Heile Bayern-Welt vor Halbfinale

SID
Uli Hoeneß
© DPA

München - Selig lächelnd stand Uli Hoeneß im Berliner Olympiastadion am Spielfeldrand und sprach nach dem Pokalsieg des FC Bayern beim Blick auf die jubelnden Stars wie Franck Ribery aus, was jeder sehen konnte: "Ich bin ein glücklicher Mensch."

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Ein Jahr nach Häme und Spott für Platz vier in der Bundesliga und dem Schock der verpassten Champions-League-Teilnahme ist die Fußball-Welt des Uli H. wieder in Ordnung: Die von ihm ersehnte "Fernglas"-Meisterschaft kann vielleicht schon am 27. April gegen den VfB Stuttgart perfekt gemacht werden - und im UEFA-Pokal winkt als historische Zugabe zum siebten Double der Vereinsgeschichte die Triple-Krönung.

"Drei Titel, das kann man im Sport nicht toppen", schwärmte der Manager angesichts der glänzenden Aussichten vor dem Halbfinal-Hinspiel des Bundesliga-Spitzenreiters gegen Zenit St. Petersburg.

Tresor geöffnet 

Es ist auch ein persönlicher Triumph der Vorständler Karl-Heinz Rummenigge und Hoeneß. Insbesondere der seit 1979 amtierende Bayern-Manager musste sich nach dem sportlichen Absturz in der vergangenen Saison böse Sprüche gefallen lassen bis hin zu der provokanten Frage: "Ist Hoeneß zu alt?"

Kritik und Schadenfreude hatten den inzwischen 56-Jährigen empfindlich getroffen - aber auch herausgefordert und angestachelt: Entgegen seinem schwäbischen Naturell öffnete Uli Hoeneß den prall gefüllten Tresor, gab Geld aus wie nie zuvor.

Für mehr als 80 Millionen Euro wurden ausländische Stars wie Ribery oder Luca Toni nach Deutschland gelockt, neue Gehalts-Dimensionen wurden beim Rekordmeister in Kauf genommen.

Acht Millionen Plus

Die Rekord-Ausgaben werden von Toni & Co. mit Toren und Titeln zurückgezahlt - die teure Saat geht auf. "Wir haben unser Geld ganz gut angelegt", bemerkte Hoeneß stolz.

Der "Süddeutschen Zeitung" sagte er: "Wir haben genauso viel Geld wie vor einem Jahr: Wir hatten minus 33 Millionen in der Budgetierung, doch jetzt liegen wir bei plus acht (Millionen) - wir haben eben alles wieder zurückgespielt."

Hoeneß könnte sich zurücklehnen nach einer Saison, in der auch Rummenigge und er extrem unter Druck standen und bisweilen die Nerven verloren, wie im Herbst bei der Rotations-Schelte für Trainer Ottmar Hitzfeld oder der Fan-Schelte des Managers.

"Uli ist ein Frontkämpfer" 

Inzwischen liegen sich die Männer-Freunde Hoeneß und Hitzfeld wieder selig in den Armen. Hoeneß' Jubel ist so heftig, dass man - wie nach Tonis 2:1-Siegtor im Pokalfinale gegen Borussia Dortmund - schon wieder Angst haben muss um den schmalen Hitzfeld, der über das Manager-Schwergewicht sagt: "Uli ist ein Frontkämpfer."

Aber wie lange noch? Wenn Jürgen Klinsmann im Sommer das Zepter von Hitzfeld übernimmt, will Hoeneß von der Bank auf die Tribüne wechseln. "Ich habe das jetzt 30 Jahre von unten angeschaut, jetzt kann ich mir das auch mal von oben anschauen."

An Klinsmanns Seite soll der künftige Teammanager Christian Nerlinger Platz nehmen. Es ist eine Zäsur, aber eine noch größere hat Hoeneß angekündigt: "Mein Vertrag als Manager läuft bis Ende 2009, den werde ich sicherlich nicht verlängern." Vorgesehen ist, dass er dann Franz Beckenbauer als Vereinspräsident und Aufsichtsratschef der FC Bayern AG ablöst.

Projekt Klinsmann

Noch ist das Zukunftsmusik, erst einmal muss Hoeneß das Projekt Klinsmann beim FC Bayern etablieren. "Unter Jürgen wird sich vieles verändern, und da müssen wir schauen, ob das funktioniert", sagte der Manager, der selbst gespannt ist.

Die spektakuläre Verpflichtung des ehemaligen Bundestrainers sollte ja auch beweisen, dass die Bayern-Führung immer noch visionär und innovativ sein kann. Wie sagte doch Hoeneß: "Wir wollen neue Wege gehen, wir sind ja keine Grufties."

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