WM

Lucio: Liebe für Jesus - Hiebe für Bayern

SID
Dank Lucios (M.) Kopfballtor gewann die Selecao zum dritten Mal den Confed-Cup
© Getty

Nach seinem goldenen Tor im Finale des Confed-Cups in Südafrika wurde der beinharte Innenverteidiger Lucio erst einmal ganz weich - zeigte sich aber dennoch von den Bayern enttäuscht.

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Gepackt von Emotionen und mit Tränen in den Augen stimmte der Kapitän der brasilianischen Nationalmannschaft nach seinem spektakulären Kopfballtor zum 3:2 gegen die USA auf dem Spielfeld lauthals das Vater unser an und feierte anschließend tanzend den dritten Triumph der Selecao beim Confed-Cup nach 1997 und 2005.

"Für mich bedeutet der Titel alles, ich habe lange davon geträumt. Es war eine schwierige Saison. Nur Gott weiß, was ich alles durchgemacht habe. Ich bin immer zu hundert Prozent bei der Sache, deshalb kamen mir nach dem Schlusspfiff auch die Tränen. Für ganz Brasilien ist das ein emotionaler Moment", sagte Lucio.

Lucio geschockt von den Bayern

Der Profi von Rekordmeister Bayern München entledigte sich unmittelbar nach Spielende seines Trikots und huldigte auf einem weißen T-Shirt sein großes Idol: "Ich liebe Jesus."

Die Liebe zu seinem Klub Bayern München ist aber offenbar erkaltet. Die unbestätigten und von Präsident Franz Beckenbauer und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vehement dementierten Gerüchte, dass der neue Trainer Louis van Gaal den 31-Jährigen nicht mehr gebrauchen könne, haben Lucio offenbar bitter enttäuscht.

"Ich muss vor allem meiner Ehefrau danken. Ich habe bei meinem Klub eine böse Überraschung erlebt, mit der ich nicht gerechnet hatte. Dass ich nicht mehr bei Bayern erwünscht bin, war ein Schock für mich", sagte Lucio, der erstmals als Kapitän für Brasilien eine Trophäe in Empfang nehmen durfte.

Der Underdog führte mit zwei Toren

Der Fußball-Gott hatte es vor 62.000 Zuschauern im Ellis Park von Johannesburg einmal mehr gut gemeint mit dem fünfmaligen Weltmeister.

Denn zur Halbzeit hatte es noch nach einer Sensation ausgesehen. Underdog USA führte dank der beiden Kontertore von Clint Dempsey (10.) und des früheren Münchner und Leverkusener Bundesligaprofis Landon Donovan (27.) bereits mit 2:0.

"In der ersten Halbzeit waren wir schlecht, aber nach der Pause waren wir im Team stark und haben uns den Sieg verdient", sagte Lucio. Die Tageszeitung "O Globo" meinte zur Aufholjagd: "Die Mannschaft hatte Brasilien im Blut."

Kaka der beste Spieler des Turniers

Denn nach Wiederanpfiff glich der überragende Angreifer Luis Fabiano mit einem Doppelpack (46. und 74.) für die Selecao aus, ehe Lucio (84.) nach einer Ecke von Elano mit seinem wuchtigen Kopfball unter dem ohrenbetäubendem Lärm der berüchtigten Vuvuzelas für den am Ende verdienten Sieg des Favoriten bei der WM-Generalprobe sorgte.

"Jetzt habe ich meinen ersten Pokal. Ich hoffe, dass es in Zukunft noch einige mehr werden", sagte 65-Millionen-Euro-Mann Kaka, der als vierter Brasilianer nach Denilson (1997), Ronaldinho (1999) und Adriano (2005) zum besten Spieler beim Confed Cup ernannt wurde.

Schlechtes Omen für den Confed-Cup-Sieger

Selbstbewusst wird die Mannschaft von Trainer Carlos Dunga im Falle einer gelungenen Qualifikation auch im kommenden Jahr zur WM 2010 nach Südafrika aufbrechen.

Doch die Brasilianer sind gewarnt, schließlich wurde noch nie ein Team, das im Jahr vor einer WM den Confed-Cup gewonnen hat, am Ende auch Weltmeister.

Nach dem Sieg beim Confed Cup 2005 in Deutschland schied die Selecao bei der WM 2006 in Deutschland sang- und klanglos im Viertelfinale gegen den späteren Vize-Weltmeister Frankreich aus (0:1).

Dunga fürchtet Ablenkungen bei WM

"Wir müssen die Euphorie im und rund ums Team vermeiden. Die Vorbereitung 2006 in Weggis war äußerst euphorisch. Hier war dagegen alles im geordneten Rahmen", sagte Kaka.

Und Trainer Dunga meinte: "Die Gefahr des Ausscheidens besteht bei einem Turnier immer. Ich muss im nächsten Jahr Spieler finden, die in Form sind und mit der Bürde des Favoriten leben können", sagte Dunga, der vor allem verhindern will, dass seine Spieler bei der WM im kommenden Jahr wie vor drei Jahren in Deutschland durch Disco-Besuche und ähnliches zu sehr abgelenkt werden: "Die Selecao muss sich auf das Wesentliche konzentrieren. Denn Titel bedeuten in Brasilien alles."

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