Kirch will mit Bundesliga Geschäfte machen

SID
Leo Kirch
© Getty

Hannover - Fünf Jahre nach dem knapp abgewendeten Super-GAU will die Bundesliga offenbar wieder Geschäfte mit Leo Kirch machen. Der 2002 spektakulär gescheiterte Medien-Unternehmer soll nach übereinstimmenden Berichten insgesamt 1,5 Milliarden für einen Zeitraum von drei Jahren bieten.

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Diese Steigerung der Vermarktungs-Einnahmen um 20 Prozent lässt viele Manager die schmerzvolle Vergangenheit vergessen, die der Liga Verluste im dreistelligen Millionenbereich brachte und einige Vereine an den Rand des Ruins führte. Am 9. Oktober soll den 36 Bundesliga-Clubs das Modell bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung vorgestellt werden.

"Man muss sich jedes Angebot anhören", kommentierte Werder Bremens Clubchef Jürgen Born. Der ehemalige Manager der Deutschen Bank sagte: "Es war ja keine vorsätzliche Pleite von Kirch, man muss das auf jeden Fall prüfen und durchrechnen." Gerade im Fall von Kirch gelte aber, "dass sichere Garantien von erstklassigen Banken notwendig sind".

Rechte-Vermarktung durch Kirch 

Nach Angaben des "Spiegel" und des Fachmagazins "Sponsors" soll Kirch über seine neue Gesellschaft KF 15 das spektakuläre Angebot für das gesamte Rechtepaket abgegeben haben.

Kirch soll demnach aber nicht die Rechte von der Liga kaufen, sondern im Auftrag der 36 Profivereine an TV-Sender und andere Medien-Unternehmen weiter vermarkten.

So oder so ist die DFL aufgrund geltender Auflagen durch die Wettbewerbskommission der EU dazu verpflichtet, die Rechte auszuschreiben. Theoretisch könnte das über Kirch abgewickelt werden.

Gespräche laufen seit Wochen 

Berührungsängste aufgrund der Vergangenheit scheint es kaum zu geben. Seit Wochen soll die Ligaspitze bereits Gespräche mit Kirch und dessen langjährigem Vertrauten und Geschäftspartner Dieter Hahn führen.

Schon am 8. Oktober kommen DFL-Geschäftsführung und -Vorstand zusammen, ehe einen Tag später Vertreter aller 36 Clubs informiert werden können. Eine Stellungnahme lehnte die DFL bislang ab.

Die Insolvenz der Kirch-Unternehmen, zu denen unter anderem eine Vermarktungsagentur, der Bezahlsender Premiere und der TV-Konzern ProSiebenSat.1 gehörten, war eine der größten Pleiten in der deutschen Wirtschaftsgeschichte.

Kirch-Einstieg bei EM.Sport Media AG  

Die Liga war nach dem Crash des verschachtelten Imperiums nur knapp einer wirtschaftlichen Katastrophe entgangen und hatte sich mit der Eigenvermarktung der Rechte gerettet.

Die avisierten Summen von bis zu 460 Millionen Euro im letzten Jahr des Kirch-Kontraktes erhielt die Bundesliga indes nicht und musste immense Verluste hinnehmen. Viele Vereine hatten damals Probleme, weil sie in Erwartung der hohen TV-Einnahmen langfristige Verträge mit den Spielern abgeschlossen hatten.

Der einstige Medienmogul Kirch war Ende September überraschend wieder aus der Versenkung aufgetaucht. Als Gesellschafter stieg er bei der EM.Sport Media AG ein.

Schwer durchschaubares Firmengeflecht 

Im Gegenzug übernimmt EM.Sport Media AG von Kirch eine 36,4-Prozent-Beteiligung an der Schweizer Highlight Communications, die dieser verdeckt gehalten hatte. Dazu gehört auch die Mehrheit am Sportrechte-Vermarkter Team, der unter anderem mit der UEFA zusammenarbeitet.

Wie zu früheren Zeiten ist es ein schwer durchschaubares Geflecht von Firmen und Beteiligungen. Zu EM.Sport Media AG gehören unter anderem der Sportsender DSF und die Produktionsfirma Plazamedia.

EM.Sport hatte bereits angekündigt, künftig noch enger mit Premiere kooperieren zu wollen. Der früher Kirch gehörende Pay-TV-Sender ist nach dem Aus von arena wieder der größte Geldgeber der Liga.