Aggro-Aschenputtel trifft Playboy

Von Cihan Acar
Einmal Moskau und zurück: "Playboy" Sercan war aber natürlich nur zwecks Urlaub in Russland
© anadolu

Wochenende der schlechten Vorbilder in der Süper Lig. Bei Fener holen sich zwei Spieler Gelbe Karten ab, um für ein Spitzenspiel einsatzbereit zu sein, das gar keines ist. Der Genclerbirligi-Keeper weiß vor lauter modischer Extravaganz nicht mehr, wo hinten und vorne ist. Sercan Yildirim macht auf unglaubwürdigen Playboy und ein türkisches Model gibt das Anti-Aschenputtel.

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Der falsche Vorbericht: In zwei Wochen ist es endlich wieder soweit! Galatasaray empfängt Fenerbahce zum großen Istanbuler Derby. Die jahrzehntelange Rivalität bekommt ein weiteres Kapitel, das ganze Land hält bereits jetzt den Atem an und es gibt kein anderes Gesprächsthema mehr, als das Aufeinandertreffen der zwei Erzfeinde, die beide an der Tabellenspitze stehen und somit die Vorentscheidung im Meisterrennen ausspielen werden! Jetzt aber genug aus dem Vorbericht zum Derby 2008 vorgelesen.

Wenden wir uns der Gegenwart zu, denn die sieht ganz anders aus: Wer Gala nämlich im März 2011 noch immer mit dem Begriff "Meisterrennen" verbindet, der sitzt wohl auch noch nachmittags gespannt vor dem Fernseher und freut sich auf die neueste Folge von "Der Preis ist heiß". Aufwachen! Harry Wijnvoord ist inzwischen Pferde-Auktionator, und der Tabellenelfte Gala hat sich und alle anderen am Wochenende zuhause zu einem müden 0:0 gegen Aufsteiger Karabükspor gequält.

Fragt sich nur, warum die Fener-Spieler Lugano und Andre Santos sich gegen Gencerbirligi Gelbe Karten abgeholt haben, um am nächsten Spieltag gesperrt und damit eine Woche darauf im Derby gegen Gala wieder einsatzbereit zu sein...Irgendjemand muss ihnen ebenfalls den Vorbericht von oben untergejubelt haben.

Der modische Schlussmann: Paul Ince, englischer Ex-Profi und zurzeit Trainer des Drittligisten Notts County, beschwerte sich kürzlich über den Fußballer von heute: "Zu meinen Zeiten gab es schwarze und weiße Kickschuhe und das war's. Heute tragen Fussballer Schals, Kopfhörer während Interviews, pinke Schuhe, grünen Schuhe, lange Unterhosen..." Serdar Kulbilge, Torwart bei Genclerbirligi, kann froh sein, dass Ince nicht sein Chef ist. Oldschool-Ince hätte ihn vor der Partie gegen Fener nämlich nach einem kurzen Blick ins Gesicht aus dem Kader gestrichen.

Serdar hatte nämlich gleich zwei modische Statements in seinem Gesicht und sah mit seiner Kriegsbemalung unter den Augen und seinem 90er-Jahre-Nasenpflaster aus wie der uneheliche Sohn von Rüstü Recber und Olaf Marschall. Für Extravaganz war beim Schlussmann also gesorgt, die Reaktionsfähigkeit schien aber darunter zu leiden. Denn während Serdar sich wohl fragte, ob er im nächsten Spiel zusätzlich die Edgar-Davids-Gedächtnisbrille tragen soll, tauchte plötzlich Fener-Stürmer Mamadou Niang im Strafraum auf und wurde vom viel zu spät herauskommenden Serdar umgeholzt - Elfmeter. Selbst schuld! Denn hätte der Keeper auf Paul Ince gehört, dann wäre die Sache mit dem nächsten Accessoire bereits geklärt und er hätte sich voll und ganz auf das Geschehen auf dem Rasen konzentrieren können: "Als Nächstes werden wohl Röcke getragen!"

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Der arme Armand: Fußballer können gemein sein, und Armand Deumi wird das bestätigen können. Der Kameruner spielt bei Aufsteiger Karabükspor und hat in dieser Saison bereits drei Tore erzielt - zwei davon leider ins eigene Tor. Mit seiner Abgebrühtheit vor dem eigenen Tor hat es Deumi nun zum Running Gag innerhalb seiner Mannschaft gebracht. Während sich vor der Begegnung zwischen Galatasaray und Karabük am Samstag Deumi und der Rest der Startelf noch in den Katakomben befanden, hatten die Ersatzspieler der Gäste schon mal auf der Bank Platz genommen und klopften untereinander vor laufenden Kameras einen Spruch nach dem anderen über ihren Eigentor-King.

Der eine bezeichnete ihn als Anwärter auf die Auszeichnung als Torschützenkönig ("Deumi wird Alex bis zum Ende jagen!"), ein anderer hatte einen eher zweifelhaften Tipp für den vor dem eigenen Tor eiskalten Innenverteidiger parat: "Ich hab ihm gesagt, dass das weiteste Tor immer das richtige ist." Bei solch einem verwirrenden Tipp ist es kein Wunder, dass sich Deumi im Spiel dann bei Eckbällen seiner Mannschaften kaum mit nach vorne traute.

Der wahre Playboy: Was macht jemand, der nach eigener Aussage "unzählige Mädchen im Umfeld" hat, aus denen er sich nach Lust und Laune eine aussuchen kann? Na klar, er gibt eine Kontaktaufzeige auf. Lieber zu viel als zu wenig heißt das Motto, und echte Aufreißer wie Bursaspors Sercan Yildirim wissen das. Der 21-jährige war erst in den Schlagzeilen, weil er einen Kurztrip zu Transferverhandlungen ins minus 11 Grad kalte Moskau als "Urlaub" bezeichnete und weil der Transfer zu Lok Moskau am Ende spektakulär scheiterte.

Jetzt steht er aufgrund einer Kurznachricht, die er mit seinem Blackberry im betriebseigenen Messenger-System verbreitete, erneut in allen Zeitungen. "Hallo, ich bin Sercan, professioneller Fußballer. Ich spiele bei Bursaspor. In meinem Umfeld gibt es zwar unzählige Mädchen, aber ich bin nicht leicht zu beeindrucken. Frauen mit sehr, sehr viel Selbstbewusstsein dürfen mich anschreiben. Ansonsten könnt ihr fernbleiben...", schrieb Sercan auf der Suche nach neuen weiblichen Kontakten. Jaja, vor unzähligen Verehrinnen nicht retten können, aber dann per Blackberry-Aufruf auf Flirtsuche gehen. So sind sie, die wahren Playboys. Blöd nur, dass eine Zeitungsreporterin auch eine Nachricht von unserem heißen Hengst bekam.

Das Aggro-Model: Schmeiß das Blackberry weg, Sercan! Wir haben die perfekte Dame für dich. Menekse Güngör ist ein türkisches und bis vor kurzem recht unbekanntes Model, das seit der Partie Besiktas-Trabzon am Wochenende in aller Munde ist, und um den Grund dafür zu erfahren, gehen wir Menekses Aufenthalt im Inönü-Stadion mit ihren eigenen Aussagen durch.

Menekse ist ein heißblütiger Besiktas-Fan ("Ich fluche auch im Stadion") und verfolgte die Partie zunächst auf einem gewöhnlichen Zuschauerplatz ("Habe eine Dauerkarte"). Gegen Ende der Partie begab sie sich aber zu den VIP-Plätzen ("Ein Kumpel brachte mich rein"), wo es schon ziemlich hoch herging ("dort ging es schon ziemlich hoch her"). Die Vertreter von Trabzon jubelten lautstark über den Siegtreffer in der 88.Minute ("Wie können Trabzon-Fans so ausgelassen zwischen uns jubeln?") und deshalb brach eine Massenschlägerei aus.

Menekse ließ sich von der aggressiven Stimmung anstecken ("Da hab ich kurz die Kontrolle verloren."), zog ihren Schuh aus, warf ihn in die Menge, und traf: Trabzon-Coach Senol Günes, der kurz zuvor auf die Tribüne geschickt worden war, am Kopf. Das tut Menekse im Nachhinein zwar irgendwie leid ("Ich wollte die anderen Typen aus Trabzon treffen, nicht ihn"), irgendwie aber doch nicht ("Ich bereue nichts. Außerdem war es ein Sportschuh. Die sind weich"). Drei Erkenntnisse aus der türkischen Aschenputtel-Version: Frau Güngör fackelt nicht lange, Senol Günes geht es wieder gut, und wir alle können froh sein, dass sich der stinkreiche, indische Geschäftsmann Ali Syed vor kurzem Racing Santander in Spanien zugelegt hat und nicht etwa Trabzonspor.

Denn was hätten Menekse and the Gang wohl mit dem angestellt, wenn er diesen Jubel hier im Inönü ausgepackt hätte? Klickst du!

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