WM

"Die Schiedsrichter sind unberechenbar"

SID
Dr. Markus Merk weiß, wovon er redet: Als FIFA-Schiedsrichter leitete er bis 2007 50 A-Länderspiele
© Getty

Markus Merk ist entsetzt über die uneinheitliche Linie der WM-Schiedsrichter, Italien-Coach Marcello Lippi bleibt ganz locker und ein Ex-Kicker schimpft auf die englischen Leader. Die Zitate des Tages.

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"Was ich für viel gravierender halte als die Flut an Gelben Karten, ist die uneinheitliche Linie der Schiedsrichter. Vergleichbare Vergehen werden vollkommen unterschiedlich bewertet. Die Schiedsrichter sind für Spieler und Trainer nicht berechenbar." (Ex-Referee Markus Merk kritisiert die FIFA)

Die Diskussionen um die WM-Schiedsrichter nehmen kein Ende. Der Auftritt von Stephane Lannoy am Sonntagabend unterstützt dabei Merks These von den unterschiedlichen Maßstäben: In einer phasenweise überharten Partie zwischen Brasilien und der Elfenbeinküste zückte der leicht überforderte Franzose drei Gelbe Karten plus einmal Gelb-Rot für Kaka. Zum Vergleich: In der eher fairen Auseinandersetzung zwischen Deutschland und Serbien hagelte es sieben Gelbe und eine Gelb-Rote.

"Diese WM war bislang richtig schlecht, eine Katastrophe. Und damit meine ich nicht die Organisation. Auf dem Platz liegt das Problem. Man sieht nichts Neues, nichts Überraschendes.

"Kein Spieler ist in der Lage, die Monotonie zu durchbrechen. Die Trainer haben zu viel Angst zu verlieren und lassen nur defensiv spielen. Sie werfen unseren Sport um Lichtjahre zurück." (Carlos Valderrama, selbst alles andere als ein Defensiv-Ass, im Gespräch mit "Maisfutebol")

Der Kolumbianer wusste noch, wie man die Massen verzückt: mit schicken Pässen - und einer einzigartigen Frisur.

"Ich bin enttäuscht, aber: keine Panik. Wir haben in zwei Spielen zwei Schüsse aufs Tor bekommen, und beide waren drin. Das war Pech. Wir hätten eigentlich beide Partien gewinnen müssen." (Italiens Trainer Marcello Lippi)

Der Mister wehrt sich gegen die Kritik. Noch immer hat Italien im laufenden Jahr kein Spiel gewonnen, nur 14 Tore in 12 Partien erzielt. Auch jetzt muss sich Lippi angesichts der Sturmflaute wieder von der heimischen Presse fragen lassen: Warum ist Francesco Totti nicht dabei, warum fehlt Mario Balotelli, wo ist Antonio Cassano?

"Unser Slogan lautet 'Mein Spiel ist Fair Play'. Wir hoffen, dass sich alle 32 Mannschaften bei diesem Turnier daran halten." (FIFA-Mediendirektor Nicolas Maingot mahnt alle Teams - meint aber speziell Uruguay und Mexiko)

Die Konstellation in Gruppe A ist vor dem letzten Spieltag zumindest delikat. Uruguay trifft auf Mexiko - und beiden reicht ein Punkt, um sicher im Achtelfinale zu stehen. Erinnerungen werden wach an den "Nichtangriffspakt von Gijon", als Deutschland und Österreich sich 1982 vermeintlich auf ein passendes Ergebnis "einigten".

"Die einen sollen auf dem Fußballfeld pfeifen, die anderen am Strand" (Der Schweizer Trainer Ottmar Hitzfeld zur Leistung des Schiedsrichters im WM-Vorrundenspiel gegen Chile)

Das bisherige Auftreten der WM-Referees wirft Fragen auf. Khalil Al Ghamdi, der den Schweizer Behrami zu Unrecht vom Platz stellte, brachte sogar den sonst eher sachlichen Ottmar Hitzfeld auf die Palme. Nicht zu vergessen: Neben dem Platzverweis zückte Al Ghamdi auch noch bescheidene neun Gelbe Karten. Fazit: Aufregen erlaubt.

"Wir haben Terry, Lampard, Gerrard, James. Jeder lobt den anderen, was für ein toller Führungsspieler er ist. Aber dann auf dem Platz sehe ich keinen, der die anderen anpackt. Der Mal sagt: 'Hey, Rooney, halt's Maul wenn Du vom Platz gehst." (Englands Ex-Nationalspieler Tony Woodcock)

Der ehemalige Bundesliga-Profi (131 Spiele und 39 Tore für Köln) übt Kritik an den Leadern der Three Lions. Vor allem die Fan-Schelte von Wayne Rooney bringt ihn auf die Palme.

Die Tröte des Tages

"Ich bin weit weg von meinen Kindern, das ist sehr hart für mich."

"Ich bin zum Co-Trainer Franco Baldini gegangen und habe gesagt: 'Verdammte Axt, lass' uns ein Bier trinken und abschalten.' Wir saßen zu siebt oder acht zusammen, haben uns eins genehmigt und geplaudert. Es tat gut, mal Klartext zu reden." (Englands Innenverteidiger John Terry)

Der arme Terry. Ohne Kinder und Bier läuft's einfach nicht.

Gruppe C: Capellos Zukunft als englischer Nationaltrainer ungewiss