WM

"Euch gefällt der Geruch von Blut"

SID
Steht mit Frankreich unter Druck: Trainer Raymond Domenech
© Getty

Der 10. September könnte für Frankreichs Nationaltrainer Raymond Domenech der letzte Arbeitstag sein. Vor dem zweiten WM-Qualifikationsspiel in Paris gegen Serbien (Mi., 19 Uhr im LIVE-TICKER) scheinen die Nerven des ungeliebten Coachs blank zu liegen.

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"Euch gefällt der Geruch von Blut. Ich bin froh, dass die Guillotine nicht mehr existiert. Denn ansonsten hätten wohl einige von euch Freude daran, mich dort hinzuschicken", sagte Domenech auf einer Pressekonferenz im Trainingslager der "Equipe tricolore" in der Nähe von Paris zu den versammelten Journalisten.

"Wir befinden uns nicht in der Epoche der Guillotine", sagte zwar der Präsident des französischen Fußballverbandes (FFF), Jean-Pierre Escalettes, aber der Verweis auf die Guillotine soll den Ernst der Lage unterstreichen. Auch die französische Tageszeitung "Le Figaro" titelte: "Domenech spielt um seinen Kopf."

Streit im Trainingslager

Die Anspannung war im französischen Leistungszentrum in Clairefontaine zu spüren. Die Führungsspieler Thierry Henry und William Gallas sollen sich mit dem Trainerteam angelegt haben.

Ein Streitgrund sollen die Frühstückszeiten der Nationalmannschaft gewesen sein. Domenech lässt indes alle Probleme an sich abprallen. "Es ist noch viel zu früh, um sich Sorgen zu machen", sagte Domenech. Dabei steht sein potenzieller Nachfolger längst bereit.

Ex-Kapitän Didier Deschamps ist nach seinem Trainer-Engagement bei Juventus Turin momentan arbeitslos und könnte Domenech sofort beerben. In Zinedine Zidane hat Deschamps zudem einen prominenten Fürsprecher.

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Noch zwei Spiele Schonfrist

Anfang Juli 2008, nach dem kläglichen EM-Vorrunden-Aus der Franzosen, hatte der Trainer nach einer Krisensitzung eine Schonfrist für die ersten drei WM-Qualifikationsspiele bekommen, in denen Domenech mindestens fünf Punkte holen muss.

Für viele war schon diese Schonfrist ein Fehler. Fans und Medien hatten sich bereits nach der EM 2008 die Demission des ungeliebten Trainers gewünscht. Domenech gilt als arrogant und unbelehrbar.

"Meine ironische Art macht den Anschein, als ob ich mich über andere Menschen lustig machen würde - aber das ist falsch", rechtfertigte sich Domenech. Dennoch: "Für Domenech heißt es jetzt: ein Sieg oder die Tür", schrieb "Le Parisien".

Umbruch zu spät eingeleitet

Domenech wird vorgeworfen, zu lange der alten Generation um Rekordnationalspieler Lilian Thuram (36), Rekordtorjäger Henry (31) und Patrick Vieira (32) vertraut zu haben, anstatt dem talentierten Nachwuchs.

Die in Grüppchen zersplitterte Mannschaft hat es bisher vermieden, öffentlich Kritik zu äußern. Der Verteidiger vom AS Rom, Philippe Mexes, bei der Niederlage gegen Österreich an allen drei Gegentoren beteiligt, gab seinem Trainer sogar Rückendeckung.

Mexes nimmt Fehler auf sich

"Was geschehen ist, war mehr mein Fehler als der des Trainers", sagte Mexes. "Alle Spieler vertrauen ihm." Nur Florent Malouda vom FC Chelsea griff seinen Trainer bisher an und wurde beim Spiel gegen Österreich prompt auf die Tribüne verbannt.

Für das Spiel gegen Serbien hat Domenech Wiedergutmachung und eine offensivere Taktik versprochen. Ein Offensivspektakel erwarten die enttäuschten Zuschauer im Pariser Stade de France eher nicht. Das Stadion soll zum ersten Mal seit der Erbauung im WM-Jahr 1998 nicht ausverkauft sein.

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