Wieses Paraden bringen Werder auf Kurs

SID
Fußball, UEFA Cup, Bremen, Wiese
© DPA

Bremen - Lächelnd genoss Tim Wiese die ungeteilte Aufmerksamkeit. Ausführlich durfte der Held des Abends immer wieder schildern, wie er Werder Bremen mit zwei gehaltenen Strafstößen die glänzende Ausgangsposition für den Sprung ins UEFA-Cup-Achtelfinale gerettet hatte.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Nur als die unvermeidliche Frage nach dem Nationalteam kam, blieb der sonst so meinungsfreudige Torwart wortkarg. Aber nicht nur die Fans forderten immer wieder "Wiese für Deutschland" - auch Trainer Thomas Schaaf und Manager Klaus Allofs befeuerten nach dem 3:0 gegen den SC Braga die Torwart-Diskussion.

Unmissverständlich forderte Allofs: "Tim Wiese muss auch ganz klar ein Thema für die Nationalmannschaft sein. Er hat sich in den letzten Monaten noch einmal richtig entwickelt." Der Manager hatte bereits vor vier Tagen für einen Einsatz von Wiese im DFB-Team plädiert, als dieser bei Bayern München einen Foulelfmeter von Luca Toni pariert hatte.

Der in solchen Dingen sonst eher zurückhaltende Schaaf unterstützte die Personalie: "Wenn man sieht, wie viele Namen da immer wieder reingeworfen werden, da muss man Tim Wiese sicher dazunehmen." Dessen Leistung gegen Braga würdigte der nicht zur Euphorie neigende Coach des Bundesligisten mit den Worten: "Das hat er fantastisch gemacht."

"Löw ruft mich eh nicht an" 

Der sonst meist munter drauflos plaudernde Wiese erklärte knapp: "Das Thema ist für mich abgehakt. Löw ruft mich eh nicht an." Insgeheim hat sich der 26 Jahre alte Keeper womöglich längst geärgert, dass er im Herbst vergangenen Jahres öffentlich die Nominierungen von Timo Hildebrand, Robert Enke und Manuel Neuer für einen DFB-Lehrgang kritisiert hatte.

Bundestrainer Joachim Löw hatte Wiese daraufhin abgemahnt: "Was nicht geht, ist, dass er sich über andere Torwarte äußert. Das ist respektlos."

Dass es Wiese nicht an Selbstbewusstsein mangelt, zeigte sich am Mittwochabend auch in der vierten Minute der Nachspielzeit, als Werder einen Elfmeter zugesprochen bekam. Die Fans forderten lautstark Wiese als Schützen, und auch der Keeper schaute fast flehend zu Trainer Schaaf.

Rumhampeln und nervös machen 

"Ich hätte mir das zugetraut, deswegen habe ich rüber zur Trainerbank geguckt", berichtete Wiese. Stattdessen trat Hugo Almeida an und sorgte nach den Treffern von Naldo (4.) und Daniel Jensen (27.) mit dem dritten Bremer Tor für eine glänzende Ausgangsposition für das Rückspiel am kommenden Donnerstag. Bei Gegentreffern durch die Strafstöße von Roland Linz (10.) und Jorginho (36.) wäre die Situation deutlich schwieriger gewesen.

"Wenn man ihn fragt, ob er einen Elfmeter schießen will, ist er der erste, der losrennt", kommentierte Schaaf die kuriose Szene unmittelbar vor dem Abpfiff und fügte sachlich an: "Wir haben da ein paar andere Spieler vor ihm auf der Liste." Ansonsten war der Coach aber wie alle Beobachter des Spiels voll des Lobes.

"Die beiden gehaltenen Elfmeter waren sehr wichtig", sagte Schaaf. "Tim war der Rückhalt, den wir brauchten und das nicht nur in den beiden Elfmeter-Szenen. Seine Leistungen stimmen einfach."

Auskunftsfreudiger als beim Thema Nationalmannschaft war Wiese später, als es um seine drei gehaltenen Elfmeter innerhalb von vier Tagen ging. "Ich habe eine neue Technik", verriet er: "Ich hampele neuerdings ein bisschen auf der Linie rum, um den Schützen nervös zu machen."

Artikel und Videos zum Thema