Schon ein bisschen Chef

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Fatih Demireli
Thiago Alcantara wechselte im Sommer vom Gegner FC Barcelona zu den Bayern
© getty

Thiago Alcantara absolvierte sein erstes Spiel in der Allianz Arena gegen seinen Stammklub FC Barcelona. Beim Uli-Hoeneß-Cup wusste der Spanier zu überzeugen. Ganz verlassen hat er die Katalanen noch nicht, findet sich beim FC Bayern aber bemerkenswert rasant ein.

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Es ist ja nicht so, dass Thiago Alcantara den FC Barcelona im Clinch verlassen hat. Auch ist das Verhältnis zu seinem seit ein paar Tagen ehemaligen Arbeitgeber nicht vereist wie es bei seinem Chef Josep Guardiola inzwischen der Fall ist.

"An Barcelona war überhaupt nichts schlecht", sagte der 21-Jährige bei seiner Vorstellung beim FC Bayern München vor wenigen Tagen. Er wollte einfach etwas Neues probieren - und vor allem öfter spielen, als er es beim FC Barcelona durfte.

Das Schicksal wollte es so, dass Thiago damit ausgerechnet gegen den FC Barcelona begann. Beim Uli-Hoeneß-Cup, das Geburtstagsgeschenk für den Präsidenten des Rekordmeisters, stand er zum dritten Mal im dritten Spiel in der Startelf Guardiolas, nachdem er schon zum Einstand, beim Telekom-Cup, ohne Anlauf in des Trainers Experimenten eine zentrale Rolle einnahm und sich taktisch einfinden sollte.

Doch erst einmal hieß es Emotion statt Taktik. Hier ein Klaps, da eine Umarmung. Und wieder ein Klaps und wieder eine Umarmung. Thiago freute sich sichtlich, seine Ex-Kollegen wiederzusehen. Und sie freuten sich, ihn zu sehen. Beide Mannschaften waren längst in der heißen Phase des Aufwärmens, als Javier Mascherano über den halben Platz lief, um Thiago eine Umarmung zu schenken. Für Thiago war es an diesem Abend noch ein bisschen Barca.

Und das galt auch für die Szenerie auf dem Platz. Viele Ballkontakte, viele kurze und direkte Pässe gestalteten sein eigenes, aber auch das Spiel des FC Bayern. Thiago hatte schon nach 18 Sekunden erstmals den Ball am Fuß - viele weitere folgten.

Thiago legt eine rasante Integration beim FC Bayern hin - und ist spieltaktisch sogar schon ein bisschen Chef beim Rekordmeister. Die überzeugenden 74 Minuten beim 2:0 gegen den FC Barcelona haben die eine oder andere Facette im Thiago-Spiel beim FC Bayern verraten.

Die größten Auffälligkeiten beim Thiago-Watch:

Positionsspiel: Im Gegensatz zu den Auftritten beim Telekom Cup spielte Thiago diesmal nicht als einziger Sechser zwischen zwei Viererketten, sondern eine Position davor auf einer Linie mit Philipp Lahm im Zentrum. Der Spanier hatte dabei einen deutlich größeren Aktionsradius als der Bayern-Kapitän, durfte sich im Zentrum quasi frei bewegen: Er leitete damit viele Angriffe ein, bewies aber auch sein Können als überraschend sehr guter Balleroberer im Defensivverhalten. In der zweiten Hälfte fand der Neuzugang deutlich offensiver statt, kam so auch erstmals zu eigenen Torchancen im Strafraum. Stark: Vor der Ballannahme positioniert sich Thiago oft so, dass er sich nach Annahme in mehrere Richtungen bewegen kann und schafft sich so mehrere Optionen.

Passspiel: Mit Ausnahme von vereinzelten Abspielfehlern bewies Thiago, warum ihn Pep Guardiola unbedingt zum FC Bayern holen wollte. Der Youngster hat eine außergewöhnliche Begabung, schnell und gezielt zu passen. Zumindest an diesem Tag konnte tempomäßig nur Toni Kroos mithalten, der ebenfalls sehr direkt spielte - ohne den Ball lange zu halten. Noch benötigen Thiago und Mitspieler aber Zeit, um die richtige Abstimmung zu finden. Zwei Mal spielte Thiago intuitiv ab - in der Annahme, dass Arjen Robben und Franck Ribery die Intention des Passes verstehen - zwei Mal entstand eine gefährliche Kontersituation ob des Ballverlustes.

Persönlicher Auftritt: Thiago nimmt sich nicht zurück, gibt teils sehr lautstarke Anweisungen. Helfen normalerweise die Etablierten einem neuen Spieler in der Eingewöhnung in das System, scheint es hier tatsächlich so, dass Thiago Hilfestellungen gibt, wie man sich bei Pep zu verhalten hat. Bemerkenswerte Szene: Franck Ribery, der mitten in der Glückwunschzeremonie beim Tor von Philipp Lahm war, dessen Assist er per starker Flanke lieferte, wurde von Thiago unterbrochen. Der Spanier gab ihm gestenreich Anweisungen zu verstehen. Ribery nickte freundlich.

Bayern München in der Saison 2013/2014