U21-EM: Die Reaktionen auf Italiens Aus in der Gruppenphase - ein Mix aus Wut und Resignation

Italien ist nach dem 0:0 zwischen Frankreich und Rumänien aus der U21-EM ausgeschieden.
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Italien ist nach dem 0:0 zwischen Frankreich und Rumänien aus der U21-EM im eigenen Land ausgeschieden. Die Reaktion: ein Mix aus Vorwürfen, Kritik am Turniermodus und Eingeständnissen.

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Alberto wohnt in Udine, er besitzt dort eine kleine Trattoria, verkauft Pizzastücke und italienisches Bier. Als gebürtiger Udineser ist er Fußballfan mit Leib und Seele. Selbstverständlich zeigte er das Spiel zwischen Frankreich und Rumänien auf seinem kleinen Fernseher in der Ecke.

Die italienische U21-Nationalmannschaft hatte noch die Chance auf den Einzug ins Halbfinale. Die Chance, bester Gruppenzweiter zu werden. Klar war: Bei einem Unentschieden ziehen Frankreich und Rumänien ins Halbfinale ein.

Schon vor dem Anpfiff glaubte Alberto nicht wirklich daran, dass sich die beiden Teams einen erbitterten Kampf um den Sieg liefern würden. Einen Fünkchen Hoffnung hatte Alberto aber schon. In der Anfangsphase der Partie blickte er aufmerksam zum Bildschirm, reagierte bisweilen nicht einmal auf die Bestellungen seiner Gäste.

Frankreich übte in den ersten zehn Minuten Druck auf die rumänische Hintermannschaft aus. Rumänien erwiderte diesen und kam vor allem über Florinel Coman auf dem linken Flügel zu einigen Abschlüssen. Doch der vielversprechenden Anfangsphase folgte ein ernüchterndes Spiel ohne einen Schuss aufs Tor.

Frankreich und Rumänien mit Nichtangriffspakt?

Alberto hatte das gesamte Spiel über immer wieder seinen Tresen abgewischt und seinen Lappen entnervt über die rechte Schulter geschlagen. Als Schiedsrichter Georgi Kabakov das Spiel abpfiff und sich Franzosen und Rumänen über den Einzug ins Halbfinale freuten, winkte Alberto nur ab und schaltete zu einem Musiksender um.

Das passierte an diesem Abend in vielen Kneipen, in vielen Wohnzimmern, womöglich auch im Teamhotel der italienischen U21-Auswahl, wo die jungen Azzurrini das Spiel gemeinsam verfolgten. Viele Italiener waren verärgert. Es war ein 0:0 mit fadem Beigeschmack.

Das Wort "Biscotto" geisterte durch die Straßen von Udine, von ganz Italien - und durchs Internet. Es bedeutet "Keks", steht in Italien aber auch stellvertretend für eine Verschwörung. In Deutschland würde man wohl Nichtangriffspakt sagen. Das Spiel war zwar alles andere als ein Offensivspektakel, von einem Biscotto zu reden, ist allerdings zu kurz gedacht.

Italiens Niederlage gegen Polen als Knackpunkt: "Schuld der Mannschaft"

Den "Keks" aber hat sich die italienische Mannschaft selbst eingebrockt. Das Abwinken von Alberto hatte auch ein Stück weit etwas von Resignation. Italien verpasst zum dritten Mal in Folge die Olympischen Spiele.

Der EM-Kader der U21 war hochkarätig besetzt: Federico Chiesa, Moise Kean, Nicolo Barella, Gianluca Mancini, Patrick Cutrone und, und, und. Dennoch reichte es nicht.

Das liegt nicht am mutmaßlichen Biscotto. Das liegt in erster Linie an der Niederlage gegen Polen. "Dass wir auf ein Wunder hoffen mussten, ist die Schuld der Mannschaft. Sie hat viele Fehler begangen", schreibt der Corriere dello Sport. Der Turniermodus mit drei Vierergruppen tat sein Übriges dazu.

Luigi Di Biagio ist nicht länger Trainer der italienischen U21.
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Luigi Di Biagio ist nicht länger Trainer der italienischen U21.

Italienische U21-Nationalmannschaft muss sich neu aufstellen

Auch U21-Trainer Luigi Di Biagio steht in der Kritik. Ihm werden vor allem taktische Fehler vorgeworfen. Für Di Biagio war es aber ohnehin das letzte Turnier als Trainer der U21. Er wird seinen Vertrag nicht verlängern und dem italienischen Verband den Rücken kehren. Er habe Angebote aus Serie A und B erhalten.

Di Biagio wertete die Heim-EM aber nicht als Misserfolg. "Wir haben großartige Arbeit geleistet. Wir haben viele Jungs verbessert, viele haben es in die A-Nationalmannschaft geschafft. Das Ergebnis ist nicht positiv, aber für mich kein Misserfolg", sagte er.

Als Nachfolger werden der U19-Trainer Paolo Nicolato und der ehemalige Nachwuchs-Nationaltrainer Alberigo Evani gehandelt. Einer von ihnen soll Italien endlich wieder zu den Olympischen Spielen führen. Immerhin: Bei der nächsten U21-EM in Slowenien und Ungarn wird es 16 Mannschaften geben. Die Chance auf ein Biscotto ist dann schon mal geringer.