WM

"Mini-WM" soll den Ernstfall für 2010 simulieren

SID
Der Organisationschef der WM 2010 in Südafrika: Danny Jordaan
© Getty

In Südafrika fällt heute der Startschuss für den Confederations Cup. Die "Mini-WM", an der unter anderem Weltmeister Italien teilnimmt, gilt als Generalprobe für die WM 2010.

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Die Euphorie ist genauso groß wie die Skepsis. Wenn ab heute beim Confed Cup die Stars aus Brasilien, Spanien oder Italien die ersten vier Stadien für die WM 2010 in Südafrika einweihen, wird ihnen eine Welle der Begeisterung entgegenschlagen. Die Vuvuzelas, die lärmenden Plastiktröten, werden für eine unvergleichliche Atmosphäre bei einem farbenprächtigen Fußballfest sorgen, aber die Bedenken nicht übertönen können.

Denn trotz aller milliardenschweren Bemühungen, trotz aller wortreichen Beschwichtigungen der Politiker und Funktionäre begleiten die zum "Festival der Meister" hochgejubelte Generalprobe für die erste Weltmeisterschaft auf dem Schwarzen Kontinent viele Zweifel. Vor allem die hohe Kriminalitätsrate und die noch nicht gelösten Verkehrsprobleme überschatten die "Mini-WM", die heute (15.45 Uhr im LIVE-TICKER) mit dem Spiel der Gastgeber gegen den Irak beginnt.

"Es ist an der Zeit, dass es losgeht"

"Es ist definitiv an der Zeit, dass es richtig losgeht, nicht nur im Hinblick auf die Organisation in Südafrika, sondern auch um sicherzustellen, dass das Land seine Aufgabe erfüllen kann und wird", sagte Joseph S. Blatter, Präsident des Internationalen Fußball-Verbandes (FIFA). Der Konföderationen-Pokal, für den bereits über 70 Prozent der Karten verkauft sind, sei deshalb "auch so entscheidend".

Denn die FIFA und die WM-Organisatoren wissen genau: Regiert bei der Generalprobe Chaos, wird die Diskussion um die WM 2010 weltweit erneut aufflammen. Der Konföderationen-Pokal mit Weltmeister Italien, den Kontinentalmeistern Spanien, Brasilien, USA, Irak, Ägypten und Neuseeland sowie den "Bafana, Bafana" wird für alle zum Cup der guten Hoffnung.

"Wir werden alles dafür tun, dass die Fans sicher sind"

"Wir bereiten uns auf den schlimmsten Fall und auf alle Eventualitäten vor", erklärte Superintendent Vish Naidoo, Sprecher der südafrikanischen Polizei, die 8000 Beamte für die Spiele in Johannesburg, Tshwane/Pretoria, Rustenburg und Mangaung/Bloemfontein einsetzten wird: "Wir werden alles dafür tun, dass die Fans sicher sind."

Doch selbst die Südafrikaner zweifeln: Nachdem kurzfristig die vorgesehene Sicherheitsfirma für VIPs, Hotels, Stadien und Trainingsplätze ausgestiegen war, sprang ein kleineres Unternehmen aus Kapstadt ein. Es verzichtete aber auf den hochdotierten Vertrag über den VIP-Schutz, weil es den "in so kurzer Zeit nicht leisten" könne. 1300 Sicherheitskräfte stellt die Firma nun für vor allem für die Stadien und Trainingsplätze.

"Werden die Leute nicht in ihre Zimmer begleiten"

"Die FIFA kann Südafrika nicht in ein sicheres Land verwandeln", sagte FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke. Und auch Rich Mkhondo vom lokalen OK versprach keine hundertprozentige Sicherheit: "Wir werden die Leute nicht zu ihren Autos und in ihre Zimmer begleiten." Vor allem außerhalb der Stadien und der besonders geschützten Routen rechnen Experten mit gezielten Aktionen krimineller Banden.

Die Organisatoren halten dagegen, dass trotz der alarmierenden Zahlen von 50 Morden und 100 Vergewaltigungen täglich alle großen Sportveranstaltungen seit dem Ende der Apartheid ohne Zwischenfälle abliefen. Ob Rugby- oder Cricket-WM - keinem Sportfan wurde ein Haar gekrümmt. Bestätigt fühlten sich die Veranstalter, als im Frühjahr die Indian Premier League (IPL) im Cricket ihren Wettbewerb in Südafrika austrug - weil Indien zu unsicher war.

Chaotische Verkehrsverhältnisse erwartet

Wer Kaka und Co. beim Confed Cup sehen will, muss sich in und um Johannesburg auf chaotische Verkehrsverhältnisse einstellen. Weder der neue Nahverkehrszug Gautrain, der den Flughafen mit dem Nobelvorort Sandton und der Hauptstadt Pretoria verbinden soll, noch das geplante Schnellbussystem BRT sind in Betrieb.

Der Gautrain wird möglicherweise erst nach der WM fertig, die Schnellbusse wurden von der mächtigen Taxi-Branche ausgebremst.

So sind die klapprigen und meist hoffnungslos überladenen Sammeltaxis, ein Relikt aus Apartheid-Zeiten, das wichtigste Verkehrsmittel bei der WM-Generalprobe. "Südafrika ist ein Entwicklungsland, das darf man nicht vergessen", sagte OK-Chef Danny Jordaan und erinnerte an Mexiko vor der WM 1986.

Der Spielplan des Confed-Cups