HSV siegt dank Trochowski in Bremen

Von Für SPOX in Bremen: Stefan Rommel
Hamburgs Paolo Guererro (l.) im Zweikampf mit Bremens Torsten Frings
© Getty

Der Hamburger SV hat sich im UEFA-Cup-Hinspiel bei Werder Bremen dank eines Treffers von Piotr Trochowski eine sehr gute Ausgangsposition für das Erreichen des Endspiels am 20. Mai in Istanbul geschaffen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Durch den 1:0 (1:0)-Sieg gegen den Nordrivalen winkt Hamburg das erste Finale auf internationalem Parkett seit dem Sieg im Pokal der Landesmeister 1983.

Das Tor des Abends vor 41.000 Zuschauern im ausverkauften Bremer Weserstadion erzielte Nationalspieler Piotr Trochowski bereits nach 28 Minuten, das erste Kopfballtor seiner Karriere. So bleibt die Hoffnung auf zumindest einen Titel in dieser Saison für den HSV am Leben.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Werder im Prinzip mit derselben Aufstellung wie im DFB-Pokal, nur sitzt diesmal Baumann auf der Bank und Tziolis beginnt.

Beim HSV dagegen einige Änderungen: Der verletzte Jansen wird durch Aogo links hinten ersetzt, dafür beginnt Trochowski im linken Mittelfeld. Für den ebenfalls angeschlagenene Petric fängt Pitroipa im rechten Mittelfeld an.

2.: Erste dicke Chance. Pitroipa steckt mit der Hacke durch auf Olic. Der ist links frei durch und muss vom Fünfer-Eck in die Mitte zurück auf Pitroipa passen. Er schießt aber - und Wiese pariert zur Ecke.

3.: Im Gegenzug zieht Pizarro aus zentraler Position von 20 Metern ab. Rost lässt den Ball abklatschen und sichert ihn im Nachfassen.

22.: Guerrero zieht von rechts aus 16 Metern ab. Wiese taucht blitzschnell in die kurze Ecke und lenkt den Ball um den Pfosten. Super Reflex des Bremers.

28., 0:1, Trochowski: Guter Angriff über rechts. Pitroipa auf Demel. Dessen Flanken auf den zweiten Pfosten köpft Trochowski wie aus dem Schulbuch Wiese gegen die Laufrichtung. Bremens Keeper ist noch dran, der Ball fliegt aber ins rechte Eck.

44.: Beste Chance für Bremen: Von links flankt wieder Diego, in der Mitte setzt sich Pizarro energisch durch und köpft aus sieben Metern knapp links vorbei.

51.: Fritz zieht rechts an Trochowski vorbei und flankt nah an das Hamburger Tor. Rost klatscht den Ball mit der flachen Hand weg und Almeida köpft einen Aufsetzer aus sechs Metern aufs Tor. Rost hält.

62.: Langer Ball von Diego auf Almeida, der aus sieben Metern aber knapp links vorbeiköpft.

65.: Olic ist links frei durch und zieht von ganz weit außen in die Mitte. Wiese wartet lange, Olic versucht den Lupfer und schießt gegen die Brust des Keepers.

66.: Nächste Reisen-Chance für Hamburg. Olic kommt dieses Mal über rechts und passt in die Mitte. Pitroipa kommt mit der Fußspitze an den Ball und setzt ihn aus sieben Metern am langen Pfosten vorbei.

71.: Özil perfekt in den Rücken der Abwehr, wo Rosenberg den Ball aber aus zehn Metern nur über die Latte haut.

83.: Tohuwabohu im Hamburger Strafraum. Erst verpasst Pizarro eine Flanke von links. Fritz bringt die Kugel von rechts gleich wieder rein. Aber drei Hamburger werfen sich dazwischen.

So lief das Spiel: Der HSV deutlich wacher und engagierter als noch im DFB-Pokal-Spiel vor einer Woche. Die Gäste waren sofort in den Zweikämpfen und ließen den Gastgebern deutlich weniger Raum und Zeit für ihr Kombinationsspiel.

So spielte sich das Geschehen nach den beiden veritablen Chancen zu Beginn zu großen Teilen im Mittelfeld ab - allerdings war der HSV bei seinen wenigen Angriffen durchdachter und gefährlicher. Diego, der sich immer wieder weit in die eigene Hälfte fallen ließ, war bei Alex Silva in sehr guten Händen und in der ersten Halbzeit überhaupt kein Faktor.

So musste Özil immer wieder weite Wege gehen, um wenigstens ein bisschen spielerisches Element in die Bremer Aktionen zu bekommen. Die beiden Stürmer Almeida und Pizarro hingen in Ermangelung vernünftiger Zuspiele völlig in der Luft.

Nach dem Wechsel war Bremen deutlich bemühter, aber in der Spielanlage oft viel zu kompliziert. Hamburg zog sich deutlich weiter zurück als noch in den ersten 45 Minuten, überließ den Gastgebern die Initiative und lauerte auf Konter.

In den letzten 20 Minuten schaffte es Bremen endlich, die Hamburger Ordnung durcheinander zu bringen und erarbeitete sich teilwiese sehr gute Chancen. Am Ende fehlte aber ein Quäntchen Glück und die letzte Entschlossenheit zum Torerfolg.

Der Star des Spiels: Auch wenn er Teil der unterlegenen Mannschaft war: Mesut Özil zeigte ein unheimlich starkes Spiel und war bester Mann auf dem Platz. Der Nationalspieler emanzipiert sich immer mehr vom omnipräsenten Diego, war lauffreudig und ballsicher und fand für jede noch so verzwickte Situation die richtige Lösung. Trotz einiger guter Gelegenheiten blieb ihm aber die Krönung eines bärenstarken Auftritts versagt - der einzige Schönheitsfehler

Die Gurke des Spiels: Alexandros Tziolis kämpft um einen Verbleib in Bremen, der Grieche ist von Panathinaikos schließlich nur bis Saisonende ausgeliehen. Erst neulich hatte Manager Allofs eine deutliche Steigerung des Griechen gefordert - nur passte Tziolis' Auftritt gegen Hamburg so gar nicht in dieses Anforderungsprofil. Tziolis war gedanklich und körperlich nicht auf der Höhe - fast konnte man den Eindruck gewinnen, dem Griechen wären das Tempo zu schnell und die Zweikämpfe zu hart. Insgesamt alles andere als ein Bewerbungsschreiben für eine weitere Anstellung an der Weser.

Die Lehren des Spiels: Hamburg hat aus dem schwachen Spiel in der Vorwoche seine Lehren gezogen und einen eindeutige Antwort auf dem Platz gegeben. Trainer Jol zeigte sich einsichtig, korrigierte seine Variante mit drei Stürmern und hatte mit einem 4-2-3-1 bei gegnerischem Ballbesitz das Mittelfeld und somit auch das Spiel im Griff.

Pitroipa und Trochowski, beide im Pokal-Spiel nicht von Beginn an dabei, waren die Pendelspieler, die entweder über die Seiten schnell mit in die Spitze stießen oder aber bei Ballverlust blitzschnell auf Defensivmodus umschalteten. Dadurch hatten die Gäste die in der Vorwoche noch so starken Fritz und Boenisch unter Kontrolle.

Dazu drängte der HSV Bremens Spielmacher Diego immer sehr tief in dessen eigene Hälfte und empfing den Brasilianer in Person seines Landsmanns Alex Silva erst an der Mittellinie. Durch den viel zu weiten Weg zum Tor konnte Diego deshalb kaum gefährliche Akzente setzen.

Bremen leistete sich viel zu viele kleine Fehler und fand nur selten zu seinem Rhythmus. Das Mittelfeld rückte zu spät nach, weshalb die beiden Stürmer kaum einen Ball vorne festmachen konnten.

Das defensive Mittelfeld mit Frings und dem schwachen Tziolis hatte deutliche  Schnelligkeitsdefizite und konnte in der Spieleröffnung nur selten nützliche Dienste leisten. Ein Özil in Topform ist für ein UEFA-Cup-Halbfinale zu wenig, wenn gleich eine ganze Reihe von Spielern - Almeida, Pizarro, Tziolis oder Diego - unter ihren Möglichkeiten spielen.

Werder Bremen - Hamburger SV: Daten & Fakten zum Spiel