Das Supertalent

Von Daniel Börlein
Moritz Leitner gab im September sein Debüt in deutschen U 19
© Getty

Im Sommer wechselt Moritz Leitner vom TSV 1860 München zu Borussia Dortmund. In den letzten Monaten hat der 17-Jährige "eine kometenhafte Entwicklung" hinter sich, inklusive Schulabschluss, WG-Gründung und neuer Staatsbürgerschaft. Die Experten prognostizieren ihm eine große Zukunft. Jetzt darf er nur nicht wieder abheben.

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Ohne Facebook geht ja heutzutage fast gar nichts mehr. Rund 13 Millionen Deutsche sind im populärsten aller sozialen Online-Netzwerke mittlerweile angemeldet. Weltweit hat Facebook nach eigenen Angaben etwa 500 Millionen aktive Nutzer, die täglich über die Website mit Freunden und Bekannten kommunizieren und sich über Neuigkeiten und Belanglosigkeiten austauschen.

Auch Moritz Leitner ist Facebook-Fan. Vor allem, wenn der 17-Jährige nicht in München ist, treibt er sich häufig dort herum. Wegen Lisa. Lisa ist seit gut einem Jahr Leitners Freundin, und wenn er unterwegs ist, dann "vermisse ich sie ganz fürchterlich. Über Facebook sind wir ständig in Kontakt."

Für 600.000 Euro zum BVB

Ab Sommer 2011 wird Facebook noch wichtiger für Leitner. Dann nämlich wird der Mittelfeldspieler vom TSV 1860 München nur noch selten in der bayerischen Landeshauptsstadt sein und stattdessen für Borussia Dortmund kicken.

Ende Oktober gab der BVB die Verpflichtung des Löwen-Youngsters zum 1. Januar 2011 bekannt. Sein Vertrag in Dortmund ist bis 2015 datiert, die Saison wird er aber noch in München zu Ende spielen. 600.000 Euro soll Leitner gekostet haben.

Geld, auf das die finanziell klammen Sechziger dringend angewiesen sind, das aus Dortmunder Sicht allerdings gewinnbringend investiert scheint. "Er ist ein herausragendes Talent, wie es nur ganz wenige gibt", sagt BVB-Coach Jürgen Klopp.

Auch bei 1860 weiß man das. "Er hat alle Möglichkeiten, ganz nach oben zu kommen. Ganz nach oben ist für mich Nationalspieler", sagt Löwen-Trainer Reiner Maurer im Gespräch mit SPOX.

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Maurer: Mit Gebhart vergleichbar

Maurer holte Leitner vor der Saison aus dem eigenen Nachwuchs zu den Profis. Bei den Löwen hat der gebürtige Münchner alle Jugendmannschaften durchlaufen und war immer einer der Besten.

"Ich hatte Moritz in der U 11, und er war damals schon ein Spieler, der mit sehr viel Talent gesegnet war", erzählt Leitners ehemaliger Coach Mike Silvia. "Ich habe Moritz in den letzten vier Jahren trainiert. Er besitzt ganz hohes Potenzial. Technisch ist er sehr raffiniert", sagt Jugendtrainer Klaus Schmidt.

Raffinesse, Kreativität und eine, trotz einer Größe von nur 1,74 Meter, erstaunliche Robustheit zeichnen Leitner aus. Am wohlsten fühlt er sich als Zehner. "Ich kann aber auch auf außen oder als offensiver Sechser spielen", sagt er.

"Er nicht so ein Typ wie die Benders, eher mit Timo Gebhart zu vergleichen. Er gehört in diese freche Schiene und hat eine gewisse Schlitzohrigkeit", erklärt Maurer. "Moritz hat eine tolle Ballkontrolle, ist sehr schwer vom Ball zu trennen und hat immer den Kopf oben."

"Er hat auch seine Macken"

In der Vergangenheit vielleicht auch schon mal etwas zu weit. "Sein größtes Problem könnte sein, wenn er wieder auf Wolke sieben schwebt und sich nicht aufs Wesentliche konzentriert. Wir hatten deswegen tatsächlich schon früher mal einen kleinen Disput in der Kabine", sagt Jugendcoach Silvia. "Er ist kein einfacher Spieler. Moritz hat schon auch seine Macken", weiß auch Ex-Trainer Schmidt.

Leitner ist einer, der durchaus aneckt, sich trotz seines Alters nicht versteckt und selbstbewusst auftritt. Seinem Spiel tut das allerdings gut. "Er tritt rotzfrech auf und ohne Hemmschwelle", sagt Maurer, dem das gefällt. "Dadurch steckt er auch den Rummel besser weg."

Mittlere Reife, WG, deutsche Staatsbürgerschaft

Der ist seit vergangenem Sommer ohnehin deutlich größer geworden. Überhaupt hat sich seitdem einiges verändert. Mit einem Notendurchschnitt von 2,3 machte Leitner seine Mittlere Reife. Am Ende, das muss er sich eingestehen, hat er auf Schule keine große Lust mehr gehabt. "Moritz war nicht der fleißigste Schüler, aber er hat's trotzdem geschafft", sagt Jürgen Jung, Leiter des 1860-Nachwuchsleistungszentrum.

Von der Nachwuchsabteilung der Löwen nabelte sich Leitner im Sommer etwas ab. Statt in einem Zimmer im Vereinsinternat, wohnt er seit einiger Zeit in einer WG mit U-23-Spieler Marcel Kappelmaier in der Nähe der Grünwalder Straße.

Seit Anfang September ist Leitner auch deutscher Staatsbürger. Weil seine Mutter Österreicherin ist, hatte er zuvor lediglich den österreichischen Pass, der ihm immerhin zu einem U-17-Länderspiel für die Alpenrepublik verhalf.

Fester Bestandteil der U 19

Mittlerweile hat er allerdings längst für den DFB debütiert und ist ein fester Bestandteil der deutschen U 19. "Er hat alle Voraussetzungen und das Talent", sagt Nationaltrainer Ralf Minge, der allerdings auch warnt: "Talent haben und Talent ausschöpfen, das ist zweierlei. Es ist immer auch pädagogisches Geschick notwendig, um zu bremsen, zu forcieren und auch mal Druck aufzubauen."

Auch Löwen-Coach Maurer versucht, den Ball flach zu halten: "Wir hatten hier auch schon viele Spieler mit Talent, die trotzdem nicht den Durchbruch geschafft haben."

Dass es nicht immer nur bergauf geht, hat Leitner in den letzten Wochen bereits feststellen müssen. Zuletzt saß er viermal in Folge nur auf der Bank. Allerdings, sagt Maurer, ändere das doch nichts daran, "dass er ein Supertalent ist und eine kometenhafte Entwicklung genommen hat." Fast so wie Facebook.

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