Schalke mal wieder desolat

Von Florian Bogner / Martin Hoffmann
Das 0:1: Schalkes Pander (Mitte) lässt den Ball passieren, ManCitys Benjani (li.) drückt ein
© Getty

Der FC Schalke 04 hat am dritten Spieltag der UEFA-Cup-Gruppenphase abermals einen spielerischen Offenbarungseid abgelegt und vor eigenem Publikum gegen Manchester City mit 0:2 (0:1) verloren.

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Vor 50.000 Zuschauern in der Schalker Arena boten die Hausherren eine blamable Leistung, Manager Andreas Müller musste während des Spiels "Müller raus!"-Rufe vom erbosten Publikum über sich ergehen lassen.

Kurz vor Schluss stimmten die Zuschauer dann hämisch "Oh, wie ist das schön an" und entließen die Spieler dann mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabine.

Dem Premier-League-Zwölften, der ohne Superstar Robinho angetreten war, genügte eine durchschnittliche Leistung zum zweiten Sieg im zweiten Gruppenspiel.

Benjani und Ireland treffen

Torjäger Benjani (32.) und Stephen Ireland (66.) erzielten mit gütiger Mithilfe der Schalker Hintermannschaft die Tore.

"Nach dem 0:1 fehlte der Mannschaft total der Glaube, noch ein Unentschieden oder einen Sieg zu schaffen. Die Fans hatten mit ihren Rufen 'Wir wollen euch kämpfen sehen' recht. Allerdings hat Manchester auch sehr ordentlich gespielt", sagte Trainer Fred Rutten.

Mit vier Punkten aus drei Spielen muss Schalke nun ums Weiterkommen bangen. Im letzten Gruppenspiel wartet am nächsten Mittwoch das Ex-Team von Trainer Fred Rutten Twente Enschede auf die Knappen. Nur ein Sieg würde Schalke ohne fremde Hilfe in die Runde der letzten 32 verhelfen.

Aufstellung:

Schalke: Neuer - Rafinha, Westermann, Bordon (73. Höwedes), Pander - Engelaar, Rakitic (63. Asamoah), Jones - Farfan, Altintop (80. Sanchez), Kuranyi.
Bank: Schober; Kobiaschwili, Ernst, Zambrano.

Man City: Hart - Richards, Kompany, Dunne, Garrido (46. Ball) - Wright-Phillips, Hamann, Ireland - Vassell, Sturridge - Benjani (85. Jo).
Bank: Schmeichel; Evans, Ben-Haim, Glauber, Logan.

Schiedsrichter: Alexandru Tudor (Rumänien)

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Bei Schalke ist Rafinha wieder dabei und ersetzt Höwedes. Westermann rutscht dafür in die Innenverteidigung. ManCity im Vergleich zum 3:0 gegen Arsenal auf zwei Positionen verändert: Robinho und Pablo Zabaleta sind zuhause geblieben, dafür spielen Hamann und Sturridge.

9.: Westermann in die Tiefe auf Jones, der steht plötzlich halbrechts frei vorm City-Gehäuse. Jones zieht aus 14 Metern ab, Hart pariert stark zur Ecke.

21.: Farfan legt per Kopf auf Jones ab, der das Leder artistisch mit der Hacke mitnimmt und dann aus 17 Metern volley abzieht. Zu unplatziert.

32., 0:1, Benjani: Konter ManCity. Sturridge vernascht Westermann und spielt den Ball parallel zur Fünferlinie. Pander semmelt unbedrängt über den Ball, dahinter schiebt Benjani lässig ein. Riesenpatzer von Pander.

39.: Ireland links im Strafraum frei, Neuer pariert. Benjani setzt nach, umspielt Pander und zieht ab - Ireland drückt den Ball aus vier Metern über die Linie. Dabei stand er aber einen Meter im Abseits.

57.: Wright-Philipps hat 24 Meter vorm Schalker Tor alle Zeit der Welt und lässt dann eine echte Fackel ab. Neuer fischt das Leder gerade noch weg.

67., 0:2, Ireland: Ireland und Benjani spielen am Schalker Strafraum Doppelpass. Jones grätscht unglücklich dazwischen, Ireland drückt den Ball unter dem herausstürzenden Neuer ins Netz.

76.: Freistoß Pander von rechts. Asamoah kommt am Fünfmeterraum mit dem Kopf an den Ball, doch Hart pariert sensationell.

So lief das Spiel: Schalke war bis zum Rückstand das bessere Team mit den besseren Möglichkeiten, probierte es aber zu häufig durch die Mitte, weil die Außen nicht richtig nachrückten. Die Engländer nutzten ihre erste Möglichkeit eiskalt zur Führung und stellten sich dann unaufgeregt hinten rein.

Schalke nutzte auch im zweiten Durchgang die größeren Spielanteile nicht für mehr als eine handvoll passabler Angriffe. Das zu eindimensionale Spiel durch die Mitte blieb, dazu stachen auch die ansonsten so wirkungsvollen Standardsituationen nicht. ManCity machte mit dem zweiten vernünftigen Angriff alles klar, den blutleeren Schalkern fiel nichts mehr ein.

Der Star des Spiels: Benjani. Der Mann aus Simbabwe war sehr beweglich, brachte die Schalker Abwehr immer wieder in Verlegenheit und war mit einem Tor und einer Vorlage maßgeblich am Sieg der Citizens beteiligt.

Die Gurke des Spiels: Christian Pander. Spielte defensiv himmelschreiend naiv, sein Verhalten vor dem 0:1 kann man durchaus als tölpelhaft beschreiben. Auch bei Irelands Abseitstor machte er, ins Zentrum eingerückt, keine gute Figur. Einer wie Pander kann sowas dann eigentlich immer durch gute Standards wettmachen - seine Ecken und Freistöße waren jedoch bis auf eine Ausnahme ein echter Graus.

Die Lehren des Spiels: Den Schalker Fans reißt langsam der Geduldsfaden - und das mit Recht. Spielerisch lieferte das Rutten-Team abermals einen Offenbarungseid ab.

Das 4-3-3 agiert gegen taktisch gut geschulte Teams, die gut verschieben, viel zu statisch.

Man City baute einen Vierer- und einen Fünferriegel vor dem Tor auf - das reichte, um Schalke jedes Offensivmoment zu nehmen.

Die Außenverteidiger wurden immer wieder gedoppelt und kamen so nie bis an die Grundlinie durch, in der Mitte war Rakitic mit der Spielmacherrolle überfordert. Der Schalker am Ball ist meistens der Gelackmeierte, denn Anspielstationen gibt es so gut wie keine.

Der Stand in der Gruppe A