Konfrontationskurs!!!

Von Cihan Acar
Wenigstens von Kayseri-Coach Shota Arveladze (r.) wurde Gheorghe Hagi herzlich empfangen
© anadolu

Alles Süper diesmal mit Konfrontationen und Gegensätzen, wohin man schaut: In Trabzon stört ein Gästespieler mit Slapstickeinlagen die Romantik. Feners Kapitän erlebt einen historischen Abend, der aber für ihn ärgerlich endet, und Guti weiß nicht so Recht, ob ihm nach Feiern oder Trauer zumute ist. Gheorghe Hagi erlebt derweil in Kayseri einen kalten Empfang.

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Romantik vs. Slapstick: Bei der Partie Trabzonspor gegen Eskisehir am Sonntag war auf den Rängen Romantik angesagt: in der 61. Minute, in der es auf der Tribüne im Avni Aker-Stadion traditionell hoch hergeht (die Zahl 61 ist das Autokennzeichen Trabzons), ließ ein junger Mann ein großes Plakat inklusive Heiratsantrag an seine Geliebte ausrollen und auf der Gegenseite verfolgte ein Brautpaar das Spiel, das kurz vor dem Spiel geheiratet hatte und danach gleich in voller Montur ins Stadion gekommen war.

Weniger Glücksgefühle gab es aber unten auf dem Rasen. Der Trabzon-Elf wollte einfach kein Treffer gelingen und am Ende blieb es beim torlosen Remis. Zudem sorgte Eskisehir-Spieler Doga mit einer feinen Slapstick-Einlage für Ärger: Der Mittelfeldmann wurde kurz vor Ende des Spiels am Spielfeldrand gefoult und wollte die Gelegenheit gleich dazu nutzen, ein wenig Zeit zu schinden. Dumm nur, dass er dabei über die Seitenlinie stürzte und das Spiel weiterlief.

Also rollte Doga sich einfach mit einer gekonnten Drehung zurück aufs Feld und hielt sich vor lauter Schmerz den rechten Fuß, obwohl bei der Aktion sein linker getroffen worden war. Bei soviel Dreistigkeit wird wohl sogar die Dame im feinen Brautkleid die Fassung verloren haben.

Alex vs. Auswechlung:Wer würde sich da nicht ärgern: Da erzielt man das 3000. Tor in der Geschichte seines Vereins, legt mal eben zwei schöne Treffer nach, dominiert das Spiel nach Belieben und ist gerade dabei, das Trefferkonto weiter auszubauen... und dann?

Erscheint die 10 auf der Anzeigetafel des vierten Schiedsrichters. Vorzeitige Auswechslung nach 76 Minuten. Da brachten die Standing Ovations im ganzen Stadion auch nichts mehr, Alex de Souza war über die Herausnahme durch seinen Trainer Aykut Kocaman, zu dem er ein eher kühles Verhältnis pflegt, verärgert und marschierte direkt in die Kabine.

Später wurde der der Held des Abends aber zurückgeholt. Doch nun gab es ein weiteres Problem: Präsident Aziz Yildirim hatte angeordnet, dass das Trikot des Spielmachers für das Vereinsmuseum aufbewahrt wird. Das gute Stück war aber nicht mehr aufzufinden. Sogar die Spieler des Gegners Bucaspor wurden verdächtigt und mussten von ihrem Pressesprecher verteidigt werden: "Alex hat sein Trikot nach der Auswechslung auf den Boden geworfen. Ich glaube nicht, dass unsere Spieler etwas mit der Sache zu tun haben."

Auch wenn das Trikot weg ist und ihm das Ende des Abends nicht so ganz passte, seinen Platz in den Geschichtsbüchern hat der Brasilianer auch so sicher.

Melancholie vs. Nachtleben: Guti war für die Partie gegen Konyaspor gesperrt und fand daher Zeit, der spanischen Zeitung "Marca" einige schöne Einblicke in sein neues Leben in Istanbul zu geben - hier sind einige Ausschnitte:"Eigentlich lebe ich hier wie ein Gaststudent. Morgens mache ich mir einen Orangesaft und gehe dann zum Vereinsgelände. Danach gehe ich heim und schaue spanisches Fernsehen. Seit ich hier bin und immer seltener angerufen werde, hab ich gemerkt, wer meine wahren Freunde sind. Abends bin ich meistens zuhause und spiele Gitarre."

Wer sich jetzt aber den braven Guti jeden Abend mit Gitarre und O-Saft vor seinem Fenster mit Blick auf den Bosporus sitzend und melancholische Lieder schmetternd ausmalt, der täuscht sich gewaltig.

Nach dem Konya-Spiel wurde der Ex-Madrilene nämlich erneut von aufmerksamen Fotografen im Istanbuler Nachtleben erwischt. In Begleitung von zwei weiblichen Schönheiten ging es erst in ein schickes Restaurant und danach in seine Stammdiscothek Reina. So traurig ist Gutis Leben in Istanbul also zum Glück doch nicht.

Kayseri vs. Hagi: Beim Auswärtsspiel von Galatasaray in Kayseri hatten zwei Akteure mit permantenten Pfiffen und Protesten der Fans zu kämpfen: Ex-Kayseri-Kapitän Ali Turan und sein Trainer Gheorghe Hagi. Während man die Beschimpfungen gegenüber Ali getrost unter "enttäuschte Fans beschimpfen gewechselten Spieler als Verräter" abhaken kann, hat die Sache mit Hagi eine Vorgeschichte, die die Verärgerung der Leute in Kayseri nachvollziehbar macht.

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Als der Rumäne 2005 während seiner ersten Ära als Gala-Coach in Kayseri antrat, war ihm auf dem Weg zum Stadion sein Handy abhanden gekommen. Hagi vermutete einen Diebstahl, stürmte aus dem Mannschaftsbus und schrie Fans von Kayserispor vor dem Stadion an: "Einer von euch hat mein Handy geklaut! Ihr seid doch alle Diebe!"

Bei seiner Rückkehr nach Kayseri am Sonntag war Hagi aber trotz aller Proteste die Freundlichkeit in Person, strahlte übers ganze Gesicht und macht Scherze mit jedem, der ihm über den Weg lief. Wahrscheinlich plagt den Karpaten-Maradona ein schlechtes Gewissen beim Gedanken an das Ende der Handy-Geschichte: Wenige Minuten nach seinen Anschuldigungen hatte er es damals nämlich in seiner eigenen Jackentasche gefunden.

Alex-Gala bei Fener-Sieg

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