Dynamo bettelt um Gunst der Fans

SID
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Dresden - Profi-Fußball oder Stadtklasse: Die Zukunft des Traditionsvereins SG Dynamo Dresden liegt ganz in den Händen seiner Mitglieder.

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Am 24. Mai stimmen sie über Satzungsänderungen ab, die die Stadt Dresden zur Bedingung ihres 1,25-Millionen-Euro-Darlehens an den finanziell angeschlagenen Club gemacht hatte.

Sollte die Zweidrittelmehrheit ausbleiben, würde die Stadt ihre Zahlungen einstellen. Dem Verein droht dann die sofortige Zahlungsunfähigkeit. "Die Gefahr, dass der Verein über die Wupper geht, ist groß", schätzt Dynamo-Geschäftsführer Bernd Maas die Lage ein.

"Es gibt große Teile der Mitgliederschaft, die sich eine Zustimmung nicht vorstellen können."

Satzung muss geändert werden

Zu den von der Stadt Dresden geforderten Änderungen zählt die Einführung eines Kombitickets, mit dem die Eintrittskarten gegen einen Aufschlag künftig auch für den Nahverkehr gelten würden. Dies hatten die Mitglieder in der Vergangenheit bereits zweimal abgelehnt.

Die Satzung muss zudem auch geändert werden, weil die Stadt den Etat des Vereins bestätigen und künftig auch der Berufung und Abberufung der Geschäftsführung ihre Zustimmung geben will.

Die Stadt hält ihre Forderungen für gerechtfertigt. "Natürlich muss man, wenn man so einen Vertrag schließt, auch Dinge aushandeln und einfordern. Wir wollen in Zukunft vom Verein besser informiert werden. Ich denke, dass dies bei dieser Summe nachvollziehbar ist", betonte Dresdens Sportbürgermeister Winfried Lehmann (CDU) gegenüber dem Verein.

Verein wirbt stadtweit

"So eine große Summe ist noch nie aus Steuergeldern bereitgestellt worden. Wir wollen das dennoch tun, um ein Abrutschen des Vereins in eine der untersten Klassen zu verhindern."

Dynamos Vereinsspitze wirbt stadtweit mit Veranstaltungen und Plakaten für die Mitgliederversammlung. "Wir wollen auch die stillen Mitglieder aktivieren, ihre Stimme abzugeben", sagte Geschäftsführer Maas. Rund 4000 Mitglieder zählt der Club. Kämen alle, müssten etwa 2 700 den Satzungsänderungen zustimmen.

Die Gruppe derer, die lieber die Vereinsspitze kippen und dafür die Insolvenz in Kauf nehmen würden, schätzt der Verein vorsichtig auf 1000 Personen. Sie verbinden ihre Haltung mit der Kritik an Aufsichtsratschef Thomas Mulansky und Schatzmeister Olaf Schäfer, denen sie vorwerfen, die finanzielle Lage des Vereins zu lange mitgetragen zu haben.

Absturz bei Insolvenz?

Auch Geschäftsführer Maas wollen sie wegen dessen strikter Linie gegenüber Krawallmachern nicht unterstützen. "In der Mitgliederversammlung geht es nicht um Schuldzuweisungen oder Ursachenforschung, oder gar um Personaldiskussionen - es geht nur darum, ob die SG Dynamo Dresden in der bisherigen Form weiter existiert", appelliert Vereinspräsident Hauke Haensel.

Im Fall der Insolvenz droht dem Verein der totale Absturz. Vom Zwangsabstieg in die Sachsenliga bei der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens bis hin zur Streichung aus dem Vereinsregister und dem Neustart als neuer Verein in der Stadtklasse, falls dieses mangels Masse nicht eröffnet wird, ist alles möglich. "Wir verlieren alles, was wir uns in der letzten Zeit aufgebaut haben. Dazu zähle ich das Stadion, aber zum Beispiel auch das Nachwuchsleistungszentrum", sagte Haensel.

Die Zukunft der 14 Nachwuchsteams wäre ebenso offen, wie die Frage der Spielstätte. Die Miete für die neu gebaute Fußball-Arena wird sich Dynamo in der 2. Stadtklasse nicht leisten können.