale 2002 mit Carsten Ramelow Brasiliens Rivaldo in die Zange
© Getty

Seit 1954 war die deutsche Nationalmannschaft bei Weltmeisterschaften immer unter den besten acht Teams der Welt - eine einmalige Erfolgsstory. In der Rubrik "Damals in..." lässt SPOX zu jeder WM einen deutschen Nationalspieler von seinen Erlebnissen während des WM-Turniers erzählen. Diesmal: Bernd Schneider über die WM 2002 in Südkorea und Japan.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

In diesem Turnier traute kaum jemand den Deutschen etwas zu. Am wenigsten die deutschen Fans. Doch die Mannschaft glaubte an sich und zeigte es allen. Vizeweltmeister!

Die WM 2002 in Japan und Südkorea im Überblick

Wie fühlte es sich an, schon in der Relegation um alles oder nichts zu spielen? Woher kam das große Selbstbewusstsein der DFB-Elf? Und wie vertrieben sich Rudi Völlers Jungs im fernen Asien die Zeit zwischen Saudi Arabien, Reisestress und Brasilien?

Bernd Schneider, kreative Schaltzentrale und neben Michael Ballack und Oliver Kahn ein Garant für den Erfolg, erinnert sich an das Turnier und verrät, wer die Playstation-Duelle mit Oliver Neuville gewann.

SPOX: Herr Schneider, wie erleben Sie diese Weltmeisterschaft im Jahr eins nach dem unfreiwilligen Karriereende?

Bernd Schneider: Wehmut ist dabei, weil ich eigentlich das große Ziel hatte, die WM in Südafrika zu spielen. Es ist natürlich ärgerlich, weil ich mitten in der Geschichte aussteigen musste. Aber andererseits habe ich jetzt andere Möglichkeiten, genieße vor allem die private Freiheit.

SPOX: Wenn Sie auf ihre Karriere zurückblicken, welchen Stellenwert hat das Jahr 2002 für Sie?

Schneider: Als ich als Kind mit dem Fußballspielen begann, hatte ich Träume. Einer davon war, bei einer Weltmeisterschaft mitzuspielen. Und 2002 war es soweit: Für mich war es ein Riesenereignis und ich war stolz darauf, dabei zu sein. Damals ist für mich ein ganz großer Traum in Erfüllung gegangen.

SPOX: Eigentlich begann die WM schon in Kiew und Dortmund, mit der Relegation gegen die Ukraine. Eine außergewöhnliche Drucksituation?

Schneider: Ja, da habe ich von außen den größten Druck gespürt, vor allem aus der Medienlandschaft. Im Hinspiel in Kiew reichte es nur zu einem 1:1, die Ukrainer hatten große Chancen. Deutschland hatte sich immer qualifiziert. Wenn es nun schief gegangen wäre, hätte man das alle vier Jahre rausgeholt: 'Das sind die Jungs, die es nicht zur WM geschafft haben.' Es ging zwar nicht um so was wie den Abstieg, aber trotzdem wussten wir, was los gewesen wäre. Das war drin in meinem Kopf.

SPOX: Das Rückspiel in Dortmund wurde zum Triumph, 4:1 fegten Sie die Ukrainer vom Platz. Sie zeigten gemeinsam mit Ihrem Leverkusener Mannschaftskollegen Michael Ballack die stärkste Leistung, allem Druck zum Trotz.

Schneider: Das war mit Sicherheit eines der besten Spiele, das wir alle je für Deutschland gemacht haben. In der fünften Minute führten wir. Nach 15 Minuten stand es 3:0. Ich war unheimlich befreit, als wir das geschafft hatten. In der Situation zu bestehen, das gab uns viel Selbstvertrauen für die Weltmeisterschaft.

SPOX: Wegen der späten Qualifikation fuhren Sie also gestärkt nach Asien?

Schneider: Klar, wir wussten ja, dass wir in der Defensive stark sind und vorne immer für ein Tor gut. Bis auf den späten Ausgleich im Irlandspiel haben wir ja dann tatsächlich auch erst im Finale zwei Gegentore bekommen. Da hatten wir unser Glück schon aufgebraucht, zum Beispiel beim 1:0 im Viertelfinale gegen die USA.

SPOX: Sie kamen damals als Champions-League-Finalist, Vizemeister und Pokalfinalist zur Weltmeisterschaft, hatten unterm Strich eine überragende Saison hinter. Mit welchem Gefühl sind sie nach Asien gereist?

Schneider: Ich habe auf meiner ersten WM-Pressekonferenz gesagt: 'Die Leverkusener sind da. Da besteht schon mal die Garantie, dass wir ins Finale kommen.' Das habe ich nicht nur so daher gesagt, ich war davon überzeugt, dass wir das schaffen können. Die Journalisten haben mich ausgelacht. Aber das Auftaktspiel gegen Saudi Arabien gewannen wir 8:0.

SPOX: Sie schossen dort das entscheidende Tor...

Schneider: (Lacht.) Ja ja, das 8:0 in der 90. Minute war ganz wichtig. Scherz beiseite, der wichtigste Schritt im Turnier war das 2:0 gegen Kamerun. Einfach weil wir gegen Irland verpasst hatten, das 1:0 über die Zeit zu retten.

SPOX: Gegen Kamerun spielte Deutschland 50 Minuten in Unterzahl.

Schneider: Ja, als Carsten Ramelow Gelb-Rot sah, hatten die Kameruner schon zwei, drei gute Möglichkeiten gehabt. Dann haben wir uns aber nach der Pause richtig zusammengerissen.

Im zweiten Teil erzählt Bernd Schneider von der Sperre für Michael Ballack, seinen Playstation-Duellen mit Oliver Neuville und der großen Party in Frankfurt.

Artikel und Videos zum Thema