Atouba tanzt am liebsten nach eigener Pfeife

SID
Fußball, UEFA Cup, HSV, Atouba
© DPA

Zürich - Er tanzt nicht nur auf dem Rasen, sondern ebenso gern seinen Chefs auf der Nase herum. Thimothee Atouba bleibt der Problemfall beim Hamburger SV.

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Dass der Kameruner trotz mehrfacher Aufforderung nicht zum UEFA-Cup-Spiel gegen den FC Zürich (Do., 20.30 Uhr im SPOX-TICKER) anreiste, hat Trainer Huub Stevens auf die Palme gebracht. Der Disziplin- Fanatiker war am Vorabend der Partie gegen den Schweizer Meister derart geladen, dass er den 25-jährigen Afrikaner gewaltig durchgeschüttelt hätte, wäre er ihm denn über den Weg gelaufen.

"Wir haben seit dem Spiel gegen Basel nichts mehr von ihm gehört", zischte der Niederländer und zwang sich, seinen Ärger unter Kontrolle zu halten. Die UEFA-Cup-Partie gegen Basel war am 20. Dezember. Stevens: "Spieler, die nicht hier sind, die sind nicht wichtig."

Atouba hatte es nach dem verlorenen Finale beim Afrika-Cup gegen Ägypten (0:1) offenbar vorgezogen, einige Termine in der Heimat wahrzunehmen. Zunächst gab es einen Empfang beim Staatspräsidenten Kameruns, dann soll Nationaltrainer Otto Pfister zu einer Party geladen haben. Anrufe vom HSV blieben unbeantwortet, SMS ebenso. In seiner Verzweiflung schaltete der Verein den VfL Bochum ein.

Stinkefinger, Ellenbogen-Check und Alarmstufe rot 

Dort spielt Atoubas Cousin und Nationalmannschaftskollege Joel Epalle, der ständig in Kontakt mit seinem Arbeitgeber war. Aber auch das brachte keinen Erfolg. Schon zum Fitnesstest am 4. Januar war der trickreiche Linksverteidiger nicht erschienen.

Atoubas Problem-Akte beim HSV ist dick. Da gab es die Stinkefinger-Affäre, den Trainingslager-Skandal, den Vertragsstreit und den Ellenbogen-Ausraster. Als die Fans den Afrikaner, der wegen seiner leichtsinnigen Kunststücke mitunter für höchste Alarmstufe in der eigenen Abwehr sorgt, während der Champions League-Partie gegen ZSKA Moskau im Dezember 2006 auspfiffen, zeigte er ihnen gleich viermal den Mittelfinger.

Daraufhin wurde er intern für zwei Spiele gesperrt. Es folgte der Rauswurf aus dem Trainingslager in Dubai, weil er Kritik an der medizinischen Abteilung übte. Zwischendurch hatte er der Vereinsführung vorgeworfen, sie wolle ihn über den Tisch ziehen und forderte deutlich höhere Bezüge.

Ein ganz besonderer Spieler 

Auch auf dem Rasen langte der "Vortänzer des HSV" kräftig hin. Zuletzt brachte ihm das eine Sperre von vier Spieltagen ein. Atouba hatte dem Frankfurter Albert Streit den Ellenbogen ins Gesicht gerammt.

Für die neuerliche Eskapade dürfte Atouba zumindest kräftig zur Kasse gebeten werden. "Wir wollen ihn erst anhören, bevor wir über Strafen diskutieren", sagte HSV-Sprecher Jörn Wolf und versuchte weiterhin, Kontakt zu dem Enfant terrible aufzunehmen.

"Ich mag Spieler, die etwas Besonderes haben. Timmi ist so einer. Ich will ihn nicht ändern, sonst beraube ich ihn seiner Qualitäten", hatte Stevens vor einem halben Jahr kundgetan. An diese Worte will er jetzt wohl nicht mehr erinnert werden.