WM

"Die Portugiesen haben unseren Traum zerstört"

SID
Die Portugiesen konnten nach dem Match in Bosnien augelassen feiern
© Getty

Portugals verletzter Superstar Cristiano Ronaldo jubelte vor dem Fernseher in Madrid, Bosniens Bundesligaprofis weinten nach dem Schlusspfiff auf dem Platz - und wenige Minuten zuvor stand die Partie noch vor dem Abbruch.

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Das von Ausschreitungen überschattete 1:0 (0:0) im Play-off-Rückspiel in Bosnien-Herzegowina hat der portugiesischen Nationalmannschaft die fünfte WM-Teilnahme beschert und bei Gewinnern wie Verlierern große Emotionen hervorgerufen.

"Die Portugiesen haben unseren Traum zerstört", titelte die bosnische Zeitung "Dnewni Avaz" und brachte damit die Gefühlslage des ganzen Landes, das zum ersten Mal bei einer Endrunde dabei gewesen wäre, auf den Punkt.

Bosnien trauert, Portugal feiert

"Wenn wir sehen, dass Neuseeland im nächsten Jahr in Südafrika dabei ist und wir nicht, dann müssen wir traurig sein", sagte Mittelfeldspieler Zlatan Bajramovic von Eintracht Frankfurt stellvertretend für seine Bundesliga-Kollegen Vedad Ibisevic, Sejad Salihovic (beide 1899 Hoffenheim), Edin Dzeko und den verletzt fehlenden Zvjezdan Misimovic (beide VfL Wolfsburg).

Während ganz Bosnien der verpassten Chance nachtrauerte, feierte Portugal überschwänglich seine Helden.

"Die Spieler waren Riesen", titelte die Sportzeitung "Record". "Wir sind dabei! Selbst die größten Optimisten hatten nicht gedacht, dass wir so dominant sein werden", kommentierte das Konkurrenzblatt "A Bola" den Erfolg, den Raul Meireles mit seinem Treffer sicherte (56.).

Portugal gewann Hinspiel mit 1:0

Schon das Hinspiel hatten die Portugiesen 1:0 gewonnen. Am Samstag in Lissabon ging es allerdings nicht so hoch her wie im Hexenkessel von Zenica.

Nachdem Salihovic in 76. Minute wegen Schiedsrichter-Beleidigung vom italienischen Referee Roberto Rosetti die Gelb-Rote Karte bekam, eskalierte die Situation im 15. 000 Zuschauer fassenden Stadion Bilino Polje.

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Bosnische Fans warfen Gegenstände, dabei wurde ein Schiedsrichter-Assistent getroffen.

Dennoch entschloss sich Rosetti, der Weltschiedsrichter des vergangenen Jahres, die Partie nach einer kurzen Unterbrechung fortzusetzen. Die Entscheidung Rosettis kam den Portugiesen entgegen.

Die Iberer konnten sich schließlich wenige Minuten später darüber freuen, dass sie es trotz des schwachen Starts in die Qualifikation mit nur sechs Punkten aus den ersten fünf Spielen doch noch nach Südafrika geschafft hatten.

"Wir waren zu stark für Bosnien"

"Marathon-Läufe werden eben am Ende entschieden. Es war eine lange Reise mit einigen Hindernissen auf dem Weg. Aber ich hatte immer die Gewissheit, dass wir in die richtige Richtung fahren", sagte der erleichterte Coach Carlos Queiroz: "Wir waren zu stark für Bosnien, weil wir eine explosive Mischung von Selbstvertrauen, Hingabe und Entschlossenheit in uns tragen."

Von Selbstvertrauen war dagegen beim ansonsten gerne großspurig auftretenden Miroslav Blazevic nichts mehr zu spüren.

"Ich bin ein demoralisierter Mann. Ich habe mein Versprechen gebrochen - wir haben es nicht geschafft", sagte der 74-jährige Kroate, der seine Zukunft als Trainer Bosniens offen ließ: "Ich will jetzt keine überstürzte Entscheidung treffen."

Wenn es nach den Fans in Zenica geht, dann müsste Blazevic seinen Job behalten. Schließlich wurden der Coach und die Spieler trotz des Scheiterns mit Applaus verabschiedet. Sauer war Blazevic dennoch.

Dafür sorgte ein Journalist, der unterstellte, dass sich der Trainer mit seinem Spielmacher Misimovic überworfen habe und dass der Bundesligaprofi schon vor der Partie abgereist sei. Diese Behauptungen wies Blazevic wütend zurück.

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