HSV erstmals seit 19 Jahren im Viertelfinale

SID
Die Spieler des Hamburger SV feierten den Einzug ins UEFA-Cup-Viertelfinale
© Getty

Nach dem Triumph war Martin Jol wunschlos glücklich - fast. "Bloß jetzt nicht Werder Bremen", meinte der Trainer des Hamburgers SV nach dem 3:2 (0:1)-Sieg bei Galatasaray Istanbul und dem Einzug ins Viertelfinale des UEFA-Cups.

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Bei der Auslosung in Nyon wurde sein Wunsch am Freitagmittag dann erfüllt. Die Hamburger spielen am 9. und 16. April zunächst zu Hause gegen die Millionentruppe von Manchester City mit den ehemaligen Hamburgern Vincent Kompany und Nigel de Jong, der international allerdings noch nicht spielberechtigt ist.

Das Hamburger Glück nach der erfolgreichen Reise an den Bosporus war damit perfekt. Werder könnte allerdings im Halbfinale warten.

HSV behauptet sich in der Hölle

Mit einer Notelf ohne sechs Stammspieler behauptete sich das Team in der Hölle, die am Ende stimmungsmäßig eher einem Eisschrank glich.

Paolo Guerrero war mit seinem Doppelschlag (57., 60.) der entscheidende Spieler in einer aufopferungsvoll kämpfenden HSV-Manschaft, er glich damit den 0:2-Rückstand nach den Toren von Harry Kewell (42., Foulelfmeter) und Milan Baros (48.) aus. Der Siegtreffer von Ivica Olic (90.+2) war noch das i-Tüpfelchen.

"Das war ein unglaubliches Spiel", sagte der erst 21 Jahre alte Außenverteidiger Dennis Aogo, der seine Feuertaufe in einer derartigen Atmosphäre bestand: "Das war für mich ein ganz großes Erlebnis."

"Ein ganz besonderer Tag"

Für Matchwinner Guerrero war es "ein ganz besonderer Tag. Wir sind sehr glücklich." Verteidiger Joris Mathijsen meinte: "Das ist für mich kein Wunder. Ärgerlich waren eigentlich nur die beiden Gegentore, da hatten wir kurz die Ordnung verloren", sagte der Niederländer, "dass wir es dann doch noch geschafft haben, ist echt super."

"Oh wie ist das schön!", sang das Häuflein der rund 500 mitgereisten HSV-Fans in Ali Sami Yen-Stadion des türkischen Rekordmeisters, als sie ihre Spieler nach dem Schlusspfiff feierten.

Erstmals seit 1990 im Viertelfinale

Zum ersten Mal seit 1990 haben die Hanseaten die Runde der letzten Acht in einem Europacup erreicht. Das vom Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann optimistisch vorgegebene Ziel, unter die Top-20 in Europa vorzudringen, ist erreicht.

In der kommenden Saison belegt der HSV mindestens Platz 14 im UEFA-Ranking. "Ich kann mich nicht daran erinnern, wann schon einmal eine Mannschaft ein 0:2 bei Galatasaray gedreht hat", sagte Jol nicht ohne Stolz, "das sind alles tolle Jungs. Wenn Galatasaray die "Löwen" sind, dann sind wir die Spartaner. Tiger sind noch zu zimperlich."

Auch Sportchef Dietmar Beiersdorfer strahlte über das ganze Gesicht: "Die Mannschaft hat auch nach dem 0:2 noch bewiesen, dass sie unbedingt weiterkommen wollte. Es sah zwischendurch schlecht aus, aber wir haben tolle Moral bewiesen und hätten noch höher gewinnen können", sagte der 45-Jährige.

Jol: Spieler "zu müde, um zu feiern"

Groß gefeiert haben die HSV-Profis nicht. Kein Bankett im Nobelhotel, keine Ansprachen, statt dessen ab ins Bett, um noch eine Mütze Schlaf vor dem um 10.00 Uhr angesetzten Rückflug mit der eigenen Chartermaschine zu bekommen.

"Die Jungs waren schon in der Kabine zu müde, um zu feiern", berichtete Jol. Nach der Ankunft bat er dennoch gleich wieder zum Auslaufen. Schon am Sonntag (16.45 Uhr im LIVE-TICKER) steht in der Bundesliga schließlich die nächste schwere Aufgabe bei Schalke 04 an. Und auch da wollen die Hamburger etwas mitnehmen.

Die Partie in Istanbul mag zwar in die Beine gegangen sein, für den Kopf war sie aber wie Doping. "Dieses Spiel hat uns Kraft fürs Wochenende geben", sagte Marcell Jansen. Mathijsen kündigte an: "Das muss uns vertrauen für Sonntag geben." Auch Frank Rost blickte schnell wieder voraus: "Das sollte uns weitere Moral für die nächsten Spiele geben. Wir wollen Schalke Paroli bieten."

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Galatasarays Traum geplatzt

Für Galatasaray dagegen wurde die kalte Nacht zum Alptraum. Nichts wollten sie mehr, als am 20. Mai ausgerechnet im Stadion des Lokalrivalen Fenerbahce im UEFA-Cup-Finale zu stehen.

Nach der Partie flossen Tränen der Enttäuschung bei den türkischen Spielern, die nicht fassen konnten, was ihnen da passiert war.

Baris Özbek, der deutsche U21-Nationalspieler in den Reihen der Türken, konnte es auch nicht fassen: "Es ist so bitter, wir hatten es schon in der Hosentasche." Die Zeitung "Hurriyet" brachte es am Freitag auf den Punkt: "Diese Hamburger blieben Gala im Hals stecken".

Galatasaray - Hamburg: Daten & Fakten