WM

Mata, Melo und die Ente

Von Jochen Tittmar
Juan Mata wechselte 2007 ablösefrei von Real Madrid zum FC Valencia
© Imago

Am Sonntag startet in Südafrika der Confederations Cup 2009. Acht Teams kämpfen um Prestige, 2,7 Millionen Euro Siegprämie und internationale Anerkennung. Dies gilt insbesondere für die vielen Jungstars, die sich auf einer großen Bühne zeigen und so ihrer Karriere weiteren Schwung verleihen können.

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SPOX hat fünf Spieler, die man sich vor dem Startschuss ins Turnier merken sollte, herausgepickt und einzeln beleuchtet.

Juan Manuel Mata (Spanien, FC Valencia, 21 Jahre): Der Instinktfußballer

Sagt von sich selbst, er spiele gerne ohne großes Nachdenken. Kam als Torjäger der zweiten Mannschaft Real Madrids zu Valencia und wurde in seiner zweiten Saison unumstrittener Stammspieler. Traf elf Mal in 37 Partien, glänzt meist auf dem linken, offensiven Flügel als Zulieferer für Vereins- und Nationalmannschaftskollege David Villa. Kann auch an dessen Seite im Sturm agieren.

Mata, der nebenher Journalismus studiert und in seiner Freizeit gerne den Tischtennisschläger schwingt, zeichnet sich durch enorme Schnelligkeit, gute Antizipation und effektives Spiel ohne Ball aus. Wurde 2006 mit Spaniens U 19 EM-Sieger und steuerte dazu vier Tore in fünf Spielen bei. Debütierte bereits mit 18 Jahren in der U 21. Wird sich beim Confed-Cup noch in der zweiten Reihe einreihen müssen und Erfahrung sammeln.  

Mata im Video

Felipe Melo (Brasilien, AC Florenz, 25 Jahre): Der Aggressor

Unglaublich dynamisch, flexibel und körperlich robust - so stellt man sich einen defensiven Mittelfeldspieler vor. Gewöhnte sich in Spanien bei Mallorca, Santander und Almeria an die Gepflogenheiten des europäischen Fußballs und ging im vergangenen Sommer für acht Millionen Euro nach Italien.

Rechtfertigte seine Verpflichtung mit 29 Einsätzen, sah jedoch auch elf Gelbe Karten und musste zwei Mal vorzeitig zum Duschen. Muss sein Temperament zügeln und lernen, in hektischen Situationen Ruhe und Übersicht zu bewahren. Spielte sich dennoch ins Notizbuch von Inter-Coach Jose Mourinho, wiegelte aber bereits ab: "Pantaleo Corvino (Sportdirektor von Florenz, Anm. d. Red.) und ich haben die gleiche Meinung: wir wollen den Vertrag um ein Jahr verlängern und eine Ausstiegsklausel hinzufügen", sagte Melo kürzlich in der "Gazzetta dello Sport".

Carlos Dunga hält große Stücke auf Melo, der das Vertrauen bei seinem Nationalmannschaftsdebüt im Februar gegen Italien bestätigte: Melo spielte 90 Minuten durch und nahm Andrea Pirlo komplett aus dem Spiel. Auch in Südafrika eine feste Größe.  

Melo im Video

Jozy Altidore (USA, FC Villarreal, 19 Jahre): Der RekordmannWenn man jung, talentiert, in Europa begehrt und obendrein US-Amerikaner ist, dann können locker ein paar Rekorde fallen. In Altidores Fall sind das unter anderem: Jüngster Spieler, der in den MLS-Playoffs getroffen hat (16 Jahre), jüngster Amerikaner, der in der WM-Quali traf, jüngster Amerikaner, der einen Hattrick in der WM-Quali erzielte und erster Amerikaner, der in der Primera Division traf.

Warum? Der bullige Stürmer bewegt sich schnell und kraftvoll durch die Abwehrreihen, ist technisch beschlagen und verfügt über einen brachialen Schuss. Beweist aber auch immer wieder ein gutes Auge und reißt Lücken für seine Mitspieler. Der neue Real-Madrid-Coach Manuel Pellegrini holte den von haitianischen Eltern abstammenden Altidore für zehn Millionen US-Dollar nach Spanien.

Ist dort jedoch weniger vom Glück verfolgt als in seiner Heimat, wo er neben Ronaldinho und dem Mexikaner Guillermo Ochoa sogar das Cover des Computerspiels FIFA 08 zierte. Nach nur sechs Einsätzen für das gelbe U-Boot ging er vergangenen Winter auf Leihbasis zu Zweitligist Xerez, um Spielpraxis zu sammeln und sich mit dem höheren Niveau in Spanien vertraut zu machen. In Xerez stoppte ihn allerdings eine Zehenverletzung, so dass er ohne einen einzigen Einsatz keinerlei Beitrag zum Aufstieg leisten konnte. "An die Siesta konnte ich mich sehr leicht gewöhnen", lautet daher sein bescheidenes Zwischenfazit.

Altidore im Video

Nashat Akram (Irak, FC Twente, 24 Jahre): Der Elegante

Zählte schon mit 16 zu den besten Spielern, die Asien je hervorbrachte. Ein Spielmacher, wie er im Buche steht: Dreh- und Angelpunkt in der Offensive, kreativ, spielintelligent, passgenau. Dazu Anführer und kühler Kopf des Irak. Durchlief alle Jugendnationalteams und sammelte reihenweise Titel und Trophäen.

Beim Gewinn der Asienmeisterschaft 2007 war Akram an fast allen Toren beteiligt und erweiterte dort sein Profil um Defensiv-Aufgaben. Spielte auf Vereinsebene im Irak, Saudi-Arabien und den Emiraten. Ist nach seinem ablösefreien Wechsel nach Holland der erste irakische Profi in einer der größeren europäischen Ligen. Im Irak hofft man darauf, dass Akram Pionierarbeit leistet und den Weg für Iraker ins Ausland frei macht.

Dass dies schwieriger ist als man annimmt, zeigte der Wirrwarr um Akrams bevorstehenden Wechsel zu Manchester City im Januar 2008. Der Transfer scheiterte an der fehlenden Arbeitserlaubnis in England. Der etwas fadenscheinige Grund: Der Irak war als 72. in der FIFA-Weltrangliste nicht unter den Top 70. Da das irakische Team den Sprung zur WM 2010 bereits verpasst hat, dient der Confederations Cup als ideale Bühne, um sich in die Notizblöcke ausländischer Scouts zu spielen.

Akram im Video

Alexandre Pato (Brasilien, AC Mailand, 19 Jahre): Die EnteDer bekannteste Akteur dieses Quintetts. Sehr flinker und wendiger Stürmer. "Er hat einen unglaublichen Schuss und ist sehr schnell. Er ist doppelt so schnell wie ein normaler Athlet", adelte ihn Ex-Milan-Coach Carlo Ancelotti.

Seine Technik und die Kaltschnäuzigkeit im Abschluss holte sich der Brasilianer beim Futsal, wo er bereits im zarten Alter von drei Jahren gegen das Leder trat. Musste in seiner Jugend einen unerwarteten Schicksalsschlag hinnehmen, als bei dem damals Zehnjährigen ein Tumor im rechten Arm diagnostiziert wurde. Ein befreundeter Arzt übernahm kostenlos die dringend erforderliche OP.

Pato, was übersetzt die Ente heißt, dankte es mit Toren und Rekorden: Bei der Klub-WM 2006 pulverisierte er als jüngster Torschütze in einem offiziellen FIFA-Wettbewerb (17 Jahre, 102 Tage) den Uraltrekord eines gewissen Pele. Nach seinem Wechsel zu den Rossoneri schlug der in der Selecao längst etablierte Angreifer ein wie eine Bombe: 24 Tore stehen bislang nach 54 Partien zu Buche.

Nach dem Ancelotti-Wechsel zu Chelsea steht seine Zukunft in Mailand jedoch in den Sternen. Die Blues sind bereit, 45 Millionen Pfund für Pato zu zahlen, der sagt: "Bevor ich meine Zukunft plane, möchte ich mit Carlo Ancelotti sprechen". Dieses Gespräch soll nach dem Confederations Cup stattfinden, doch Berater Gilmar Veloz begibt sich schon mal in Position: "Wenn Milan eine Übereinstimmung mit Chelsea erreicht, dann wären wir bereit, zu verhandeln".

Pato im Video

Der komplette Spielplan des Confederations Cup im Überblick