WM

Lasst die Kugeln rollen!

Von Florian Bogner
Das International Convention Centre in Kapstadt: Hier findet die Auslosung der WM-Gruppen statt
© Getty

Am Freitag (18.30 Uhr im LIVE-TICKER und auf SKY) blickt die ganze Fußball-Welt nach Südafrika: Wenn im International Convention Centre von Kapstadt die Auslosung der Vorrundengruppen der Weltmeisterschaft 2010 vorgenommen wird, wissen endlich alle 32 Teilnehmer-Nationen, wie der Hase laufen wird.

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Dabei bekommt die Veranstaltung so viel Pomp und Brimborium, wie noch nie eine Auslosung zuvor. Filmstars, Staatsmänner, Funktionäre, Fußball-Stars - sie alle werden kommen und an der hochgestylten Zeremonie teilnehmen.

Der Kern der Veranstaltung aber bleibt: 32 Kugeln müssen aus vier Lostöpfen gezogen und acht Gruppen (A bis H) zugelost werden.

Wichtigstes Vorab-Kriterium ist dabei die Setzliste, die acht Teams nach FIFA-Kriterien bevorzugt behandelt - heißt: sie zu Gruppenköpfen macht.

FIFA verändert die Kriterien der Setzliste

Dabei überraschte der Weltverband mit einem neuen Setz-Modus. Im Gegensatz zu 2006 ließ die FIFA diesmal die Ergebnisse der letzten beiden Weltmeisterschaften außen vor und berief sich bei der Einteilung der Setzliste ausschließlich auf die FIFA-Weltrangliste des Monats Oktober.

"Es war die fairste Lösung, weil alle Mannschaften die gleiche Anzahl von Spielen bestritten haben", sagte FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke am Mittwoch. Bitter, dass damit ausgerechnet ein Franzose den Franzosen mitteilte, dass sie nur in Lostopf 4 stecken.

Die Niederlande - 2002 nicht dabei und deshalb nach alten Kriterien nur in Topf 2 - konnte sich indes freuen. "Holland hat eine großartige WM-Qualifikation bestritten, wie auch Spanien, das als erstes Team alle Spiele gewonnen hat. Deshalb sind die Niederlande in Topf eins", sagte Valcke.

 

Die Setzliste

 

Wie kamen die Töpfe zustande?

  • Topf 1 beinhaltet die stärksten sieben Teams plus Gastgeber Südafrika und richtet sich nach der FIFA-Weltrangliste des Monats Oktober, vor den Playoffs. Damals waren Portugal und Frankreich noch hinter England platziert, deshalb sind die beiden Nationen nur im Topf mit den restlichen europäischen Mannschaften (Topf 4)
  • Topf 2 bis Topf 4 sind nach regionalen Gesichtspunkten geordnet und nicht nach Stärke oder Weltranglistenposition der Teams
  • Topf 2: Asien, Nord- und Mittelamerika und Ozeanien
  • Topf 3: Afrika und Südamerika
  • Topf 4: Europa

Wie funktioniert die Auslosung?

  • Südafrika ist als Gruppenkopf der Gruppe A (=A1) gesetzt. Alle anderen Teams aus Topf 1 werden den Gruppen B bis H (als B1, C1, D1, etc.) zugelost
  • Danach wird jeder Gruppe eine Mannschaft aus Topf 2 zugelost, dann je eine Mannschaft aus Topf 3, dann aus Topf 4. Die Positionen (z.B. A2, A3 oder A4) werden extra gelost
  • Einschränkungen: Es dürften keine zwei Mannschaften aus einem Kontinentalverband in eine Gruppe gelost werden - Ausnahme: Europa
  • Beispiel: Südafrika kann aus Topf 3 nur einen südamerikanischen Gegner zugelost bekommen, Brasilien/Argentinien bekommen auf jeden Fall einen afrikanischen Gegner
  • Das läuft so: Die ersten beiden afrikanischen Teams, die aus Topf 3 gezogen werden, werden den Gruppen von Brasilien und Argentinien zugeordnet. Das erste südamerikanische Team aus Topf 3 wird sofort in die Südafrika-Gruppe gelost

Wer nimmt die Auslosung vor?

Wer genau welche Kugeln zieht, hütet die FIFA wie ein Staatsgeheimnis, um etwaige Manipulationen auszuschließen. Bekannt ist bislang nur, dass insgesamt sechs Gäste FIFA-Generalsekretär Valcke assistieren werden.

Als internationale Stargäste sind David Beckham und der äthiopische Leichtathletik-Olympiasieger Haile Gebrselassie geladen. Ein Heimspiel haben Südafrikas Oscar-Gewinnerin Charlize Theron, Makhaya Ntini (erster dunkelhäutiger Spieler der südafrikanischen Kricket-Nationalmannschaft) , John Smit (Kapitän des südafrikanischen Rugby-Weltmeisterteams) und Fußball-Nationalspieler Matthew Booth.

Eröffnungsrede und Moderation

Eröffnet wird die 90-minütige Show vom südafrikanischen Staatspräsidenten Jacob Zuma und FIFA-Präsident Sepp Blatter. Nelson Mandela, ehemaliger südafrikanischer Präsident und Gewinner des Friedensnobelpreises, wird sich mit einer Videobotschaft ans Publikum wenden.

Durch das Programm führt die beliebte südafrikanische Moderatorin Carol Manana. Außerdem wird eine 3D-Animation des Maskottchens "Zakumi" mit der Moderatorin interagieren.

Die Show

Im Showteil werden der mit dem Grammy ausgezeichnete Soweto Gospel Choir, die Sängerin und Songwriterin Angelique Kidjo aus Benin sowie Johnny Clegg, einer der bekanntesten Musikexporte Südafrikas, sowie die Jazzart Dance Company auftreten. Für den Höhepunkt nach der Auslosung soll das Finale mit 80 Künstlern, einschließlich des berühmten Ensembles Afrika Umoja, sorgen.

Die Gäste

Zur erwarteten Heerschar der Prominenz zählen die Friedensnobelpreisträger Frederik W. de Klerk und Erzbischof Desmond Tutu sowie die Fußball-Weltstars Franz Beckenbauer, Michel Platini und Roger Milla. Insgesamt 2000 Gäste und über 1700 Medienvertreter haben sich akkreditiert.

Bis Montag hatten 27 der 32 Trainer ihr Kommen zugesagt (u.a. Dunga, Queiroz, Capello, Lippi, del Bosque, Löw), nur das argentinische Fußball-Idol Diego Maradona ist von der FIFA aufgrund seiner zweimonatigen Sperre wegen obszöner Beschimpfungen von Journalisten zur unerwünschten Person in Kapstadt erklärt worden. "Maradona wird keine Akkreditierung erhalten", sagte Valcke.

Die Fernsehübertragung

Deutsche Zuschauer können der Auslosung auf SKY oder ZDF beiwohnen. Die Endrundenauslosung wird insgesamt in über 200 Länder und Gebiete übertragen. Gerechnet wird mit mehr als 200 Millionen Fernseh-Zuschauern.

Das sagen die Deutschen

Vom deutschen Losglück ist immer wieder die Rede, zuletzt bekam das DFB-Team 2006 mit Costa Rica, Polen und Ecuador lösbare Aufgaben mit auf dem Weg. Diesmal warnt Manager Oliver Bierhoff jedoch: "Wir können durchaus auf drei schwere Brocken in der Vorrunde treffen." Zum Beispiel: USA, Elfenbeinküste und Frankreich.

"Egal, mit wem wir uns in der Vorrunde messen müssen, es wird nicht einfach", sagt indes Bundestrainer Joachim Löw. "Es erwartet uns wegen der ungewöhnlichen Bedingungen ein schwieriges Turnier. Wir müssen mit dem Höhenunterschied klarkommen und wir spielen in der Winterzeit, das sind schon große Unterschiede zu den bisherigen Turnieren."

DFB-Präsident Theo Zwanziger meint: "Die Vorrunde bei einer WM ist für gewöhnlich leichter zu überstehen als die bei einer EM. Ab dem Achtelfinale ist für uns immer alles möglich. Ich glaube, dass Deutschland in Südafrika zum vierten Mal Weltmeister werden kann und dass wir gute Chancen haben, erstmals seit 1990 wieder den Titel zu gewinnen."

LIVE-TICKER: SPOX führt ab 18.30 Uhr live durch die Auslosung