Gestatten, Abstiegsgespenst!

Von Fatih Demireli
Yilmaz Vural hat Sinn für Humor: Einmal kündigte er seinen Selbstmord im Fernsehen an
© anadolu

Das türkische Abstiegsgespenst hat einen Namen und drohte auch schon mit Selbstmord. Besiktas-Präsident Yildirim Demirören trifft Ronaldo und Mourinho zum Kaffee. Und: Revolution in der Süper Lig! Ab sofort gibt's die gleiche Punktzahl für alle.

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Das Abstiegsgespenst: Yilmaz Vural. Allein schon der Name ist eigentlich ein Extrapunkt für ALLES SÜPER, aber das wäre ja jetzt langweilig und der Vita Vurals unwürdig. Für die Ignoranten unter den Lesern, die den Mann nicht kennen, gibt's jetzt einmalig ein paar Infos: Vural ist nicht nur dafür bekannt in seiner bisherigen Trainerkarriere gefühlte 64, ungefühlte 25 Male entlassen worden zu sein. "Ich habe zur gleichen Zeit wie Alex Ferguson angefangen", sagt Vural. "Er ist immer noch bei Manchester United, ich habe 25 Mal den Klub gewechselt." Wer ist schuld daran, Herr Vural? "Der türkische Fußball", sagt er. Ganz klar.

Doch Vural hat viel mehr anzubieten: Nach einem Abstieg mit Antalyaspor kündigte er seinen Selbstmord live im TV an, um hinterher von einem Witz zu sprechen. Hehe. Bei Ankaragücü verprügelte Vural einen seiner Spieler, weil dieser nicht funktionieren wollte und küsste ihn dann beim nächsten Training auf die Stirn. Nicht zu vergessen, seine Herzanfälle auf diversen Trainerbanken.

Doch der gute Mann hat noch Ziele in seinem Leben. Offiziell sagt er: "Ich will Fenerbahce trainieren und ich garantiere, dass ich Meister werde. Wenn nicht, können die mein Gehalt behalten!" Doch Vural schickt sich gerade an, viel bedeutsamer in die Geschichte einzugehen.

Die aktuelle Saison begann er als Kasimpasa-Trainer und führte den Klub gekonnt auf Platz 18. Also der Wechsel nach der Winterpause zu Konyaspor, das damals noch auf keinem Abstiegsplatz stand. Und siehe da: Konya ist seit dieser Woche Letzter. Die Fans von Bucaspor, Tabellen-16., gehen vorsorglich schon mal auf die Barrikaden. Dort wurde Trainer Samet Aybaba entlassen. Kommt Vural, könnte er doch tatsächlich alle drei Absteiger der Saison 2010/11 höchstpersönlich küren.

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Hol' den Ronaldo! Gegen Yilmaz Vural ist Yildirim Demirören die Langeweile itself. Der Besiktas-Präsident ist - und da treten wir ihm nicht zu nahe - nicht lustig. Man hat noch nie einen lustigen Spruch von ihm gehört, auch komisch gelacht hat er noch nie. Und Witze versteht er auch nicht.

Als Demirören Anfang des Jahres die neuen Besiktas-Portugiesen Almeida, Simao und Fernandes vorstellte, fragte ein Reporter, so kreativ wie er war, ob jetzt als nächstes Cristiano Ronaldo zu Besiktas kommt, weil ja neben den drei Portugiesen auch Quaresma hier spielt. Klar, warum auch nicht? Hol' den Ronaldo, Boss!

Demirören guckte erst mal verlegen und sagte: "Ronaldo? Warum eigentlich nicht?" Da sich inzwischen herausgestellt hat, dass Simao, Almeida und Fernandes irgendwie keine Verstärkungen sind und Journalisten ab und zu ja vielleicht doch Ahnung haben, setzte er sich in den Flieger nach Madrid und traf - richtig! - Ronaldo (Guckst du!)! Und das war dem lieben Herrn Demirören nicht genug. Wenn ich schon mal da bin, dachte er wohl, gibt's gleich auch ein Treffen mit Jose Mourinho (Guckst du!).

Offiziell waren es Sondierungsgespräche, Mourinho und Ronaldo freuten sich über den Besuch aus Istanbul. Nur Demirören hat bestimmt schon einen Vertrag für beide aufsetzen lassen. Wer es uns nicht glaubt und denkt, das ist wieder nur Alles-Süper-Geschwafel: Nö! Demirören macht keine Witze. Und wir auch nicht.

27 Punkte für alle: Der türkische Fußballverband ist bekannt für tolle Ideen. Zum Beispiel gibt's die 6+2+2-Regel, wonach sechs Ausländer gleichzeitig spielen dürfen, während zwei auf der Bank und zwei auf der Tribüne sitzen müssen. Das ist ungefähr so, als würde man jemandem eine Arbeitserlaubnis geben, der dann aber in der Kantine hocken muss, bis ein Arbeitskollege nach Hause gegangen ist.

Jetzt haben die Verantwortlichen noch einen draufgesetzt und in Zusammenarbeit mit der Politik ein Sport-Gesetz aufgesetzt, das den Sport, also den Fußball, in der Türkei unter Kontrolle halten soll. Sprich: Gibt's Ausschreitungen, gibt's harte Strafen. Gibt's einen Betrug, gibt's Strafen. Gibt's Provokationen von Seiten der Medien, ja, auch dann gibt's Strafen.

Übrigens: Auch für das Abzünden von Bengalos gibt's ab sofort harte Strafen. Die Bursaspor-Fans haben am Sonntag beim Gastspiel gegen Fenerbahce schon ihre Konsequenzen gezogen: Guckst du!

Die Idee der neuen Gesetze ist klar: Im türkischen Fußball-Sport soll alles seine Richtigkeit haben und Ausschreitungen und dergleichen sollen eingedämmt werden. Und damit auch keine Hektik aufkommt, hatte das türkische "NTV" eine revolutionäre Idee. Alle Klubs haben ab sofort die gleiche Punktzahl.

Das glaubte zumindest eine Nachrichtensprecherin, die beim Tabellevorlesen jedem Klub 27 Punkte gab und nicht merkte, dass sie aus der Spieltagsspalte ablas (Guckst du!). Nur Galatasaray war mal wieder der Blöde. Weil die Gelb-Roten noch ihr Spiel absolvieren mussten, gab's nur 26 Punkte von der Frau von NTV - Tabellenletzter. Bitter.

Zum Schluss: Das Thema Galatasaray können wir natürlich nicht ignorieren, auch wenn die Rubrik ALLES SÜPER heißt und Galatasaray ALLES ist, aber nicht SÜPER. Aber: Nach dem 0:3 bei Antalyaspor und dem Absturz auf Platz 13 spricht man inzwischen doch von Abstiegskampf und so.

Die Suche nach dem Warum und Wieso haben sie in Florya längst aufgegeben. Wobei es sich durchaus mal lohnt, die Trainer zu beleuchten. Sagte doch Hagis Nachfolger Bülent Ünder nach dem 0:3 in Antalya: "Nachdem wir keine Gefahr ausstrahlten, haben wir auf 4-3-2 umgestellt." Eigentlich trauen wir Ünder schon zu, bis Elf zählen zu können. Sollte Gala aber doch einen neuen Trainer brauchen, Yilmaz Vurals Stuhl in Konya wackelt...

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