"...dann lebt Istanbul nicht mehr!"

Von Für SPOX in Istanbul: Fatih Demireli
Emre Belözoglu (l.) droht bei Fenerbahce für das Derby bei Galatasaray auszufallen
© anadolu

Die Türkei hält den Atem an! Im Ali-Sami-Yen-Stadion stehen sich ab 18 Uhr Galatasaray und Fenerbahce gegenüber. Es geht um Ehre, Punkte und um den Titel. Die Trainer Frank Rijkaard und Christoph Daum greifen zu besonderen Maßnahmen, bangen aber um ihre wichtigsten Spieler.

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Istanbul kennt keine Ruhe. Und das 24 Stunden am Tag. Es gibt sicherlich nicht viele Städte, in denen man sogar nachts regelmäßig im Stau steht. Und es gibt keine zweite Metropole auf der Welt, die zwei Kontinente vereint.

Mit der Einheit von Europa und Asien ist am Sonntag ab 18 Uhr Schluss, dann tut sich eine Schlucht auf mitten in der Stadt, so tief wie der Marianengraben. Denn dann ist Derbyzeit.

Europa-Vertreter Galatasaray trifft im Ali-Sami-Yen-Stadion auf Asien-Vertreter Fenerbahce!

"Das Herz der Türkei schlägt im Ali Sami Yen", titelt am Sonntag die Zeitung "Milliyet". Die sonst so lebhafte Stadt fährt ihre Systeme komplett herunter und überlässt die Bühne König Fußball.

"Wenn das Derby angepfiffen wird, lebt Istanbul nicht mehr - dann lebt nur noch das Stadion", erzählt Baris Özbek im Gespräch mit SPOX.

Sieg ist Pflicht

Der ehemalige U-21-Nationalspieler Deutschlands spielt seit zweieinhalb Jahren für Galatasaray und wird auch beim 364. Kräftemessen der Istanbuler Erzrivalen wieder auf dem Platz stehen. Sowohl für Galatasaray als auch für Fenerbahce steht viel auf dem Spiel.

"Wir sind zwar einen Punkt vor Fenerbahce, aber fünf hinter Bursaspor. Wenn wir nicht gewinnen, sieht es sehr schlecht aus", sagt Özbek. Fenerbahces Rückstand liegt sogar bei sechs Zählern.

Bursa verliert und macht es spannend

Der Verlierer kann sich die Meisterschaft wohl abschminken. Das Szenario erinnert an die Vorsaison, als beide Klubs zu einem ähnlichen Zeitpunkt mit dem Rücken zur Wand standen und sich nach dem 0:0 Hand in Hand aus dem Titelkampf verabschiedeten.

Die Derby-Kontrahenten können sich ganz aktuell bei ihrem Stadtrivalen Istanbul Büyüksehir Belediyespor bedanken, dass der Punkteabstand nicht schon bei acht Zählern liegt. Tabellenführer Bursaspor verlor am Freitag mit 1:2 bei Büyüksehir und erhöhte so noch einmal die Motivation für das Derby.

29. Derby für Daum

Viel Motivationsarbeit müssen die Trainer dabei aber ohnehin nicht leisten. "Das wird das leichteste Spiel für mich. Ich muss meinen Spielern nicht viel sagen", sagt Christoph Daum, der zum 29. Mal in einem Istanbuler Derby auf der Trainerbank sitzen darf.

Zu besonderen Maßnahmen greifen die Trainer trotzdem. So wie Daum, der beim 3:1 im Hinspiel seine beiden Stürmer Dani Güiza und Semih Sentürk auf der Bank ließ, um Außenbahnspieler Colin-Kazim Richards im Zentrum wirbeln zu lassen. Mit Erfolg.

Arda Turan nur auf der Bank?

Erfolg verspricht sich auch Frank Rijkaard von seiner Maßnahme, seine Mannschaft erstmals in dieser Saison vor einem Spiel im Trainingscamp übernachten zu lassen. "Wir müssen hochkonzentriert zu Werke gehen. Wer den Durchblick behält, wird siegen", so der Niederländer.

Der Galatasaray-Trainer bangt dabei um seinen Kapitän und Spielmacher Arda Turan, der aufgrund einer Verletzung zuletzt kaum trainieren konnte. Erst im Abschlusstraining machte der Kreativspieler eine ganze Einheit mit. Möglicherweise wird Arda nur auf der Bank sitzen.

Auch Emre-Einsatz fraglich

Auch bei Fenerbahce droht ein Leistungsträger auszufallen: Emre Belözoglu laboriert an einer Oberschenkelverletzung. Der frühere Galatasaray-Spieler, für den es ein ganz besonderes Aufeinandertreffen wäre, will unbedingt spielen. Die Klub-Ärzte raten jedoch von einem Einsatz ab.

"Auch wenn ich dabei ein Bein verliere, will ich spielen", wird Emre in der türkischen Sportzeitung "Fanatik" zitiert. Mit dabei werden auf jeden Fall rund 25.000 fanatische Zuschauer, unzählige Journalisten aus aller Welt und Schiedsrichter Cüneyt Cakir sein.

Letzterer wird wohl die schwierigste Aufgabe des Abends haben. Das eine oder andere Istanbuler Derby hat in der Vergangenheit schon manchen Schiedsrichter die Karriere gekostet...

Voraussichtliche Aufstellungen

Galatasaray: Leo Franco - Sabri, Neill, Emre Güngör (Servet), Hakan Balta - Topal, Baris, Elano (Arda) - Keita, Giovani, Jo

Fenerbahce: Volkan - Gökhan, Lugano, Bilica, Andre Santos - Mehmet Topuz, Selcuk, Vederson (Emre), Özer, Alex - Güiza

Schiedsrichter: Cüneyt Cakir (Istanbul)

Head-to-Head-Vergleich: Galatasray vs. Fenerbahce