Huggy Bear, Eulen und andere Helden

Von Fatih Demireli
Die Spieler von Fenerbahce feiern die 18. Meisterschaft in der Süper Lig
© anadolu

ALLES SÜPER - jetzt ist Schluss! Wir lassen die Saison 2010/2011 Revue passieren und nominieren einen Nixkönner zum Spieler der Saison, einen Vielkönner zum Trainer der Saison und erklären, warum der neue Rekordmeister Fenerbahce der Flop schlechthin ist. Außerdem gibt's die Top-Elf der Saison.

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Spieler der Saison: Daniel Güiza. Mal unter uns, es liest ja keiner mit: Der Typ kann ja nichts. Klar, mal Torschützenkönig in der Primera Division und sogar mal Europameister mit Spanien - alles schön, alles süper - aber sonst? Güiza hat's geschafft trotz 22 Liga-Toren in zwei Spielzeiten für Fenerbahce den "Nixkönner"-Status zu erreichen. Sei es durch verstolperte Bälle, miese Leistungen, in den Sand gesetzte Liebschaften, u.v.a - Güiza hat's geschafft, zum Gespött einer ganzen Nation zu werden. Und zum Sympathieträger stieg er auch nicht auf, wenn man bedenkt, dass er mal seinen Kontoauszug zum Training mitgenommen hat.

Angesprochen auf Güizas Verbleib bei Fenerbahce, grummelte Feners Trainer Aykut Kocaman vor der Saison: "Hmmpf, ist halt so." Hat er seinem Angreifer mit dem Drei-Wochen-Bart toll den Rücken gestärkt. Und dennoch: Güiza schaffte es in dieser Saison mit einem einzigen Kurzeinsatz zum Helden zu werden. Beim 5:3 bei Bucaspor schoss er das 4:3 nach 3:1-Rückstand und brach im Anschluss im Interview im Tränen aus. Fortan gab's in jedem Spiel Sprechchöre für Güiza. Feners Präsi Aziz Yildirim war ganz froh: "Es zeigt sich, dass Güiza doch eine Verstärkung für uns ist. Das Warten hat sich gelohnt." 14 Millionen Euro Ablöse, 3,5 Millionen Euro Nettogehalt für ein Tor - läuft...

Trainer der Saison: Yilmaz Vural. Wir mögen ihn ja, den Yilmaz Vural. Ohne Scheiß, er erzählt immer so lustige Sachen und mit Fußball kennt er sich eigentlich auch ganz gut aus. Und dass er den Christoph Daum nicht mag, ist für den einen oder anderen Daum-Ablehner ja auch ein ganz okayes Kriterium. Gut, dass der liebe Vural-Yilmaz 25 Mal als Süper-Lig-Trainer entlassen wurde, ist schon sehr unglücklich und das haben wir an dieser Stelle schon oft genug durchgekaut. Machen wir nicht mehr.

Auch dass er das Entlassungs-Abo dem türkischen Fußball allgemein in die Schuhe schiebt und sich selbst schuldlos sieht, geht klar. Und selbst, dass er in dieser Saison sowohl Kasimpasa als auch Konyaspor zum Abstieg (und das sogar im direkten Duell) geführt hat, buchen wir unter "Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß" ab. Aber dass Yilmaz Vural am letzten Spieltag vor dem Spiel gegen Galatasaray darüber sinniert, wie schlecht doch Gala die Saison abgeschnitten hat und dass Gala den Rekord der meisten Gegentore in einer Saison brechen werde, wenn seine Konya-Mannschaft trifft und auch dieses Vorhaben ohne Erfolg endet, geht dann doch zu weit.

Aber gut, Yilmaz Vural will nicht zurückblicken: "Ich stehe dem Klub zur Verfügung, wenn er mich braucht, aber ich habe gewisse Erwartungen", sagt er. Rückblickend hat aber Kasimpasas Sportdirektor Süha Sidal eine Idee, warum der Klub wieder in die 2. Liga muss: "Wir haben Yilmaz Vural vertraut und steigen jetzt ab." Billige Ausrede, echt billig...

Flop der Saison: Fenerbahce. Mal ehrlich, liebes Fenerbahce. So eine Bilanz ist einfach ernüchternd und grenzt an Krise. Sprach doch die Konkurrenz vor der Winterpause vom Ziel alle 17 Rückrundenspiele zu gewinnen. "17 von 17", hieß es überall. "Onyedi de onyedi", sagt der Türke auf Türkisch (Ihr sollt hier auch was lernen). Fenerbahce sagte in der Winterpause gar nichts, weil man frisch gegen den Zweitligisten Yeni Malatyaspor verlor und aus dem Pokal ausgeschieden war. Die Fans gingen auf die Barrikaden und selbst ein Trainerwechsel stand zur Debatte.

Weil keine andere Alternative da war und die mögliche Abfindung für Aykut Kocaman schon für Güizas Gehalt draufging, ging es ohne Veränderung in die Rückrunde. Und Fener gewann, gewann, gewann und gewann - 16 von 17 Spielen gewann Fenerbahce. "Oha", sagt der Türke auf Türkisch in so einem Fall. ALLES SÜPER sagt: "Schwach!" Das eine Remis gegen Bursaspor war ein böser Rückschlag und die Meisterschaft ist deswegen natürlich vollkommen unverdient. Vielleicht hilft ja doch ein Trainerwechsel.

Heißer Feger der Saison: Emmanuel Emenike. KLICKST DU! Wir können uns gar nicht satt gucken und danken an dieser Stelle auch "Foto Flash" für dieses grandiose Foto. Das Foto der Saison. Es wurde entdeckt auf der Kaderseite von Aufsteiger Karabükspor und es schaffte es immer wieder zu einer Gastrolle bei ALLES SÜPER.

Das sexy Hemd, abgekauft von Starsky & Hutch's Huggy Bear, war nicht der einzige Blickfänger Emenikes. Der Nigerianer schoss in seiner ersten Süper-Lig-Saison geschmeidige 14 Tore, nachdem er schon in der 2. Liga Torschützenkönig wurde. Blöd nur, dass Emenike zum Saisonende die Lust verlor, weiter Fußball zu spielen.

Weil er mit Fenerbahce anbandelte, wollte er am vorletzten Spieltag gegen seinen womöglich baldigen Arbeitgeber nicht spielen. Trainer Yücel Ildiz nahm ihn dann auch für das Spiel gegen Trabzonspor raus. Hemd hin oder her - für uns hast du ausgeflasht, lieber Huggy...

Die Fans der Saison: Büyüksehir. Ganz ehrlich, wir verstehen es, dass sich bisher nur wenig Menschen dazu bewogen haben, Fan von Istanbul Büyüksehir Belediye Spor zu werden. Erstens: Anfeuern geht bei diesem Lexikon-Namen schlecht. Zweitens hat man in Istanbul genug Alternativen und Drittens: Wer ist schon Fan einer Stadtverwaltung? Denn Istanbul Büyükdingsbums ist der Klub der Stadtverwaltung Istanbuls und lange haben sich nur die Familien im 80.000-Mann-Olympiastadion eingefunden, wenn der Klub (übrigens sehr passabel) gespielt hat.

Ein paar Internetjunkies, die sich "die Eulen" nennen, gründeten im Laufe dieser Saison kurzerhand einen Fanklub und besuchten fortan Heim- und Auswärtsspiele Büyüksehirs. Erst waren es Fünf, später wurden es 30, dann sogar 100. Das Ganze gipfelte im Pokalfinale gegen Besiktas, als schätzungsweise 4.000 Büyüksehir-Fans ihre Mannschaft anfeuerten. "Total ungewohnt, nach Toren zu Fans laufen zu dürfen", sagt Büyüksehirs Stürmer Ibrahim Akin.

Und die Eulen singen nicht einfach "Ole, ole, gewinnt mal schön", sondern sind sehr kreativ. Vor allem die Spruchbänder sind eine Geschichte für sich. Eine Auswahl gefällig?

 

  • "Für uns ist überall auswärts!"
  • "Wir haben noch nie ein Pokalfinale verloren!" (Vor dem ersten Pokalfinale der Geschichte des Klubs)
  • "Der Schiri hat recht, Leute!"
  • "Jetzt seid mal still, wir müssen lernen!"
  • "Wir denken von Spiel zu Spiel!"

 

Good News: Nächstes Jahr will der Klub sogar Dauerkarten verkaufen - und sogar ein neues Stadion ist in Planung.

...und zum Schluss und jetzt mal im Ernst: Die besten Elf der Saison. Gratulation!

ALLES SÜPER bedankt sich bei der Süper Lig für eine tolle Saison, allen Stars und Pechvögeln, die es in ALLES SÜPER geschafft haben: Ihr seid die Besten!

Die Abschlusstabelle der Süper Lig

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