Augenthaler, Ballack, Pfaff und Zobel erinnern sich an Hoeneß: "Uli - der Heilige König mit der größten Krone"

Klaus Augenthaler erinnert sich an die Zusammenarbeit mit Uli Hoeneß.
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Von Jean-Marie Pfaff

Ich bin ein Mensch, der das Herz auf der Zunge trägt. Womöglich hat Uli das auch gemerkt, als er mich das erste Mal traf. Er hat mich damals zu einem Gespräch ins Interconti in Düsseldorf eingeladen. Pal Csernai, der damalige Trainer der Bayern, war auch dabei. Es war ein nettes, aber sehr geschäftliches Treffen. Wir haben wie echte Männer verhandelt - letztlich machte mir Uli ein Angebot, das ich entweder annehmen oder für alle Zeit ausschlagen konnte.

Uli Hoeneß weiß, was er einem Spieler bezahlen muss. Er weiß, was nötig ist, um den Spieler zu holen. Er wollte einen Torwart - mich - und den bekam er.

Kurze Zeit nach dem Treffen hat Uli mich mit meiner Frau in einem Cafe in Köln abgeholt. Er meinte, wir sollten auf dem Weg zum Privatjet, der uns nach München flog, ein paar Meter Abstand zu ihm halten. Er wusste schon damals, wie er die Medien täuschte. Das lief alles sehr professionell. Wenig später saß ich bei Dr. Müller-Wohlfahrt zum Medizincheck. Anschließend lud Uli mich in seinen Porsche, wir fuhren zu ihm nach Hause, tranken mit seiner Frau Susi einen Kaffee - und Uli hatte seinen nächsten Transfer eingetütet.

Ich war im besten Fußballer-Alter und Uli nicht einmal zwei Jähre älter. Doch menschlich wirkte er schon viel gestandener, als es seine 30 Jahre vermuten ließen. Ich werde nie vergessen, wie er mich am Bremer Flughafen nach meinem unglücklichen ersten Bundesliga-Spiel in den Arm nahm und sagte: "Ich weiß, dass du es hier packst." Die Weisheit, die er mir mit auf den Weg gab, lebe ich heute noch: "Wenn der Wind kommt, musst du dich ducken. Wenn er vorübergezogen ist, musst du wieder aufstehen", sagte er. Das hat er vorgelebt, was es einfacher machte, ihm nachzueifern.

Worüber ich nach meiner Zeit bei den Bayern immer schmunzeln musste, waren die vielen Sagen um Ulis Wutreden. Denn ich kann mich in den sechs Jahren, die ich in München war, an keinen Ausraster von ihm erinnern. Ich kenne Uli nicht als jemanden, der laut schimpft. Natürlich hat er seine Meinung kundgetan, aber immer auf eine sehr menschliche Art.

Uli kennt diesen Verein wie kein anderer. Er weiß, wie alles beim FC Bayern läuft, er kennt jeden Mitarbeiter. Für Uli würde ich mich sogar noch mal ins Tor stellen und ihn einen Elfmeter schießen lassen. Weil ich wüsste, dass er sowieso drüber schießt.

 

Jean-Marie Pfaff wechselte 1982 vom SK Beveren zum FC Bayern. In sechs Spielzeiten holte er mit den Münchnern drei deutsche Meistertitel und feierte zwei DFB-Pokal-Erfolge. Uli Hoeneß war während dieser Zeit Manager des Klubs.