Hugo Chavez: Dolmetscher des Verderbens

Von Fatih Demireli
Hugo Chavez (M.) alias Olgun Geafer: Übersetzt er Galatasaray in den Abgrund?
© Imago

Woche des Widerstand bei ALLES SÜPER! Hugo Chavez hat einen neuen Nebenjob in der Türkei. Trabzonspors Dolmetscher ruft zur Revolution auf. Die Süper Lig wird heimgesucht von einer Eulen-Plage und Bernd Schuster verleugnet Deutschland.

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Böser Hugo: Leute, jetzt mal im Ernst: Es ist zu einfach, Galatasaray in Grund und Boden zu bashen, nur weil sich Gala gerade die schlechteste Saison seiner Geschichte zusammenbastelt. Wir von ALLES SÜPER machen also das einzig richtige in so einer Situation: Wir bashen Galatasaray! Harhar. Torwart? Kann nichts. Abwehr? Manchmal schreiben wir Abwher, hehe. Mittelfeld? Wird total überschätzt. Sturm? War ganz schön windig in Istanbul in den letzten Tagen...zu langweilig? Nicht gelacht? Wir auch nicht.

Probieren wir es also doch auf die seriöse Tour und suchen nach den Schuldigen: Da gibt's ja einige Kandidaten. Sogar bei WikiLeaks haben wir schon mal nachgefragt (#AS14). Aber der wahre Übeltäter, ach was, der Bösewicht ist Hugo Chavez himself. Der venezolanische (ja, so schreibt man das) Präsident ist ja nicht gerade Everybody's Darling. Daran ändert auch nichts, dass er ganz frisch den Libyen-Hugo Muammar al-Gaddafi überseeartig abgeknutscht hat.

Chavez ist aber nicht nur Venezuelas "el presidente" und Talkshow-Master bei "Aló Presidente" - der gute Mann ist ganz nebenbei auch noch Gheorghe Hagis Dolmetscher bei Galatasaray. Getarnt unter dem Decknamen Olgun Geafer versucht Chavez die Worte Hagis ins Türkische zu übersetzen. Nur: Irgendwie versteht man Hugo Geafer noch weniger als Hagi. Hagi erzählt, Geafer übersetzt ein Mischmasch aus Rumänisch, Türkisch und irgendwas, das inzwischen schon Geheimdienste auf den Plan gerufen hat. Hagi hat inzwischen den Braten gerochen und fragt fast regelmäßig nach, ob sein Dolmetscher alles richtig gemacht hat. Wie soll Hagi da bitte seine Mannschaft erreichen?

Wer uns jetzt nicht glaubt, dass Chavez wirklich bei Gala arbeitet und nach den Drogen rätselt, die wir eingeschmissen haben, bevor wir uns mit Ayran und Döner an den Rechner gesetzt haben: Hier ist der Beweis und Peter Klöppel ist unser Zeuge!

Widerstand! Ist ja schön und gut, dass ein Präsident Dolmetscher eines Fußballklubs in Türkiye ist, aber ob das ein gutes Beispiel für die anderen Klubs ist? Irgendwie gerät das Ganze gerade außer Kontrolle. Die ersten Dolmetscher mucken auf. Nicht etwa mit böswillig falschen Übersetzungen, denn das gab es ja schon immer. Fragt nach bei Ex-Gala-Coach Frank Rijkaard: Weil sein früherer Dolmetscher Englisch-Unterricht bei Lothar Matthäus nahm, holte man lieber einen Türken mit niederländischen Sprachkenntnissen. Blöd nur, dass der Vokabel-Terrorist noch schlechter Türkisch sprach als Hugo Chavez.

Nein, die Süper-Lig-Dolmetscher kommen seit Chavez' Ankunft auf ganz andere Ideen. MAS REVOLUCION! Halil Yazicioglu, Dolmetscher bei Trabzonspor, machte am Sonntag den Anfang: "Wir müssen Rückgrat beweisen und mit unserer ganzen Kraft unseren Widerstand fortsetzen!" Was war geschehen? Weil Yunus Yildirim nicht ganz so pfeifen wollte, wie es die Trabzoner gerne hätten, brüllte Yazicioglu den Schiedsrichter ständig an - kurz vor Schluss musste Yazicioglu schließlich auf die Tribüne und fühlte sich im Anschluss genötigt, eine Revolution auszurufen.

Die Trabzon-Fans nahmen die Worte des Sprach-Genies ernst und bewarfen Schiri Yildirim - jetzt Vorsicht - mit Schuhen! Einer traf Yildirim am Kopf. Platzwunde. Blut. Leute, wo soll das noch enden?

Der Triumph der Kleinen: Aufstand, Widerstand, Revolution! Das Thema lässt uns nicht los. Denn überall das gleiche Bild. Wir haben an dieser Stelle ja oft vom Istanbuler Stadtverwaltungsklub Istanbul Büyüksehir Belediyespor berichtet. Junge Mannschaft, sehr guter Trainer, aber irgendwie keine Fans. Im 80.000-Mann-Olympiastadion genossen sie lediglich die Unterstützung von Klub-Funktionären und ein paar Familienangehörigen. Es reichten schon 100 Gäste-Fans, damit's wie ein Auswärtsspiel aussah. Doch damit ist es jetzt Schluss.

Ein paar Internet-Junkies, die sich "Die Eulen" nennen, haben einen Fanklub gegründet. Erst waren es Fünf, die sogar auswärts mit dabei waren. Die Unterstützung wurde von Woche zu Woche größer - sogar ein paar Fans der großen Istanbuler Klubs sollen schon übergelaufen sein, heißt es. Beim HEIMSPIEL gegen Galatasaray waren es knapp über 100 Eulen bei Sturm und Schneeregen im Olympiastadion. Nach dem 3:1-Sieg feierten die IBB-Spieler erstmals mit ihren eigenen Fans einen Sieg, warfen ihre Trikots in die Menge. Der Fanklub-Vorsitzende nach dem Spiel: "Galatasaray kam mit 1000 Fans hier her. Vielleicht überholen wir sie im nächsten Jahr..."

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Sag' mal, Bernd: Jetzt aber genug von Aufstand und so. Schließlich wurde ja auch Fußball gespielt, auch wenn Chavez, Yazicioglu und ein paar Eulen sich lieber mit anderen Dingen beschäftigen. Wobei, unser nächster Gast ist dem aufständischen Geist ja auch nicht so fern: Bernd Schuster. Weil Besiktas zuletzt sechs Pflichtspiele in Folge vergeigte, gab's eine Hetzjagd auf den Deutschen, die sich sehen lassen konnte.

Besonders die TV-Sendung "Telegol" hatte es auf "Don Bernardo" abgesehen - nur widersprachen sich die Jungs von "Kanaltürk" dabei immer wieder. "Was erwartet ihr von einem Typen, der sein eigenes Land verleugnet und so tut als wäre er ein Spanier", sagte ein Experte. Die anderen nickten zustimmend. Was dann nicht passte, dass alle auch nickten, als ein anderer Experte (!!) über Schusters angebliche Sympathien zu einer deutschen Widerstandsgruppe aus der Vergangenheit mutmaßte.

Doch Telegol war nicht allein: Zeitungen, TV-Sender und alle anderen: Schusters Vergangenheit wurde gegen ihn verwendet und die Schlussfolgerung aller Experten war, dass "Bernd Schuster ja eigentlich nichts vorzuweisen hat". Da passte das sehr überzeugende 2:0 bei Antalyaspor am Montag irgendwie gar nicht ins Konzept.

Dem Fieldreporter von LigTV, der nach jeder Niederlage genüsslich seinen Privatkrieg mit Schuster führt, fielen nach dem 2:0 plötzlich keine Fragen mehr ein: "Hmmm, gibt's irgendetwas noch, was der Trainer sagen will, was ich nicht gefragt habe", murmelte Ömer Güvenc. Schuster konnte sich ein freches Grinsen nicht verkneifen und antwortete: "Nö, alles gut." Alles Süper Bernd, Alles Süper...

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