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Visionen: Löw bastelt an neuer Hierarchie

SID
WM 2010, Qualifikation, Löw
© Getty

Die EM war gut, aber für den geplanten großen Wurf bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 will auch Joachim Löw vieles noch besser machen.

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Sein erstes großes Turnier im Sommer hat der Bundestrainer mit seinem Stab intensiv aufgearbeitet und dabei wichtige Erkenntnisse gewonnen, die er abseits des Qualifikations-Stresses für Südafrika umsetzen will.

Leistungsprinzip, Konkurrenz, Verjüngung und eine Neuordnung der Hierarchie mit Gegengewichten zum alteingesessenen Kapitän Michael Ballack sind die zentralen Aufgaben.

Neue Männer braucht das Land

"Es ist unsere Aufgabe, Alternativen aufzubauen", formulierte Löw. Kurzum: Neue Männer braucht das Land. Serdar Tasci (21), Marko Marin (19), Rene Adler (23), Heiko Westermann (25), Patrick Helmes (24) und vielleicht demnächst auch ein Talent wie Bayern-Jungstar Toni Kroos (18) - etliche hungrige, aufstrebende, ehrgeizige Profis stehen in den Startlöchern.

"Es gehört zu unseren Aufgaben und Zielen, junge Spieler heranzuführen und zu integrieren", betonte Löw vor dem Start in die WM-Qualifikation mit den Partien in Liechtenstein (6:0) und in Helsinki gegen Finnland.

Druck auf Platzhirsche wächst

Dass langjährige Leistungsträger wie Ballack, Torsten Frings, Per Mertesacker oder Arne Friedrich verletzt ausfielen, "war ärgerlich", aber der Bundestrainer nutzte es auch als Antrieb.

Akteure wie Tasci oder die schon etablierteren Thomas Hitzlsperger oder Simon Rolfes "haben die Aufgabe, diese Chance wahrzunehmen". Druck auszuüben auf die Platzhirsche und Ansprüche zu formulieren, ist angesagt. Löw fordert und fördert - und das an zwei Fronten, beim neu entfachten Konkurrenzkampf und einem Hierarchiewandel.

Dabei geht es insbesondere darum, zu Kapitän Ballack, dessen Führungsstil nicht nur wegen der Reiberei mit Teammanager Oliver Bierhoff auch von Löw kritisch beäugt wird, Gegengewichte zu schaffen.

Noch mehr Verantwortung für junge Akteure

Der Bundestrainer drängt noch junge, aber schon erfahrene Akteure wie Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger auffällig in die Verantwortung. "Sie müssen noch mehr Führungsaufgaben übernehmen", forderte Löw.

Schon gegen Liechtenstein und Finnland musste die Zukunft erprobt werden, wie Aushilfs-Kapitän Miroslav Klose hervorhob: "Wenn zwei, drei wichtige Leute ausfallen, bildet sich eine andere Hierarchie. Mit Lahm, Schweinsteiger und Hitzlsperger kommen andere Leute nach."

Leistungsprinzip soll wieder gelten

Das Leistungsprinzip, das vor und während der EM unter anderem beim damaligen Verein FC Arsenal auf der Ersatzbank schmorenden Torhüter Jens Lehmann oder dem monatelang verletzten Innenverteidiger Chirstoph Metzelder außer Kraft gesetzt war, soll auch wieder gelten - ohne Rücksicht auf Namen und Verdienste.

Beim Neuanfang wurde das auf dem langen Weg nach Südafrika am Beispiel Metzelder praktiziert, dem Löw die international unerfahrenen Tasci und Westermann vorzog. Löw weiß, dass er den Umbruch vorsichtig und umsichtig angehen muss.

Jugendlicher Elan und gewachsene Turnier-Erfahrung müssen Hand in Hand gehen. Ein Kämpfer wie der 77malige Nationalspieler Frings ist in einer körperlichen Top-Verfassung noch lange nicht verdrängt von jüngeren Kräften wie Rolfes oder Hitzlsperger.

"Wir brauchen Metzelder"

Und auch der erst 27 Jahre alte Metzelder ist noch lange nicht weg vom Fenster, wie Löw ungefragt in der abschließenden Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Finnland kundtat.

Als er die Aufzählung der Führungsspieler im Grunde schon abgeschlossen hatte, mochte er Metzelder "nicht vergessen" und versicherte: "Ich plane die nächsten zwei Jahre schon mit ihm. Seine Präsenz in der Mannschaft ist enorm. Wir müssen ihn stark machen, wir brauchen Metzelder."

Impressionen aus Helsinki

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