In die falsche Richtung

Von Daniel Börlein
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© Getty

München - So eine Länderspielpause hat ja auch immer ihre guten Seiten. Vor allem wenn es nicht läuft, ist man über diese Art der Auszeit froh. Mal raus aus der Schusslinie.

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Genau deshalb war man auch beim FC Bayern nicht unglücklich, als die Liga nach Spieltag 13 und der ersten Niederlage gegen den VfB Stuttgart pausierte und Toni, Ribery und Co. in alle Himmelsrichtungen entschwanden.

In der Münchner Führungsriege hofften sie, dass danach wieder die Leichtigkeit des Saisonstarts zurückkehrt, die Hitzfeld-Elf eine Partie mal wieder locker nach Hause schaukelt und die erste kleine Krise der "neuen" Bayern beendet ist.

Nicht mehr souverän und unschlagbar

Doch was sich in der Bundesliga beim hoch verdienten, aber dennoch nicht ungefährdeten 2:1-Sieg gegen den VfL Wolfsburg schon andeutete, wurde nun auch beim 1:1 im UEFA-Cup bei Sporting Braga deutlich: Der FC Bayern ist längst nicht mehr souverän oder gar unschlagbar. Der Rekordmeister tut sich mittlerweile gegen jeden Gegner schwer. 

Auch gegen die Portugiesen bestimmten die Münchner zwar phasenweise die Partie und betrieben einen hohen Aufwand, doch der kann derzeit einfach nicht in Zählbares umgemünzt werden. "Mir hat ein bisschen die letzte Entschlossenheit gefehlt. Wir hätten auch aggressiver die Zweikämpfe annehmen müssen", sagte Ottmar Hitzfeld.

"Der andere wird es schon richten"

Durch Miroslav Kloses Treffer kurz nach der Halbzeit schien es dann allerdings doch für die Bayern zu laufen. "Mit dem Tor nach der Pause musst du eigentlich drei Punkte mitnehmen", so Mark van Bommel.

Der FC Bayern vom Saisonbeginn hätte das sicher gemacht, frühzeitig noch einen Treffer draufgelegt, sich damit einige "böse Fouls" (Hoeneß) erspart und in der Schlussphase Kräfte für die Liga gespart. Doch einiges läuft mittlerweile in die falsche Richtung. Das weiß auch Ottmar Hitzfeld.

"Wenn man immer nur gelobt wird, meinen manche, wir haben eine super Mannschaft und der andere wird es schon richten", sagte der Bayern-Trainer.

Kahn wieder mal Titan

In Braga war Oliver Kahn derjenige, der es richtete. Mit zahlreichen Glanztaten verhinderte der Bayern-Keeper schon in Halbzeit eins einen möglichen Rückstand und rettete auch in der Schlussphase gegen dann dominierende Gastgeber immerhin einen Punkt. Kahn hat noch immer dieses Feuer, dass einigen seiner Kollegen abgeht.

Nachdem er von Bragas Stürmer Roland Linz hinterhältig am Knöchel getroffen wurde, brodelte der Vulkan. Linz verdankt sein Leben dem energischen Einschreiten mehrerer Bayern-Spieler.

"Haben alle Trümpfe in der Hand" 

Kahns Dauerbeschäftigung zeigt: Selbst eine Führung reicht den Münchnern momentan nicht. Souveränität und Leichtigkeit, wie sie beispielweise derzeit der HSV an den Tag legt, der mit Halbgas einen ungefährdeten 3:0-Erfolg gegen Rennes einfährt, sind dahin.

Allerdings bleibt auch festzuhalten, dass die Bayern mit dem Remis und einem Sieg in drei Wochen gegen Aris Saloniki als Gruppenerster in die Runde der letzten 32 einziehen können. "Wir haben jetzt alle Trümpfe in der Hand", so Uli Hoeneß. "Und das ist für uns immer ganz wichtig."

In der Gruppe mit Braga, Bolton, Belgrad und Saloniki aber bis zum Schluss um das Weiterkommen zittern zu müssen, war nicht zu erwarten und auch nicht eingeplant. Es läuft eben einiges in die falsche Richtung beim FC Bayern. Und am Sonntag muss die Mannschaft auch noch nach Bielefeld. Auf der Alm gewannen die Münchner von den letzten sieben Bundesligaspielen nur zwei. 

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