"Wir nannten ihn Deco"

Von Marcus Erberich
Ylli Sallahi (l.) ist das vielleicht größte Talent Österreichs - das hat auch der FC Bayern erkannt
© Imago

Im Winter sicherte sich der FC Bayern die Dienste von Ylli Sallahi. Der 17-Jährige gilt nicht erst seit dem Wechsel nach München als eines der größten Talente Österreichs. Seine Entdecker sind davon überzeugt, dass sich der Youngster beim Rekordmeister durchsetzen wird.

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In Österreich sind die Scouts des FC Bayern regelmäßig unterwegs. Der Weg von München in die Alpenrepublik ist nicht allzu weit - häufig allerdings aber auch umsonst. Regelmäßig kehren die Späher des Rekordmeisters nach der Beobachtung eines Talents zurück und konstatieren: Nicht gut genug für den FC Bayern.

Ende 2010 waren die Bayern-Scouts allerdings mal wieder angetan von einem Spieler. Ein 16-Jähriger aus dem Reserveteam des österreichischen Bundesligisten Kapfenberger SV Superfund hatte sie begeistert. Sein Name: Ylli Sallahi.

Kurz nach Weihnachten unterschrieb der Youngster dann schon in München einen Leihvertrag bis 2012, inklusive anschließender Kaufoption.

Sallahi: "Ich will mich weiterentwickeln"

"Ich will mich bei einem Großklub weiterentwickeln", begründete Sallahi die seinerzeit nicht unumstrittene Entscheidung, seinen Heimatverein zu verlassen.

In Österreich kickte Sallahi in der steirischen Landesliga, in München spielt der mittlerweile 17-Jährige vorerst für die U 19 in der A-Jugend-Bundesliga - mit Perspektive auf Einsätze im Profi-Team. Vorausgesetzt, er kann die an ihn gestellten Erwartungen erfüllen.

"Er kann ein Spiel allein entscheiden"

Im Gespräch mit SPOX schwärmen Sallahis Entdecker und Förderer Milan Zurman und Lubo Susic von ihrem ehemaligen Schützling. Zurman, Sallahis Coach von der U 14 bis zur U 16 und darüber hinaus auch persönlicher Ansprechpartner des Jugendlichen, schätzt vor allem seine Angriffsstärke.

"Offensiv ist er überragend. Er hat einen irrsinnig guten Schuss mit dem linken Fuß. Wenn er aus der zweiten Reihe abzieht, kann man fast sicher sein, dass der Ball wie eine Rakete im Tor einschlägt. Außerdem spielt er sehr gute Pässe", sagt Zurman.

Sallahi sei ein eher ruhiger Typ, so Zurman weiter, dennoch habe er in seiner Mannschaft die Rolle des Leaders übernommen. "Er hat nie zu viel gesprochen, aber auf dem Fußballplatz war er immer sehr präsent", bestätigt Susic.

"Als hängende Spitze war er für das Spiel meiner Mannschaft unentbehrlich", erklärt Zurman. "Ylli kann ein Spiel auch alleine entscheiden. Er will jedes Spiel gewinnen und gibt immer vollen Einsatz. Er ist kreativ und vor dem Tor sehr gefährlich. Wir haben ihn deshalb immer nur Deco genannt."

Mit vier Jahren zum KSV

Noch ist Sallahi von einer ähnlichen Laufbahn wie der portugiesische Superstar ganz weit entfernt, zumindest einen Karriereschritt hat er mit dem Wechsel zum FC Bayern nun aber gemacht. Der Grundstein wurde dabei in Kapfenberg gelegt.

In die 20.000-Einwohnerstadt zog Sallahi mit seiner Familie im Alter von nur wenigen Monaten. Sein älterer Bruder Elbasan spielte bald in der Jugend des örtlichen Fußballklubs - dem Kapfenberger SV Superfund.

"Als mein Bruder mit sieben zum Training gegangen ist, habe ich zu Hause geweint. Also durfte ich auch mit. Da war ich vier", erzählt Sallahi. Seitdem gehörte dem KSV sein Herz.

Nicht nur Befürwortung

Als die Offerte der Bayern kam, sorgte das nicht bei allen für strahlende Gesichter, es regte sich auch Widerstand gegen den Wechsel des damals 16-Jährigen. KSV-Chef Erwin Fuchs konnte sich durch den Transfer zwar über eine "bescheidene Leihsumme" freuen, ganz bedenkenlos gab er Sallahi aber auch nicht aus den Händen.

"Bei uns hätte Ylli im Frühjahr erste Bundesligaeinsätze bekommen, bei den Bayern bleibt er im Nachwuchs. Es war nicht leicht, aber es ist schön, wenn die Bayern zu unserer Nachwuchsarbeit gratulieren", so Fuchs.

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Werner Gregoritsch, Coach der Bundesliga-Mannschaft des Kapfenberger SV Superfund, riet Sallahi sogar von einem Wechsel ab: "Ich empfehle ihm, sich bei uns weiterzuentwickeln. Wir haben bewiesen, dass sich unser Team gut um Talente kümmert."

Aber Sallahi hörte nicht auf ihn. Zu groß war die Verlockung, eines Tages neben seinem Idol Franck Ribery auf dem Platz zu stehen - zu öde die Vorstellung, weiterhin in der steirischen Landesliga gegen Gegner wie Gleisdorf 09 oder Pöllau gegen den Ball zu treten.

"Er hat die Disziplin, sich durchzusetzen"

"Wir sind sehr stolz, dass ein Spieler von uns den Sprung zu so einem großen Klub wie Bayern München geschafft hat. Wir hoffen, dass er seinen Weg bei den Bayern machen wird. Für uns alle ist es das Wichtigste, dass Ylli sich weiterentwickelt", so Lubo Susic auf die Frage, ob er Sallahi nicht lieber beim KSV behalten hätte.

"Ich hoffe sehr, dass Ylli in fünf oder sechs Jahren schon einen Namen in der Bundesliga haben wird. Sehr wichtig wäre natürlich, dass ihm Verletzungen erspart bleiben und er das nötige Glück haben wird."

Österreichische Talente beim FCB

Mit seinem Wechsel zu Bayern München tritt Sallahi in die ebenso frischen wie vielversprechenden Fußstapfen seiner Landsmänner David Alaba und Christoph Knasmüllner.

Alaba kam 2009 von den Austria-Wien-Amateuren in die zweite Mannschaft des FC Bayern. Schnell gelang ihm dort der Sprung in den Profi-Kader - schon im Jahr seines Wechsels wurde er zwei Mal in der Champions League eingesetzt. Mittlerweile spielt er eine zentrale Rolle bei 1899 Hoffenheim und ist österreichischer Nationalspieler.

Knasmüllner hingegen konnte sich nicht in München durchsetzen, wechselte im Winter aber immerhin zu Inter Mailand.

Was die Chancen Sallahis angeht, sich bei den Bayern durchzusetzen, ist sein Entdecker Zurman jedenfalls optimistisch: "Mit seinem Spielverständnis und diesem starken linken Fuß ist das Potenzial auf jeden Fall da." Davon sind auch die Bayern-Scouts überzeugt.

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