Das Märchen von Malatyaspor: In zwei Jahren aus der zweiten Liga nach Europa

Von Daniel Nutz
robin-yalcin-600
© imago images

In der Süper Lig war Yeni Malatyaspor in der letzten Saison die große Überraschung. Nun will man sich mit dem Einzug in die Europa League belohnen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Januar 2019: Es ist ein kalter Tag in Istanbul, die Sonne verschwindet langsam hinter dem Bosporus, die Scheinwerfer des Sükrü-Saracoglu-Stadion erleuchten den Himmel in der Dämmerung, als über 32.000 frenetische Zuschauer Zeuge eines spektakulären Spiels werden.

Der Tabellen-15. fordert den Drittplatzierten, Fenerbahce empfängt Yeni Malatyaspor. Doch nicht der große, ruhmreiche Klub aus Istanbul mischt in der Tabellenspitze mit, sondern die Gäste aus Ostanatolien sind nach 19 Spieltagen die große Überraschung der Süper-Lig-Saison. Fener hingegen kämpft zu diesem Zeitpunkt gegen den Abstieg.

Es entwickelt sich ein Schlagabtausch, Malatyaspor kontert zweimal eine Führung der Hausherren, doch ein Abstaubertor von Mehmet Topal kurz vor dem Schlusspfiff lässt das Stadion toben und besiegelt schließlich die erst fünfte Saisonniederlage der Gäste.

Nach der Hinrunde lag Yeni Malatyaspor auf Rang zwei, die Mannschaft spielte teilweise atemberaubenden Fußball und beendete die Saison auf Rang fünf, gleichbedeutend mit dem Qualifikationsplatz für die Europa League. Das Besondere daran? Für den 1986 gegründeten Verein war 2018/19 erst die zweite erstklassige Spielzeit in der Klubgeschichte.

Yeni Malatyaspor: Drei EL-Quali-Runden bis zur Gruppenphase

Nach dem Aufstieg 2017 hatte der Klub in der Premierensaison souverän die Klasse gehalten, ehe das Team im zweiten Jahr richtig durchstartete. "Im Endspurt der vergangenen Saison wurde regelrecht darauf hingefiebert, dass wir den Quali-Platz erreichen", erinnert sich Defensivspieler Robin Yalcin im exklusiven Gespräch mit SPOX und Goal vor dem ersten internationalen Auftritt am Donnerstag gegen NK Olimpija. "Der Verein hat in seiner Geschichte noch nie eine bessere Platzierung erreicht, da wird im Stadion schon Einiges los sein", ist sich der 25-Jährige sicher.

Drei Qualifikationsrunden müssen die Türken überstehen, um die Gruppenphase zu erreichen. Nichtsdestotrotz wurde dies intern als Ziel ausgegeben, "nachdem man jetzt schon so weit gekommen ist", so Yalcin. Gegen den slowenischen Pokalsieger geht Malatyaspor zunächst jedenfalls als leichter Favorit in die Partie.

Mithelfen soll beim möglichst erfolgreichen Bewältigen der Herausforderung auch ein bekanntes Gesicht aus der Bundesliga: Der ehemalige HSV-Profi Gökhan Töre, in seiner Karriere zuvor außerdem für Chelsea, Rubin Kazan, Besiktas und West Ham United aktiv, hat Mitte Juli einen Vertrag bei Malatyaspor unterzeichnet.

Töre-Transfer beweist steigende Attraktivität

"Ich habe schon ein paar Mal gegen ihn gespielt, als er noch bei Besiktas war. Er ist auf jeden Fall ein Qualitätsspieler und deshalb ein Gewinn für uns", ist sich Yalcin sicher, schiebt jedoch hinterher: "Man muss hoffen, dass er gesund bleibt, das war in den letzten Jahren leider nicht immer der Fall. Im Training hat er aber schon gezeigt, dass er viel Qualität mitbringt."

Dass ein solch gestandener Spieler, der bereits 26 Länderspiele für die Türkei absolviert hat und in der Blüte seiner Karriere einst eine zweistellige Millionensumme Wert war, sich mit 27 Jahren für Yeni Malatyaspor entscheidet, ist laut Yalcin auch ein Zeichen, dass sich der Verein innerhalb der Türkei "zu einer attraktiven Adresse" entwickelt hat.

Artikel und Videos zum Thema