WM

Tollhaus-Fußball kann Löw nicht schrecken

SID
Fußball, WM Qualifikation, Schweinsteiger, Hyypiä, Deutschland, Finnland
© Getty

Kaum war die Lufthansa-Sondermaschine mit der deutschen Nationalmannschaft an Bord nach zahlreichen Warteschleifen in der Heimat gelandet, hatte Joachim Löw den Tollhaus-Fußball von Helsinki abgehakt.

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Schnell richtete der Bundestrainer nach dem turbulenten 3:3 (2:2) in Finnland seinen Blick auf das bevorstehende Gipfeltreffen in der WM-Qualifikation.

"Gegen Russland streben wir einen Sieg an. Ob es uns gelingt, muss man sehen. Wir können aus einer Position der Stärke heraus mit vier Punkten agieren", sagte Löw.

Dass der Weg zur WM 2010 in der Gruppe 4 Nerven zehrender wird als erhofft, ist dem DFB-Chefcoach aber nicht entgangen. Die Drei-Tore-Show von Miroslav Klose und der große Offensivgeist stimmten den Bundestrainer allerdings milde

Welpenschutz für Spieler

Bloß keine Selbstzweifel beim überwiegend jungen Personal aufkommen lassen, lautete Löws Motto, und so stellte er sich schützend wie ein Vater vor seine Spieler.

"Ich bin mit dem einen Punkt zufrieden. Es ist ein gewonnener Punkt, weil wir dreimal einem Rückstand nachgelaufen sind. Das Spiel war nicht lasch oder behäbig, sondern hatte unglaubliches Tempo, rassig, hoch und runter", schwärmte Löw.

Sogar die phasenweise desolat agierende Abwehr wurde von kritischen Worten verschont. "Logischerweise haben wir in der Defensive auch Fehler gemacht. Aber beide Spieler sind relativ jung, unerfahren. Aber ich habe absolutes Vertrauen. Beide haben wahnsinnige Qualitäten", sagte Löw über die im ersten echten Härtetest gestrauchelten Innenverteidiger Heiko Westermann und Serdar Tasci.

"Na klar, fallen drei Gegentore auf die Abwehr zurück", gestand der bei allen Treffern unglücklich agierende Westermann. Schuldlos war Torwart Robert Enke, der im Kampf um die Nummer 1 nicht punkten konnte. "Das war heute ein undankbares Spiel für mich als Torhüter", sagte Enke.

Klose zeigt's allen

Der Matchwinner beim Unentschieden hieß Klose. Der zuletzt kritisierte Münchner nutzte den Moment des persönlichen Sieges aber nicht zum verbalen Gegenschlag.

"Das war kein Glücksabend und keine Befreiung", behauptete der wieder coole Knipser. Krisenerprobt ist Ersatz-Kapitän Klose schon lange. "Das zeichnet mich aus, dass ich gelernt habe damit umzugehen."

Zum Profil von Miro Klose geht's hier!

44 Tore in 84 Länderspielen stehen für Klose nun zu Buche, Uwe Seeler ist in der ewigen DFB-Torjägerliste von Platz sechs verdrängt. Schon diese Zahlen widerlegen alle Kritiker.

Und Löw konnte sich in seiner Haltung bestätigt fühlen. "Was soll ich jetzt sagen? Ich hatte immer Vertrauen in Miroslav Klose", konstatierte der Bundestrainer.

Schweinsteiger unzufrieden

Beinahe beiläufig ließ Löw mit Blick auf das in Richtung Südafrika wegweisende Duell in Dortmund mit Russland den entscheidenden Satz des meteorologisch wir fußballerisch stürmischen Abends fallen.

"Ich hoffe, dass im Oktober alle Spieler zur Verfügung stehen, die wir dann brauchen für dieses schwere Spiel." Ohne die verletzt fehlenden Michael Ballack, Per Mertesacker, Torsten Frings und auch Arne Friedrich ließ sich die DFB-Auswahl von dem unbequemen, wenngleich nicht zur kontinentalen Spitzenklasse zählenden Gegner zu häufig überrumpeln.

Deutlich kritischer als der Bundestrainer äußerte sich der unermüdlich rackernde Bastian Schweinsteiger. "Statt sechs Punkten sind es nur vier. Wir hatten auch Chancen für sechs Tore. Ich hasse, unentschieden zu spielen. Die Finnen sind nicht schlecht, aber wir sind eigentlich eine Klasse besser. Auf alle Fälle sind das zwei verloren Punkte", sagte der Münchner.

Ein Ruhepol muss her

Dass beim zweiten "Sixpack" innerhalb von vier Tagen nach dem 6:0 in Liechtenstein die Tore diesmal gleichmäßig verteilt waren, konnte Löw auch nicht gefallen.

Der Bundestrainer weiß aber, dass er einen Spagat machen muss. Vergraulen darf er weder die etablierten noch die nachrückenden Kräfte.

Längst nimmt er die an Jahren jungen, an Länderspielen jedoch schon erfahrenen Spieler wie Schweinsteiger, Philipp Lahm oder Lukas Podolski in die Pflicht. Alternativspieler wie Simon Rolfes und Thomas Hitzlsperger drängen nach.

Doch was sich gegen Fußball-Zwerg Liechtenstein noch wunderbar verbergen ließ, trat gegen die besseren Finnen zutage. Die Präsenz eines Ballack oder Frings im Mittelfeld oder die Ruhe eines Mertesacker in der Abwehr tun immer noch gut.

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