Eine Liga im Zeitraffer

Von Andreas Lehner
Das Liga-Finale in Grönland stand dieses Jahr ganz im Zeichen des Eisbergs
© spox

In Grönland herrscht Polarklima, da ist an gepflegte Rasenplätze nicht zu denken. Überhaupt kann man nur rund vier Monate im Freien Fußball spielen. Der heimische Meister wird mit fünf Spielen in sechs Tagen ermittelt. Auf einem Sandplatz. Am Polarmeer. Da kann schon mal ein Eisberg die Hauptrolle spielen.

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Der Kunstrasen im Moskauer Luschniki-Stadion war vor dem Länderspiel Russland gegen Deutschland ein großes Thema und bereitete dem deutschen Trainerteam große Sorgen. Wie schön wäre es doch, auf Naturrasen zu spielen...

Probleme, über die Jens Tang Oleson nur müde schmunzeln kann.

Er ist Nationaltrainer Grönlands. Auf der größten Insel der Welt wächst kein Gras. Überhaupt lässt das arktische Klima Fußball im Freien nur von Ende Mai bis Mitte September zu. Die restliche Zeit wird in Turnhallen gespielt.

Endlich ein Kunstrasen-Platz

Kein leichter Job für den Dänen Olesen, der die meiste Zeit des Jahres in seiner Heimat lebt und nur für drei Monate nach Grönland reist. Immerhin wurde im September in Qaqortoq der erste Kunstrasenplatz eröffnet.

Ein Geschenk des Weltverbandes FIFA, in dem der grönländische Verband aufgrund der fehlenden Rasenplätze und der fehlenden UNO-Zugehörigkeit kein Mitglied ist.

Auf dem neuen Kunstrasen werden aber auch in Zukunft keine offiziellen Länderspiele ausgetragen werden. Der Platz ist nur 68 Meter lang und 34 Meter breit.

"Ein spezieller Job"

Keine einfachen Voraussetzungen für einen Nationaltrainer. "Ich würde meinen Job als sehr speziell bezeichnen. Erstens haben wir keine vernünftigen Plätze zum Trainieren. Und zweitens ist es wahnsinnig aufwändig, die Spieler an einem Ort zu versammeln", sagt Oleson im Gespräch mit SPOX. "Unser Verband hat nur wenig Geld und die langen Anreisen sind teuer."

Beste Gelegenheit zur Spielerbeobachtung bietet die heimische Liga beziehungsweise das Meisterschaftsturnier rund um die 34. Kalenderwoche. Da kann in manchen Teilen Grönlands das Thermometer schon mal auf kuschlige 15 Grad hochschnellen. Immerhin.

Fünf Spiele in sechs Tagen

Acht Teams, die sich zuvor in den regionalen Vorturnieren qualifiziert haben, ermitteln in zwei Vierergruppen den grönländischen Meister. Das heißt im besten Fall fünf Spiele in sechs Tagen, komprimiert wie im Zeitraffer. Auf Sandplätzen. Zweimal 45 Minuten. Niveau: irgendwo zwischen Bezirks- und Landesliga.

Das Endturnier fand in diesem Jahr vom 10. bis 15. August auf der "Diskoinsel" in Qeqertarsuaq (Godhavn) statt. Die Heimmannschaft G-44 traf im Finale auf Malamuk (Uummannaq). 600 Zuschauer waren gekommen. Doch dann stand erstmal ein Naturschauspiel im Mittelpunkt.

Der Eisberg dreht sich

Der riesige Eisberg, der nur 50 Meter vom Spielfeld entfernt war, verlor das Gleichgewicht und drehte sich während der Nationalhymne (Nunarput utoqqarsuanngoravit) einmal um 180 Grad.

Das passiert, wenn der kleine Teil an der Oberfläche schneller schmilzt als der Rest im kalten Wasser. Spieler, Schiedsrichter und Zuschauer ließen ihre Hymne für einen Moment Hymne sein und wendeten sich dem eisigen Spektakel zu.

Der Eisberg und das Finale im Video

Das Spiel gewann G-44 3:0. Zakorat (2) und Hans Jørgen Zeeb erzielten die Tore. "Zakorat gehörte 2008 auch schon zur Nationalmannschaft", sagt Olesen. "Aber er war von seiner Persönlichkeitsentwicklung noch nicht weit genug. Aber wer weiß, vielleicht ist er in Zukunft wieder dabei." Tore sind auch auf Grönland ein gutes Argument.

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